Es
ist passiert. Was eigentlich keiner richtig gewollt hat, geschah nun doch an
diesem Abend der 3. Mitgliederversammlung des Jahres 2004: Hitzig geführte
Auseinandersetzungen, heftige Vorwürfe und ein bisschen
Scheinheiligkeit. Aber, diesmal waren es nicht die kleinen
Mitglieder, die wegen einer verwehrten Lizenz das Präsidium angifteten,
diesmal waren es die Herren der Vereinsleitung selbst.
Man kam wohl nicht
umhin.
Dabei begann die Versammlung so artig. Vize-Rehboldts souveräner
Auftritt bzw. dessen Vortrag legte aktuelle Zahlen offen, die
neben den Mitgliedern vor allem MDR, Bild und Volksstimme
interessierten. Wie steht's also um den Verein? Laut Rehboldt befinde
sich der Patient auf dem Weg der Besserung, sei aber noch nicht
über den Berg. So bestehe im Etat derzeit eine Liquiditätslücke
von 91.000 Euro, die sich aus der Differenz zwischen aktuellen
Verbindlichkeiten (201.000 Euro) und eigenen Forderungen (110.000)
ergibt. Und wie will man dem beikommen? Rehboldt stimmte
zuversichtlich, dass die Entschuldung bis spätestens Ende der
Saison gelänge. Eine der schwierigsten Hürden sei bereits genommen -
denn die Spieler kamen dem Verein entgegen und willigten in
Gehaltsverzicht bzw. -stückelung ein. Ein nicht alltäglicher Vorgang. An der Stelle
gab's Applaus der Mitglieder,
der wohl dem Team galt.
Weitere
Konsolidierungsplanungen beinhalten ein "allerallerletztes"
Flutlichtspiel (die Stadt gab ihr "ok") sowie die
Abrissparty gegen Zwickau. Mitgliedern wurden auch schon nal Karten
für das nächste Heimspiel angeboten, die man am
Versammlungsende kaufen konnte, um sie weiterzugeben. Insgesamt
will Rehboldt bis Jahresende '04 30.000 Euro außerplanmäßig
reinholen, da helfe es auch, wenn einfach mehr Zuschauer angelockt
würden.
In
Punkto Marketing wurden fast beiläufig zwei neue Namen genannt:
Neben dem bekannten Jeans-und-Turnschuh-Neumann als
Marketingleiter sind ab jetzt eine Frau
Lotsch und und ein Herr Schwesinger auf Honorarbasis in Diensten des FCM unter anderem auf
Sponsorenjagd.
Die
Thematik Stadion wurde nur kurz abgehandelt. Rehboldt sprach von
einer einzigartigen Chance. Aktuell befinde sich ausschließlich
die Stadt als Vertragspartner in Gesprächen mit HochTief. Erst
kurz vor Abschluss der Gründung der Betreibergesellschaft wird
der Verein hinzugezogen.
Wurde
eigentlich schon erwähnt, dass Verwaltungsrat-Vize Bugar an
diesem MV-Abend durchs
Programm führte? Er gab sich ziemlich nüchtern, wohlerfreut
über jede Minute, die ihm keinen Ärger einbrachte. Er selbst
nutzte in seiner Rede sogar die Gelegenheit, sämtliche
Untätigkeitsvorwürfe gegen seinen Rat von sich zu weisen. Das
Unschuldslamm erläuterte auch das Misstrauensvotum gegen den
Präsi als notwendige
Handeln seines Rates, das leider zum Abtritt des von ihm selbst
hochgelobten Präsidenten führte. Und dem Verein nicht wirklich
half. Die Hintergründe blieben indes unklar. Zunehmend kam der
Eindruck auf, dass Nitschke einfach nur in Ungnade gefallen war.
Denn dann hat er wohl abzudanken bei Runge und Bugar. Achso: Der
alte Runge, Chef des VR, war übrigens dienstlich
verhindert... Ein weiterer Verdienst in Punkto Vertrauensverlust.
Höhepunkt der Doppelzüngigkeit war die Erklärung Bugars, dass
nicht der VR die Kündigung der Geschäftsstellen-Mitarbeiterin
vollzog, sondern das Präsidium die Verantwortung trägt. Der VR gebe nur befristete
Empfehlungen, so Bugar. Klar, dachten sich die Anwesenden, und
wenn die "Empfehlungen" nicht zur Zufriedenheit
fristgerecht ausgeführt werden, dann hagelt es eben
Misstrauensvoten. Ja, und so haben die beiden, Runge und Bugar,
bisher jedes Präsidium überlebt.
Ab
jetzt war es eh vorbei mit der trauten MV: Nitschke trat auf, um
Klar-Tisch zu machen. "Sie halten dir den Schirm, wenn die
Sonne scheint und reißen ihn dir weg, wenn es regnet!"
richtete der Ex-Präsi scharfe Kritik speziell an die Namen Runge
und Bugar. Zack! Das hat gesessen. Man glaubte seinen Ohren kaum.
Aber es stand sogar in Lettern im Powerpointer. Die meisten der
230 (!) Mitglieder waren hellwach und gaben nicht nur einmal
Applaus während Nitschkes Abrechnung mit den alten
Männern.
Und etwas Verblüffendes wurde auch bekannt: Zum Zeitpunkt des
Fanabends vor ein paar Wochen stand der Rücktritt des Präsis
bereits fest! Er war von Bugar nur darum gebeten worden, noch eine
Weile die Ämter zu führen, so als wäre nichts geschehen, worauf
sich Nitschke anscheinend einließ.
Am besagten Fanabend,
der schon allein kontrovers geführt worden war, stellte ein kleiner
unbedarfter Fan dem Präsi im kleinen Kreise die Frage, wie
es denn sei, wenn man bei all den Schwierigkeiten des Vereins auch
noch vom VR ein Messer in den Rücken bekommt (sprich Misstrauen
durch eine Mehrheit).
Ja, erwiderte er ziemlich verbittert, das könne er auch nicht
beschreiben. Nun, am nächsten Tag trat der Präsi (vorfristig)
ab.
Die
Kritik am VR ging weiter: Nitschke und oben drauf noch Ex-Vize
Müller fragten die ehrbar gewählten Leute aus der Wirtschaft, wo
denn ihr Anteil an handfester Unterstützung war? Wo waren denn
mal Kontakte, wo waren denn mal neue Sponsoren, wo war denn mal
Geld?! Von der VR-Leitung kam nichts, so der applaudierte Vorwurf
(Zitat Nitschke: "Runge und Bugar brachten NULL!").
Selbst als Müller mit der Aktion 5x10.000 vorgeprescht war, hatte
man im VR nichts weiter zu tun, als diese Idee zu kritisieren,
anstatt mitzumachen. Derlei Eitelkeiten gibt's es also nach wie
vor...
Indirekte Kritik ging auch an den jetzt widerbelebten Tiedge.
Nitschke erklärte in Bezug auf seinen Vorgänger klipp
und klar, dass zum Zeitpunkt der Amtsübernahme Tiedge-Nitschke der Verein
schon wieder verschuldet war und zudem langjährige,
gutdotierte Verträge fertig abgeschlossen hatte. Verantwortlich:
Der damalige Ü-Präsi, o. g. Tiedge, dessen Verein BW Wanzleben
mittlerweile mehrfach abgestiegen ist.
Dem
Vertreter des VR, Erwin Bugar ("Ich weigere mich, Eintritt zu
bezahlen im Verwaltungsrat"), wurde der Kragen immer enger.
"Ich klebe nicht an meinem Stuhl", sagte er, wohl eher
als überspitzte Provokation gedacht. Als daraufhin der (für ihn
unerwartete) Beifall entbrannte, blieb ihm gar nichts übrig, als
die angesagte Mandatsniederlegung zu verkünden. Aber, er tat das
natürlich nicht, ohne sogleich auf den Nachrückenden verbal
draufzuhauen...
So war es also geschehen. Unfehlbarkeit kann zum Irrglauben
werden. Dies betrifft umso mehr einen Malermeister Runge, dessen
Rücktritt nunmehr bevorsteht. Aber wie stark ist sein Klebstoff?
Wie M-FT erfuhr, soll sich Runge z. B. in Besitz detaillierter
Listen befinden,
auf denen sich Personalien derjenigen wiederfinden, die vor zwei Jahren
auf Initiative des Fanrates gegen den alten VR votierten. (Ist ja
immer gut zu wissen, woher die Feinde kommen könnten...)
Wird Runge also so einfach das Zepter abgeben?
Zurück
zur MV: Nitschke forderte vehement die Einrichtung eines
professionellen FCM-Aufsichtsrates mit 5-6 kompetenten
Männern aus Politik und Wirtschaft, die (statt eines
aufgeblähten VR), dem FCM wirklich dienen! So ist es bereits in
Halle, so ist es in Jena. Nur in Magdeburg sitzen viele untätig
und zum Teil unnütz in einem Riesen-VR, der auch noch dem Präsidium
misstraut... (Übrigens: Die wenigsten Mitglieder kennen alle
Namen im VR).
Im
Reigen der Auseinandersetzung brachte sich selbstverständlich Tiedge
ein. Sein Kanonenfeuer richtete er gegen Ecki Meyer und
gegen Volksstimme-Tiedemann. Der Sportjournalist hatte
in letzter Zeit den ein oder anderen Artikel mit gewagten
Äußerungen veröffentlicht. Dass im VR ein Mitarbeiter der
Volksstimme sitzt, muss man nicht erwähnen...
Seguin giftete abschließend mit hochrotem Kopf Ex-Vize Müller an.
Apropow angiften:
Der
Auftritt Ecki Meyers geriet fast zur Nebensache. Der alte
Kinowelt-Präsi verzichtete plötzlich darauf, schmutzige Wäsche
von Erzgegner Tiedge zu waschen. Nahm er Rücksicht auf die MV?
Lediglich die beiden o. g. Dauermitglieder des VR bekamen ihr Fett
weg.
Doch dann kam noch eine Boulevardmeldung: Meyer verkündete
beiläufig, dass Andreas Müller sein zukünftiger Schwiegersohn
sei. Ungläubige Blicke. Ist denn seine erwachsene Tochter nicht
mit SES-Steinfurth liiert?, fragte sich die Runde. Nein, die oben
erwähnte Mitarbeiterin der FCM-Geschäftsstelle, Sabina Bülow,
die, wie beschrieben, das Duo Runge/Bugar disziplinarisch (?)
kündigen ließ, ist ein Kind Meyers... Ist es da Zufall, dass
plötzlich die Forderung an Nitschke aufgestellt wurde, Meyer aus dem Verein
auszuschließen? Hatte dieser VR derzeit keine anderen Sorgen?
PS:
In peinlicher Erklärungsnot befand sich
"Rücktritts-Rücktreter" Bojarzin (GegenbauerBosse). Er
trat nämlich deshalb nicht aus dem VR zurück, da er
nach wie vor den FCM unterstützen will, - was immer das auch
heißen sollte. Vermutet wird, dass die Gebäudemanagement-Firma
GegenbauerBosse am Stadionprojekt schnuppert. Da nützt sein
Rücktritt aus dem VR eben nichts...
Frau Lohse, die Präsidiums-Schatzmeisterin, meldete sich erst gar
nicht zu Wort. Es blieb zuletzt seltsam ruhig um ihre
wichtige Person. Angeblich wollte sie doch auch zurücktreten.
Und: Auch sie soll nicht ganz unmaßgeblich Anteil an atmosphärischen
Störungen innerhalb des Präsidiums gehabt haben. Schwamm
drüber, so bleiben die Vorwürfe gegen ihre Arbeit und
Arbeitsverteilung wohl auf ewig Gerüchte.
Deumelandt
als Vorsitzender des Fördervereins (20.000 Euro-Sponsor) stimmte versöhnlich, als er
vortrug, dass er
den beiden (Runge und Bugar) die
Rücktritte sowieso
nahegelegt hätte... Eine erfrischende Maßnahme.
Letzte Meldung:
Altfan "AF"
drückte per Abstimmung eine längst überfällige Überarbeitung der Satzung durch.
Der Antrag auf Ausschluss des Mitglieds Bernd Heynemann wurde
(leider) nicht gestellt...
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