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Der Stadtläufer |
Manfred, der
Libero Ein dicklicher Mann sitzt lust- wie ratlos vor einem großen Berg Akten und schwitzt. Er hat sich nie zuvor mit dem Insolvenzrecht befaßt, er weiß nicht, ob genug "Masse" da ist, um ein Verfahren zu eröffnen - und vielleicht stellt er sich sogar auf die Waage, um das herauszufinden. Aber wahrscheinlich ist er sogar dazu zu faul. Jeder Insider wird unschwer erraten, daß es sich hier nur um Manfred Zapf handeln kann. Der Geschäftsstellenleiter des insolventen 1. FC Magdeburg war vor gut einem Vierteljahrhundert der Libero und Kapitän des Clubs - und niemand wäre damals auf die Idee gekommen, ihm mangelnden Einsatzwillen vorzuwerfen. Seine Spielweise zeichnete sich vielmehr durch Robustheit und Kampfkraft aus - und mit seiner kompromißlos-unfreundlichen und humorlosen Art lehrte er gegnerische Stürmer regelmäßig das Fürchten. Als er aber in der Neuzeit in die Geschäftsstelle wechselte, beging er einen entscheidenden Fehler: er ersetzte den Kampfgeist durch Lustlosigkeit und behielt nur die Unfreundlichkeit und Humorlosigkeit bei - statt ersteren beizubehalten und letztere durch Charme und Gewitztheit zu ersetzen. Und so versah er sein neues Amt also stets mürrisch und schlecht gelaunt, ganz so, als sei er auf seinen Posten strafversetzt worden. Wollte man etwa mit einer Mitgliedschaft den Club unterstützen und hatte das Pech, Manfred Zapf am Apparat zu haben, so war es gar nicht so leicht, ihn davon zu überzeugen, daß das für den Verein irgendwie sinnvoll sein könnte. Zu seiner permanenten Muffligkeit gesellte sich zudem eine Rhetorik, die in etwa seiner einstigen Ballbehandlung entsprach - als er bei der letzten Mitgliederversammlung die geplante Beitragserhöhung erläuterte, verstanden selbst die hellsten Köpfe nicht, wovon er da eigentlich redete. (Um so weniger verstand er es selbst.) Mit all diesen Eigenschaften und Fähigkeiten gelang es ihm, unter Mitgliedern, Freunden und potentiellen Förderern des Clubs ebenso Angst und Schrecken zu verbreiten wie damals unter den Angreifern des Gegners - und damit ist er am Niedergang des Vereins ebenso exponiert beteiligt wie er es an den damaligen Erfolgen war. Das zurückgetretene Präsidium hat zweifellos Fehler gemacht - wenn auch längst nicht so viele wie man in der Öffentlichkeit jetzt denkt. Vorzuwerfen aber ist ihm ganz unbedingt, Leute wie Manfred Zapf nicht auf Posten abgeschoben zu haben, in denen sie weniger Schaden anrichten konnten. Beim dilettantisch organisierten "Hoffnungsmarsch" der treuesten Fans sollten am Ende Kondolenzlisten unterschrieben werden, deren Umfang die Banken zum Umdenken bewegen sollten - die meisten Fans aber liefen aus Unkenntnis an diesen Listen vorbei. Und daneben stand Manfred Zapf und hatte einfach keine Lust, einzugreifen. Er hatte nicht einmal Lust, sich zu den Gründen für seine Untätigkeit zu äußern. Selten hat sich das Gefühl der Sinnlosigkeit allen menschlichen Tuns überzeugender manifestiert als in ihm. Wenn man mit ihm zu tun hatte, hatte man nicht etwa den Eindruck, daß der Existenzkampf des Vereins schwierig werden könnte, sondern eher den, daß es den Verein schon seit geraumer Zeit nicht mehr gebe. Und wenn es den Verein einst wirklich nicht mehr gibt, dann wird in der Ruine der Geschäftsstelle neben den Trümmern des Ernst-Grube-Stadions wohl noch immer Manfred Zapf sitzen und einfach keine Lust haben, dorthin zu gehen, wo er eigentlich hingehört: nach Hause. |
danke an Ulla