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Mitgliederversammlung Oktober 2004

1.FC Magdeburg
Die MV vom 28. Oktober 2004

1.FC Magdeburg

Es ist passiert. Was eigentlich keiner richtig gewollt hat, geschah nun doch an diesem Abend der 3. Mitgliederversammlung des Jahres 2004: Hitzig geführte Auseinandersetzungen, heftige Vorwürfe und ein bisschen Scheinheiligkeit. Aber, diesmal waren es nicht die kleinen Mitglieder, die wegen einer verwehrten Lizenz das Präsidium angifteten, diesmal waren es die Herren der Vereinsleitung selbst. 
Man kam wohl nicht umhin.
Dabei begann die Versammlung so artig. Vize-Rehboldts souveräner Auftritt bzw. dessen Vortrag legte aktuelle Zahlen offen, die neben den Mitgliedern vor allem MDR, Bild und Volksstimme interessierten. Wie steht's also um den Verein? Laut Rehboldt befinde sich der Patient auf dem Weg der Besserung, sei aber noch nicht über den Berg. So bestehe im Etat derzeit eine Liquiditätslücke  von 91.000 Euro, die sich aus der Differenz zwischen aktuellen Verbindlichkeiten (201.000 Euro) und eigenen Forderungen (110.000) ergibt. Und wie will man dem beikommen? Rehboldt stimmte zuversichtlich, dass die Entschuldung bis spätestens Ende der Saison gelänge. Eine der schwierigsten Hürden sei bereits genommen - denn die Spieler kamen dem Verein entgegen und willigten in Gehaltsverzicht bzw. -stückelung ein. Ein nicht alltäglicher Vorgang. An der Stelle gab's Applaus der Mitglieder, der wohl dem Team galt. 

Weitere Konsolidierungsplanungen beinhalten ein "allerallerletztes" Flutlichtspiel (die Stadt gab ihr "ok") sowie die Abrissparty gegen Zwickau. Mitgliedern wurden auch schon nal Karten für das nächste Heimspiel angeboten, die man am Versammlungsende kaufen konnte, um sie weiterzugeben. Insgesamt will Rehboldt bis Jahresende '04 30.000 Euro außerplanmäßig reinholen, da helfe es auch, wenn einfach mehr Zuschauer angelockt würden.

In Punkto Marketing wurden fast beiläufig zwei neue Namen genannt: Neben dem bekannten Jeans-und-Turnschuh-Neumann als Marketingleiter sind ab jetzt eine Frau Lotsch und  und ein Herr Schwesinger auf Honorarbasis in Diensten des FCM unter anderem auf Sponsorenjagd.

Die Thematik Stadion wurde nur kurz abgehandelt. Rehboldt sprach von einer einzigartigen Chance. Aktuell befinde sich ausschließlich die Stadt als Vertragspartner in Gesprächen mit HochTief. Erst kurz vor Abschluss der Gründung der Betreibergesellschaft wird der Verein hinzugezogen.

Wurde eigentlich schon erwähnt, dass Verwaltungsrat-Vize Bugar an diesem MV-Abend durchs Programm führte? Er gab sich ziemlich nüchtern, wohlerfreut über jede Minute, die ihm keinen Ärger einbrachte. Er selbst nutzte in seiner Rede sogar die Gelegenheit, sämtliche Untätigkeitsvorwürfe gegen seinen Rat von sich zu weisen. Das Unschuldslamm erläuterte auch das Misstrauensvotum gegen den Präsi als notwendige Handeln seines Rates, das leider zum Abtritt des von ihm selbst hochgelobten Präsidenten führte. Und dem Verein nicht wirklich half. Die Hintergründe blieben indes unklar. Zunehmend kam der Eindruck auf, dass Nitschke einfach nur in Ungnade gefallen war. Denn dann hat er wohl abzudanken bei Runge und Bugar. Achso: Der alte Runge, Chef des VR, war übrigens dienstlich verhindert... Ein weiterer Verdienst in Punkto Vertrauensverlust.
Höhepunkt der Doppelzüngigkeit war die Erklärung Bugars, dass nicht der VR die Kündigung der Geschäftsstellen-Mitarbeiterin vollzog, sondern das Präsidium die Verantwortung trägt. Der VR gebe nur befristete Empfehlungen, so Bugar. Klar, dachten sich die Anwesenden, und wenn die "Empfehlungen" nicht zur Zufriedenheit fristgerecht ausgeführt werden, dann hagelt es eben Misstrauensvoten. Ja, und so haben die beiden, Runge und Bugar, bisher jedes Präsidium überlebt.

Ab jetzt war es eh vorbei mit der trauten MV: Nitschke trat auf, um Klar-Tisch zu machen. "Sie halten dir den Schirm, wenn die Sonne scheint und reißen ihn dir weg, wenn es regnet!" richtete der Ex-Präsi scharfe Kritik speziell an die Namen Runge und Bugar. Zack! Das hat gesessen. Man glaubte seinen Ohren kaum. Aber es stand sogar in Lettern im Powerpointer. Die meisten der 230 (!) Mitglieder waren hellwach und gaben nicht nur einmal Applaus während Nitschkes Abrechnung mit den alten Männern. 
Und etwas Verblüffendes wurde auch bekannt: Zum Zeitpunkt des Fanabends vor ein paar Wochen stand der Rücktritt des Präsis bereits fest! Er war von Bugar nur darum gebeten worden, noch eine Weile die Ämter zu führen, so als wäre nichts geschehen, worauf sich Nitschke anscheinend einließ.  
Am besagten Fanabend, der schon allein kontrovers geführt worden war, stellte ein kleiner unbedarfter Fan dem Präsi im kleinen Kreise die Frage, wie es denn sei, wenn man bei all den Schwierigkeiten des Vereins auch noch vom VR ein Messer in den Rücken bekommt (sprich Misstrauen durch eine Mehrheit).  Ja, erwiderte er ziemlich verbittert, das könne er auch nicht beschreiben. Nun, am nächsten Tag trat der Präsi (vorfristig) ab.

Die Kritik am VR ging weiter: Nitschke und oben drauf noch Ex-Vize Müller fragten die ehrbar gewählten Leute aus der Wirtschaft, wo denn ihr Anteil an handfester Unterstützung war? Wo waren denn mal Kontakte, wo waren denn mal neue Sponsoren, wo war denn mal Geld?! Von der VR-Leitung kam nichts, so der applaudierte Vorwurf (Zitat Nitschke: "Runge und Bugar brachten NULL!"). 
Selbst als Müller mit der Aktion 5x10.000 vorgeprescht war, hatte man im VR nichts weiter zu tun, als diese Idee zu kritisieren, anstatt mitzumachen. Derlei Eitelkeiten gibt's es also nach wie vor...
Indirekte Kritik ging auch an den jetzt widerbelebten Tiedge. Nitschke erklärte in Bezug auf seinen Vorgänger  klipp und klar, dass zum Zeitpunkt der Amtsübernahme Tiedge-Nitschke der Verein schon wieder verschuldet war und zudem langjährige, gutdotierte Verträge fertig abgeschlossen hatte. Verantwortlich: Der damalige Ü-Präsi, o. g. Tiedge, dessen Verein BW Wanzleben mittlerweile mehrfach abgestiegen ist.

Dem Vertreter des VR, Erwin Bugar ("Ich weigere mich, Eintritt zu bezahlen im Verwaltungsrat"), wurde der Kragen immer enger. "Ich klebe nicht an meinem Stuhl", sagte er, wohl eher als überspitzte Provokation gedacht. Als daraufhin der (für ihn unerwartete) Beifall entbrannte, blieb ihm gar nichts übrig, als die angesagte Mandatsniederlegung zu verkünden. Aber, er tat das natürlich nicht, ohne sogleich auf den Nachrückenden verbal draufzuhauen...
So war es also geschehen. Unfehlbarkeit kann zum Irrglauben werden. Dies betrifft umso mehr einen Malermeister Runge, dessen Rücktritt nunmehr bevorsteht. Aber wie stark ist sein Klebstoff? Wie M-FT erfuhr, soll sich Runge z. B. in Besitz detaillierter Listen befinden, auf denen sich Personalien derjenigen wiederfinden, die vor zwei Jahren auf Initiative des Fanrates gegen den alten VR votierten. (Ist ja immer gut zu wissen, woher die Feinde kommen könnten...)

Wird Runge also so einfach das Zepter abgeben?

Zurück zur MV: Nitschke forderte vehement die Einrichtung eines professionellen FCM-Aufsichtsrates mit 5-6 kompetenten Männern aus Politik und Wirtschaft, die (statt eines aufgeblähten VR), dem FCM wirklich dienen! So ist es bereits in Halle, so ist es in Jena. Nur in Magdeburg sitzen viele untätig und zum Teil unnütz in einem Riesen-VR, der auch noch dem Präsidium misstraut... (Übrigens: Die wenigsten Mitglieder kennen alle Namen im VR).

Im Reigen der Auseinandersetzung brachte sich selbstverständlich Tiedge ein. Sein Kanonenfeuer richtete er gegen Ecki Meyer und gegen Volksstimme-Tiedemann. Der Sportjournalist hatte in letzter Zeit den ein oder anderen Artikel mit gewagten Äußerungen veröffentlicht. Dass im VR ein Mitarbeiter der Volksstimme sitzt, muss man nicht erwähnen... 
Seguin giftete abschließend mit hochrotem Kopf Ex-Vize Müller an.

Apropow angiften:

Der Auftritt Ecki Meyers geriet fast zur Nebensache. Der alte Kinowelt-Präsi verzichtete plötzlich darauf, schmutzige Wäsche von Erzgegner Tiedge zu waschen. Nahm er Rücksicht auf die MV? Lediglich die beiden o. g. Dauermitglieder des VR bekamen ihr Fett weg. 
Doch dann kam noch eine Boulevardmeldung: Meyer verkündete beiläufig, dass Andreas Müller sein zukünftiger Schwiegersohn sei. Ungläubige Blicke. Ist denn seine erwachsene Tochter nicht mit SES-Steinfurth liiert?, fragte sich die Runde. Nein, die oben erwähnte Mitarbeiterin der FCM-Geschäftsstelle, Sabina Bülow, die, wie beschrieben, das Duo Runge/Bugar disziplinarisch (?) kündigen ließ, ist ein Kind Meyers... Ist es da Zufall, dass plötzlich die Forderung an Nitschke aufgestellt wurde, Meyer aus dem Verein auszuschließen? Hatte dieser VR derzeit keine anderen Sorgen?

 

 

 

 

PS: 
In peinlicher Erklärungsnot befand sich "Rücktritts-Rücktreter" Bojarzin (GegenbauerBosse). Er trat nämlich deshalb nicht aus dem VR zurück, da er nach wie vor den FCM unterstützen will, - was immer das auch heißen sollte. Vermutet wird, dass die Gebäudemanagement-Firma GegenbauerBosse am Stadionprojekt schnuppert. Da nützt sein Rücktritt aus dem VR eben nichts...
Frau Lohse, die Präsidiums-Schatzmeisterin, meldete sich erst gar nicht zu Wort. Es blieb  zuletzt seltsam ruhig um ihre wichtige Person. Angeblich wollte sie doch auch zurücktreten. Und: Auch sie soll nicht ganz unmaßgeblich Anteil an atmosphärischen Störungen innerhalb des Präsidiums gehabt haben. Schwamm drüber,  so bleiben die Vorwürfe gegen ihre Arbeit und Arbeitsverteilung wohl auf ewig Gerüchte.

Deumelandt als Vorsitzender des Fördervereins (20.000 Euro-Sponsor) stimmte versöhnlich, als er vortrug, dass er den beiden (Runge und Bugar) die Rücktritte sowieso nahegelegt hätte... Eine erfrischende Maßnahme.
Letzte Meldung: Altfan "AF" drückte per Abstimmung eine längst überfällige Überarbeitung der Satzung durch. Der Antrag auf Ausschluss des Mitglieds Bernd Heynemann wurde (leider) nicht gestellt...