Der Club ist im Geschäft! Als quasi "Nachzügler" greift er nun
im Kampf um die Tabellenspitze ein, jagt das nervöse Spitzentrio
vor sich her und verkürzt stetig den Abstand.
Mit dem heutigen, eher erarbeiteten, als
erspieltem Sieg gegen eine fast vollkommen abgewickelte Dresdner
Mannschaft unterstrich der Club seinen derzeitigen Lauf und bestätigte
eigene Ansprüche und so manche Ambitionen...
Bei dem Namen DSC erinnerte man sich nicht mehr an viele Begebenheiten aus alten
Regionalliga-Zeiten. Aber eines wurde einem heute wieder horrormäßig vor
Augen, bzw. vor Ohren geführt: Der - psychisch gesehen - dringend Hilfe
benötigende Stadionsprecher. Er sang im
Stile von Karaoke über Lautsprecher zu Westerhagens Hit "Freiheit"
einfach "Sportclub". Solo. Einige Blau-Weiße Fans
wollten aus der Kurve weglaufen, doch die Ordnungskräfte hielten die Tore
geschlossen. Es war einfach grauenhaft.
Als es endlich mit dem Spiel losging fiel eine kleine Überraschung in der
Anfangsformation auf. Schulle spielte von Anfang an. Kühne blieb
draußen.
Nach Anpfiff gab der FCM dann auch gleich das erste Achtungszeichen. Er
hätte nach einer Chancen-Standarte bereits in der ersten Minute in
Führung gehen können. DSC war früh geschockt, raffte sich nur langsam
auf.
Im folgenden wurden die knapp 300 Magdeburger Auswärtsfans nicht mehr mit
feiner Fußballkost verwöhnt. Die Dresdner zogen sich in die Abwehr
zurück, die Magdeburger erspielten sich alle paar Minuten gefällig und
wie im Trainingsspiel ihre Möglichkeiten. Man hatte dabei als
Außenstehender das Gefühl, als würde der Club nicht mit voller Kraft im
Einsatz sein. Würde ein Auswärtssieg auch im Schongang gelingen? Nun,
der DSC ließ es vermuten. Sie zeigten keinerlei ernsthaftes Bemühen, das
Zepter zu übernehmen oder in die Offensive zu gehen. Verlockend.
Das erwartungsgemäße Tor fiel. Nach einem Freistoß von Steve Müller
aus halblinker Position in den Strafraum war Grundmann an goldrichtiger
Stelle, er verlängerte den Ball mit den Kopf in das lange Eck zum 0:1
Führungstreffer (20.). Völlig verdient, genau zur rechten Zeit. Und man
war es zufrieden, da wie gesagt die Sachsen selbst im Toreschießen
unvermögend schienen. Aber man weiß ja nie... Das Match plätscherte
jetzt vor sich
hin.
Hervorzuheben blieb nur noch eine Situation vor der Halbzeit, als Schulle das
leere Tor vor sich, den halbhoch hereingeflankten Ball und das 2:0 auf
Schlappen hatte. Wie man hier die Murmel aus ca. einem Meter nicht ins
Netz drücken konnte, war unverständlich.
Bis zum Pausenpfiff ließ sich der FCM weiter einlullen, übertrieb es
nicht mit Aktivitäten, passte sich stellenweise dem Mittelmaß des
Gegners an, ohne was anbrennen zu lassen, fast nichts.
Schiedsrichter Rene Hammer aus Ranis pfiff (nicht
nur beim Halbzeitsignal) korrekt und blickig.
Pause.
(Der erwähnte Stadion-Psycho spielte jetzt ein zehnminütiges Heimatlied
aus den Bergen ab.)
In der 50. Minute folgte die Strafe für zu frühes
Zurücklehnen. Ein "Spaziergang" des nicht unbekannten DSCers Rene
Troche im FCM-Strafraum schloss er mit einem Stupser des runden Leders ins
Tor ab. Ob Beerchen bei dem spitzen Winkel hätte etwas machen können,
blieb nicht ersichtlich. Es sah jedenfalls so aus, als sei die gesamte
Clubhintermannschaft eingeschlafen gewesen.
Fluchen, schimpfen, ärgern - das war die verständliche Reaktion der mitgereisten
Fans. Dass
dieser Gegner auch noch den Ausgleich schaffte, darauf hätte nun wirklich
niemand
gewettet. Muss der Club also jeden Underdog aufbauen!? Mensch, die drei Punkte
gegen den DSC sind genau so viel Wert wie die glanzvoll erkämpften gegen
Leipzig! Also los!
Jetzt zogen die Magdeburger endlich wieder etwas die Zügel an,
stürmte geradliniger. Ein Tor musste schnell her! Und jetzt sah man
Altbekanntes: Es
offenbarte sich wieder die gewohnte Abschlussschwäche und miese
Chancenverwertung. Aufgefallen sind unter anderem Beise, der hätte in
einer Gegenstoßaktion selber abschließen müssen, statt zurückzupassen,
- oder Kreibich, der ungenau agierte, auch mal danebenschoss und teils überhastet
schien. In der Reihe der Chancenvergeber darf natürlich auch kein
Schmeißer fehlen. Er köpfte freistehend platziert, wirklich
unhaltbar, aber eben doch knapp vorbei. Bei einer weiteren Gelegenheit drehte
er sich im Strafraum nach Ballannahme zu langsam um. Zum Haareraufen
geriet eine knallharte Kopfballgranate von ihm, den der graupenhafte
Torhüter, eine absolute Pflaume, plötzlich doch mal mit sensationeller
Blitzreaktion parierte.
Der Siegtreffer fiel endlich endlich. Eine Viertel Stunde
vor Schluss wurde es was mit dem Auswärtserfolg. Benny Woitha
hämmerte einen Strafraumball aus der Drehung in die Maschen. Erleichterung und Freude machten sich breit!
Der Schieri pfiff pünktlich ab.
Der FCM wurde also seiner Favoritenrolle gerecht, ohne
sich ein Bein auszureißen. Was soll's, könnte man meinen.
Kritik muss der Trainer dennoch unbedingt an einige Spieler richten, die
keine "Glanztaten" vollbrachten bzw. nicht an die Leistung vom
Leipzig-Spiel angeknüpft haben. Beise, Kreibich, Woitha, Schulle, Banser,
um einige Namen zu nennen, wissen es sicherlich selber... Warum vergibt
man z. B. Chancen aus absolut aussichtsreicher Position, nur, weil man
noch kurz vorm Tor ablegen muss?! Ein Konter darf auch mal selbst
abgeschlossen werden, selbst wenn man nicht mittig vorm Kasten steht.
Das nächste Heimspiel gegen Grimma dürfte einen Gegner anderen Kalibers bereithalten. Ein Erfolg ist
trotzdem oder erstrecht Pflicht! Das werden die Magdeburger Zuschauer nunmehr
wegen des Charakters einer Heim-Festungsmacht mit
Selbstverständlichkeit erwarten. Und eines muss man wissen: Das nächste
Spiel wird die Generalprobe zum Angriff und zum Sturz der Halbsachsen im
folgenden Direktvergleich...
Schwere Brocken.
Auf geht's !
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