Das Fußball-Drehbuch hätte kein
Krimiautor spannender schreiben. Was ging da heute vor im Grubeground?!
Was für ein Spiel, - was für ein FCM, was für ein blau-weißer
aufopferungsvoller Kampfesmut und welch Ausdauer.
Aus denkbar ungünstigstem Spielverlauf, in dem der HFC sich schon fast
als sicherer Sieger wähnte, bog der Club das Spiel in einem
überlegenen Kraftakt noch um. Er holte einen Rückstand von 1:3 auf,
indem er den Anschlusstreffer, den Ausgleichtreffer und schließlich den
finalen Siegtreffer ins Hallesche Herz gestoßen hatte.
Diese unbeschreibliche und mitreißende Schlussoffensive von
Sachsen-Anhalts NR.1 ließ den HFC, der seinerseits schon kräftig am
Feiern gewesen war, einfach nur verstummen.
Das Auf und Ab der Gefühlslage, was bis dato beide Fanlager
durchlebten, bot somit nur den Clubfans ein Happyend.
Doch, was mussten wir bis dahin durchmachen ?! Sieben Tore waren mit
Schlusspfiff zu verzeichnen.
Das Spiel ließ nie lange
Weile aufkommen. Die Spielanteile wechselten häufig. Keinem sollte hier
was geschenkt werden. So sah es sogar in der Anfangsviertelstunde nach
einer Überlegenheit des HFC aus. Der FCM kam nicht zu Potte, zog sich
weit zurück. Chancen hatten die Gäste trotzdem nicht. Das Magdeburger
Abwehrbollwerk stand.
Die erste richtige Torgefährlichkeit ließ der Club erkennen. Als
Kreibich, der im linken Bein einen Hammer habe muss, einmal abzog,
rettete die Hallesche Latte nur knapp. Jetzt war also der FCM da! Übernahmen
das Zepter. Die Hausherren schnellten immer wieder mit gefährlichen
Pässen in die Spitze und damit in den Strafraum der Gäste. Die hatten
damit arge Probleme. Wir waren einfach schneller. So gehörte uns die
zweite Viertelstunde deutlich. Sogar ein Elfer hätte für uns nach
einer halben Stunde gegeben werden müssen, als Schulz im Strafraum
durch klassisches Beinstellen gelegt worden war. Doch der absolut
überforderte Schieri war zu feige. Auch im weiteren Spielverlauf musste
man immer wieder regelwidrige und unberechenbare Entscheidungen des
Referees hinnehmen.
Die zunehmend unfaire und gefährliche Spielweise der Hallenser war ein
peinlicher Offenbarungseid. Nur mit Fouls und Nicklichkeiten, mit
vorsätzlichem Handspiel, mit Grätschen und Treten und so weiter
versuchten diese glanzlosen Oberligisten das FCM-Spiel zu
stören.
Kurz vor der Halbzeit konnte jedoch
der Schieri nicht mehr wegsehen und gab in einer klaren Situation einen
Elfmeter. (Er musste hierzu aber lange überlegen...) Kühne war von
hinten zu Fall gebracht worden, als er bereits vorm Torwart abzielen
wollte. Eine klare Sache.
Kreibich zog vom Punkt mustergültig ab und unten rechts zappelte das
Runde im Eckigen. Tor. 1:0 ! Auch eine klare Sache. Verdient, nicht
unerwartet, - der FCM bescherte sich die Belohnung für ein bis dahin
besseres Spiel.
Zufrieden, aber aus Clubfansicht
auch sehr sauer über die Schieri-Leistung und die HFC-Spielweise ging es in
die Pause.
Hälfte zwei dann ging's in
Richtung der Clubfans. Vielleicht konnte man ja nochmal nachwaschen?
Vorzeitig dem Gegner den Nerv ziehen?
Es sollte nicht sein. Der Gast fightete, stemmte sich gegen eine frühe
Entscheidung. In der 50. Minute dann das Unglaubliche Pech: Es sollte
ein Befreiungsschlag werden aus dem FCM-Strafraum heraus, es wurde ein
dummes Tor (46.). Denn ein HFC-Mann stand einfach nur im Weg, der Ball prallte
von ihm ab und Buri, völlig verdattert, bemerkte dies zu spät. Ausgleich.
Mist. Kann passieren, leider.
Doch, das weitere Geschehen ließ uns Heimfans erblassen. Regungslos und
geschockt mussten wir mit ansehen, wie Halle auftrumpfte und aus zwei
kläglichen Chancen zwei weitere Tore machten.
Wir waren es doch, die eigentlich überlegen waren, ständig angelaufen
waren, wir hatten die Hoheit
und spielten sicher. Aber diese eine Kopfballchance (55.) und dieser
eine verlorene
Zweikampf (61.) brachte uns mit zwei Toren Differenz ruck zuck ins Hintertreffen. Hätte
Buri mal einen halten können? Man weiß es nicht.
Frust machte sich
breit. Vor allem war es ärgerlich, diese HFC-Fans feiern zu
sehen. Für sie wäre es natürlich etwas Besonderes, gegen den
Kultverein aus Magdeburg zu gewinnen. DOCH DEN GEFALLEN TATEN WIR IHNEN
NICHT !
Halle fing sich irgendwann zwangsläufig die erste Rote Karte ein. Einer von
diesen vielen
charakterlosen Wiederholungstätern auf Seiten der Gäste erhielt seine
verdiente Strafe, - raus! Die
Überzahlsituation brachte neuen Schwung in das Spiel. Der Club drückte
mit Mann und Maus. Was für eine Kondition!
Eine Viertelstunde vor Schluss gelang ein sauberer Abschluss aus Nahdistanz und,
man glaubte seinen Augen kaum: Ein Hallescher Abwehrspieler dachte, dass
er Tormann wäre. Streckte bewusst die Hand raus, um den Ball vom Tor abzuwehren. Durch eine Rote Karte wurde er aus seinen Träumen von einer
Torhüterkarriere herausgerissen und durfte unter der Dusche
weiterspielen. Welch eine peinliche Schmach...
Kreibich verwandelte diese zweiten hochverdienten Elfer vorzüglich und
unhaltbar.
Weiter ging's. Die Überzahlsituation musste ausgenutzt werden. Und das
wurde sie auch:
Fünf Minuten später wurde die HFC-Abwehr einfach überrannt. Der Ball
landete irgendwie im Netz! Wieder Ausgleich! Schon bis hierhin mutete
die Dramaturgie unglaublich an.
Doch es sollte noch besser kommen:
In
der Nachspielzeit wurde ein weiteres mal die löchrige, langsame Abwehr
der Rot-Weißen einfach überlaufen. Deren neueingewechselter Torhüter hielt
den ersten Schuss. Doch der Ball wurde gekonnt ein weiteres mal
hereingebracht. Dort stand Kullat goldrichtig und hatte zufällig eine
sprichwörtliche Brechstange dabei, mit der er die Nudel über die Linie
stieß. Er versetzte damit den
Dolchstoß. Dieser vierte Treffer war unser unglaublicher Siegtreffer!
5000 Mann rieben sich die Augen.
Die Fans lagen sich in den Armen, brüllten, waren nur noch heiser, rannten wie
angestochen umher! Was für eine Szenerie. Seit Karlsruhe hatte man
einen solchen Verlauf nie wieder erlebt. Der Moment des Siegtreffers und
des Abpfiffs ließ uns vergessen, welche Liga wir spielen.
Die Aufgabe
heute wurde einfach nur meisterlich vollbracht! Die Clubfans, die sich
alle mal wieder solch ein Erlebnis gewünscht hatten, haben endlich mal
wieder ein herrliches Gefühl von Stolz. Einfach Wahnsinn.
Wahrscheinlich nie mehr zu toppen. Nie werden wir vergessen: 2002 - 4:3
Wir waren dabei!
Ein Gruß geht an Maxes Sohnemann (seit vorgestern FCM-F-Jugend), der
beim zwischenzeitlichen Rückstand von 1:3 die Tränen nicht mehr halten
konnte. Aber alles wurde wieder gut ... ;-)
Und der Urschleim aller ClubFanseiten in persona, Jungvater Rene´ aus
BS, er dürfte es heute nicht bereut haben, mal wieder im Grubeground
reinzuschnuppern... Was man da erlebte. Das war mächtig gewaltig.
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