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Für Leseratten

1.FC Magdeburg

          FCM - Literatur über Kreuz gelesen - eine kleine Buchrezension

In den Buchauslagen in und um Magdeburg gibt es unseres Wissens derzeit drei Bücher über den 1. FC Magdeburg zu kaufen. Wir haben sie alle und wollen an dieser Stelle mal damit angeben, auch alle durchgelesen zu haben und sind nunmehr auch in der Lage, aus unsrer Sicht zu vergleichen. 

 

>> Das Magdeburger Wunder in Rotterdam <<

Ein bereits vor längerer Zeit herausgegebenes Buch, oder besser gesagt Büchlein, stammt von Bernd Gottschalk, der sich selbst nicht zu schade ist, sein Werk noch am Stadioneingang anzupreisen und „feilzubieten“. Name der 64-Seiten umfassenden Lektüre: „Das Magdeburger Wunder in Rotterdam“, erschien im Oscherslebener Dr. Ziehten Verlag und kostete unschlagbare 10 DM.Der Autor will selbst dem Anspruch genügen, die gesamte Geschichte des Clubs von der Nachkriegszeit bis 1999 zu umreißen. Mit 64 Seiten? Wir schauen mal rein.

Nach kurzer Geschichte und Spielerstatistik leitet das Buch ein mit dem Spiel Mailand - FCM, zwei damaligen Mannschaftsbildern und einem vorzüglichem Spielbericht. Anlässlich diese 25-jährigen Jubiläums war das Buch erschienen. Ja, ja die Erinnerungen... Aber es lohnt sich. Hätte man z. B. nicht gedacht, dass nur 4944 Zuschauer das Finale sahen.

Bis zur Seite 23 folgen ausschließlich diverse Pokalspielstatistiken, der Autor hält sich streng an die Regel: Wer Pokal sagt, meint den FCM. Namhafte Gegner liefen in der Vergangenheit gegen den Club auf: FC Barcelona, Galatasaray Istanbul, Arsenal London, West Ham United, Banik Ostrava.

Selbstverständlich gingen jedes mal Pokalerfolge im eigenen Lande voraus.

Anschließend geht der Autor auf die nicht minder erfolgreiche Oberligavergangenheit ein, bevor er sich in der zweiten Hälfte des Buches Einzelpersonen widmet.

Krügel, Hoffmann, Streich, Pommerenke, Sparwasser, Seguin, Stahmann, Zapf, Moldenhauer, bis zum Trainer Schmidt lesen sich wie das Who is Who beim Traditionsclub.

Alles in allem ist dieses Büchlein ein gelungener Abriss und schnelles Nachschlagewerk, wenn man mal kurz die Einwechslungen und Halbzeitstand im Spiel gegen FC Wrexham am 19.9.79 wissen will.

Der Einband wirkt trotzdem etwas billig und antiquiert. Die Anzahl an Bilder, leider nur in s/w ist ausgewogen. Der Text ist eingängig und wirkt nicht zu trocken.

Der Autor persönlich erklärte gegenüber dem M-FT, das Buch innerhalb von nur sechs Wochen geschrieben zu haben, - alle Achtung. Darüber hinaus plane er zur Zeit ein Werk über „75 Jahre Boxen in Magdeburg“. Man darf also gespannt sein.

 

  >> Sieben Tränen muß ein Clubfan weinen <<

                                Das herzlichste Buch im Vergleich trägt den Untertitel: 1. FC Magdeburg - Eine Fußballegende.

Ein sehr bekannter Verlag, nämlich Gustav Kiepenheuer, stand Pate. Und vielleicht wirkt deshalb das Buch sehr professionell geschrieben. Von einer Frau. Nicht weiter schlimm... Annett Gröschner verstand es ausgezeichnet, die Stadt bzw. Region und den Fußball gemeinsam und überaus unterhaltsam zu beschreiben. Dabei zeichnete sie den Alltag mit guten autobiografischen Zügen ab.

Die Überschrift ist ein Fanlied, was heute gar nicht mehr gesungen wird.

Eingehend beschreibt die Autorin viele interessante Kleinigkeiten, die den FCM tangierten.

Z.B ihr Vater, der RW Erfurt-Fan war, Clubfans, die SED und die Stasi-Lageberichte, der Bayernkoch, Mädchen beim Fußball, Privilegien der Spieler, SKET, die Beziehung zur BRD, die FUWO, BFC, Heinz Florian Oertel, - all diese Dinge, die aus damaliger Sicht zum Teil langweilige Normalität waren, lesen sich heute wie ein spannender Roman. Viele ältere Magdeburger sagen bestimmt an einigen Stellen: ach ja, genau...

Vor jedem Abschnitt stehen jedes mal interessante Zitate von Fans und Spielern.

Statistik ist sehr kurz gehalten, die Geschichte des FCM wird schnell erzählt, der Schwerpunkt liegt dann in den Siebzigern und Achtzigern.

Der Gehalt an Bildern ist gering, auch nur schwarzweiß, aber der Text entschädigt dafür. Locker geschrieben, aus liebevoller ostdeutscher Sicht erklärt und unter Verwendung von Zeitzeugeninterviews, Anekdoten und Randgeschichten kann man sich leicht ein Bild machen, dass irgendwie die Welt auch damals „in Ordnung“ war...Der Fußball als Zuckerbrot nach der harten Arbeit. Auch die traurige Geschichte um die Absetzung von Krügel wird näher beleuchtet, wie auch großartige Dinge wie das Sparwasser-Tor.

Vieles mutet aus heutiger Sicht unglaublich an. Aber so war's wohl.

Im Anhang folgt dann doch noch etwas Statistik, interessant hierbei: die theoretischen Berufe einzelner damaliger Spieler...

Diese Buch ist eine Empfehlung auch an Nichtmagdeburger und Nichtclubfans, als auch an Fans anderer Vereine. Für ältere FCM-Fans aber ist es ein Muss !

Als das Werk vorgestellt wurde, kamen auch zur ersten Lesung vor zwei Jahren mit Autogrammstunde von Autorin und Exspielern bestimmt 100 Fans und Interessierte in die Bibliothek. Es gab auch diverses Medieninteresse.

So schrieb zum Beispiel das bekannte „Magazin“ :

„Fanatisch:
Wie die Karriere des 1. FC Magdeburg mit der Arbeitsproduktivität im dortigen
Schwermaschinenkombinat zusammenhing, was das Club-Rauchen mit Fußball zu tun
hatte, was in der HO-Gaststätte Auerhahn in Halberstadt um den 23. 10. 1974 herum
geäußert wurde - das und viel mehr hat Annett Gröschner, Fußballfan und ehemalige
Stürmerin in der Mädchenmannschaft der Schellheimer Oberschule, zusammengetragen.
Sie stellt nicht nur mit Fakten und Zahlen die erfolgreichste Fußballmannschaft
der DDR vor. In ihrem Buch gibt es auch Fotos und viele Originalstimmen von
Spielern, Fans und interessierter Staatssicherheit. So verbinden sich die
Fußball-Geschichten zu einem spannenden Stück Kulturgeschichte der DDR. Das Buch
ist auch Nicht-Fußballfans zu empfehlen...“

 

>> 1. FCM - MEIN CLUB << 

Das „frischeste“ Werk erschien mit viel Werbung und ist wohl auch deshalb das bekannteste. Ein schöner blauer Einband zeigt von vornherein, worum es hier geht. FCM und nix anderes. Schöne Farbfotos und die aktuelle Vergangenheit in den Neunzigern kommen hier nicht zu kurz, sind sie doch auch ein Traditions-Bestandteil.

Der Programmheftherausgeber ESV, Magdeburg, landete mit dem Buch einen Erfolg. Zwar zehn Mark teurer als das von Annett Gröschner, aber wann liest man denn sonst schon mal als Fußballfan...;-)

Sehr ausführlich, leider bisweilen zu langatmig, beginnt die Geschichte wirklich bei der „Urzeit“, als der Fußball ins Rollen kam in Deutschland und Magdeburg vor 100 Jahren. Was gab's nicht alles für Vorläufermannschaften. Aber die alten Aufnahmen sind sehenswert.

Dem Grubestadion wird auch mal ein extra Kapitelteil gewidmet. dann wird wieder die alte Nachkriegsgeschichte erzählt, über die Gründung, Entwicklung, Farbwechsel, Auf- und einmaliger Abstieg, alte Spielberichte und die Stimmung bei Europäischen Vergleichen.

Die Siebziger und die Achtziger werden getrennt beleuchtet und ausführlich beschrieben.

Ein Prunkstück für Fans ist die absolut lückenlose 80-Seiten-Statistik ab 19965/66 am Ende des Buches. Nie mehr muss man sich über alte Spielergebnisse oder Tabellenplätze streiten. Man weiß sofort wo es steht. Auch wer Moldenhauer auf den alten Mannschaftsfotos mal angucken möchte, ab Seite 140. Sah damals schon so aus wie heute. Amüsant die Veränderung der Haarfrisuren, inklusive Nackenschoner-Ära.

Ein weiterer großer Part wird, wie erwähnt, der Neuzeit gewidmet.

Die letzten zehn Jahre werden ganz gut beschrieben, verpasste Qualifikation, noch mal verpasste Qualifikation, Aufstieg, wieder verpasste Quali..-  und die Erzählung reicht sogar bis zum Bayern-Rauswurf 2000. Schließlich hörte ja der Club nach der Wende nicht zu leben auf und verfügt bekanntermaßen über die treuesten Fans.

Im FCM-Buch sind ebenfalls seltene Aushänge, Titelblätter und Programmhefte (gute Zeugen der Zeitgeschichte) zu sehen. Hier hatte der Verleger als Herausgeber wohl einige Vorteile. Fazit: Ein wahrer Jahrzehnte-Almanach.

Man kann übrigens auf Bestellung einen Namen auf den Umschlag aufdrucken lassen, - gute Geschenkidee.

Auf einen Blick  

Kriterien

Das Magdeburger Wunder in Rotterdam

Sieben Tränen muß ein Clubfan weinen

1. FCM -  
 
MEIN CLUB

 

 

 

 

Umfang

relativ wenig, broschüreartig, 64 Seiten

hoch, viel interessanter Textgehalt, 175 Seiten

sehr gut ausgewogen, 183 Seiten

Fotos

mäßige Qualität, s/w wenig

nur s/w, relativ wenig

viele Abbildungen in s/w und Farbe

Aufmachung

Informationen stehen im Mittelpunkt, sonst eher bescheiden

romanartig, originelle Überschriften und Zitate

Einband mit unverkennbarem Umschlag, Inhalt gut gegliedert

Besonderes

Moldenhauer-Vorwort

Autor-in (!), spielte selbst Fußball

Neunziger kommen nicht zu kurz

Sachverstand

sehr gut, kurz u. knapp gehalten, für die schnelle Auskunft

sehr gutes Erinnerungsvermögen u. Recherche der Autorin

perfektes Info-Angebot

Unterhaltungswert

etwas zu trocken geschrieben

ideale Bettlektüre für jedermann, mit Herz geschrieben

bescheidener, aber annehmbar

Preis/Leistung

sehr gut

(10 DM)

ist ok

(ca. 30 DM)

etwas überteuert

(ca. 40 DM)

Lieblingspassage

 

Zu 72 Europacupspielen:

 

„In den insgesamt 35 Heimbegegnungen konnten nur vier auswärtige Kontrahenten siegreich das Ernst-Grube-Stadion verlassen...“

 

Sparwasser-Zitat:

 

 

„Sarkastisch gesagt, wenn auf meinem Grabstein mal steht, Hamburg 74,

weiß jeder, wer in der Kiste liegt.“

 

 

 

„Mit dem sensationellen Erfolg gegen die übermächtigen Bayern haben die Blau-Weißen auch einen unermesslichen Imagegewinn verbuchen können.“

 

fragt nach in der Weinert - Buchhandlung oder im Fanshop,  ISBN auf Nachfrage bei uns...