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Die Zeichen der Zeit
- Der Fußball-Osten rüstet auf -

1.FC Magdeburg

Seit Jahren nun dümpeln die alten Ost-Traditionsvereine in den Niederungen des gesamtdeutschen Fußballs herum.. Betrachtet man sich die Fußball-Landschaft, so wird sich so mancher verwundert die Augen reiben: Wo sind sie denn geblieben, die alten großen Vereine? Dynamo Dresden, FC Carl-Zeiss Jena, Lok Leipzig, FC Karl-Marx-Stadt, 1.FC Magdeburg, Wismut Aue, Sachsenring Zwickau, Hallescher FC, BFC Dynamo - die Liste ist lang. Vom Stolz des Fußball-Ostens ist nicht mehr viel geblieben. 13 Jahre nach der Wende sind die Traditionen auf der Strecke geblieben.

Lediglich Hansa Rostock, einst die Fahrstuhlmannschaft des Ostens hat es geschafft, sich in der vereinten Republik zu etablieren. ´Zur rechten Zeit am rechten Ort´, getreu diesem Motto schafften die Hanseaten 1991 den Sprung in die gesamtdeutsche Liga und krallten sich dort fest. Respekt den Männern von der Küste. Dort hat man mittlerweile ein solides Umfeld (Stadion, Jugendinternat, überregionale Sponsoren) geschaffen, auf dessen Basis die Existenz des FC Hansa im Profifußball gesichert erscheint.
Nun, und dann gab es ja noch das "Wunder von Cottbus" Ein Fußballverein aus der Lausitz, in den letzten Jahren der DDR Oberliga gerade mal im Oberhaus angekommen, national wie international keine Reputationen, hält die Traditionen des Ostens hoch. Mit einem engagierten Team um Trainer Ede Geyer und Präsident Krein schaffte man das Unmögliche und stieg im Expresstempo im Sommer 1997 von der Regionalliga in die 2. Bundesliga auf, um dann 1999/2000 in die Eliteliga durchzustarten und mischte dort drei Jahre munter mit. Cottbus wird sich auf Grund des Enthusiasmus der dortigen Macher im Profifußball festbeißen. Das "Wunder von Cottbus"

Und dann?
Der Rest hält sich mehr schlecht als recht über Wasser. Union Berlin schaffte es gerade noch, sich vor der großen Kinowelt-Pleitewelle in die 2. Bundesliga zu retten und versucht sich dort eine Basis zu schaffen. Der Preis war hoch: Union muss einen großen Teil seiner Fernsehgelder an Finanzguru Kölmel abtreten.
Wismut Aue, über Jahre solide gewirtschaftet, ging den Weg der kleinen Schritte und landete letztes Jahr den großen Coup - der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Das es ganz schwer wird die 2. BL überhaupt zu halten, sieht man in diesem Jahr. Aue scheint wirtschaftlich und sportlich an seine Grenzen gestoßen zu sein, bei Union drücken die Kinowelt-Erblasten.
Den großen Vereinen aber, dem Glanz und Glorie des verblichenen Ostens, steht das Wasser bis zum Hals. Dynamo Dresden hält trotz Kinowelt-Altlasten Kontakt zu den Aufstiegsplätzen in der 3. Liga. Der Aufstieg ist für die Dynamos überlebenswichtig, nicht zuletzt auf Grund der Altschulden in Millionenhöhe. Die 3. Liga ist wegen geringer Fernsehgelder, mangelnden Zuschauerinteresses bei den BL-Amateuren und dem faktischen Profistatus alles in allem eine Pleiteliga.

Mit Grausen blickt der geneigte Leser abwärts, -  in die Amateuroberliga. Was sich speziell dort in der Oberliga Süd abspielt, treibt so manchem altem Fußballkämpen die Tränen in die Augen. Die halbe DDR-Oberliga tummelt sich dort und hofft auf bessere Zeiten (vom BFC Dynamo in der Verbandsliga Berlin ganz zu schweigen). 
Ja, bessere Zeiten - der Run auf die Fleischtöpfe weckt so manchen Futterneid. Nur - wie will man denn hochkommen? Die Probleme im Osten sind bekannt: schwache Wirtschaftskraft, der Fußballnachwuchs blutet aus.

 
Vor vier Jahren hieß das große Zauberwort: Kinoweltmillionen. Wie einst David Copperfield zauberte Michael Kölmel die Millionen aus seiner Tasche und kaufte den Fußballosten incl. Mehrwertsteuer auf. Der Traum des M.K. - eine eigenständige 3. Profiliga mit eigener Fernsehvermarktung- er zerplatzte wie Seifenblasen. 
Die Großen des Mediengeschäftes - Bertelsmann, Ufa, Kirch, - machten ernst und walzten den Emporkömmling platt. 
Den Micha Kölmel geht's inzwischen wieder nicht schlecht, hat sein Zentralstadion in Leipzig gebaut und hoffte vergeblich auf den großen Durchbruch seines privatfinanzierten Spielzeugs ´VfB Leipzig´. Die
Kinoweltvereine aber erstickten fast an seiner Erblast.

Unser FCM, mit dem Kinoweltmilliönchen hochgerüstet, sorgte im Herbst 2000 bundesweit für Aufsehen, zog den Bayern die Lederhosen aus, marschierte mit Rekordtorzahlen durch die Oberliga mit Karacho in die 3. Liga und wollte am liebsten gleich Richtung 2. BL durchstarten. Nun, wie wir alle wissen kam es ganz anders, zum Schluss behielt man nicht mal einen Hosenträger. Über Nacht stand Fußball-Magdeburg vor dem Ruin - Insolvenz und Neuanfang in der Oberliga. 
Den anderen Kinoweltvereinen ging und geht es auch nicht viel besser. Jena hat sich dank finanzieller Hilfe von Werder Bremen "freigekauft", der Preis war der Verlust der besten Talente an die Kicker von der Weser. Die Chemiker aus Leutzsch gingen ebenfalls in die Insolvenz, rappelten sich inzwischen wieder bis in die 3. Liga. Der VfB Leipzig und Dresden schleppen immer noch die Altlasten herum.

Ehrliche Arbeit - mit kleinen Etats und jungen ehrgeizigen Nachwuchsspielern die Fußball-Landkarte aufrollen? In den letzten 1-2 Jahren schien sich eine neue Bescheidenheit breit zu machen im Fußballosten. Man schien seine Lektionen gelernt zu haben. Aber, die sportlichen Grenzen sind erreicht. Das Beispiel Plauen sollten alle vor Augen haben: Solide Arbeit, brav und bieder = Unaufsteigbar! Aber die Zeit drängt! Demnächst stehen tiefgreifende Veränderungen an! Die 3. Liga soll revolutioniert werden, sprich die eingleisige 3. Profiliga wird kommen. Dazu steht eine Reform der Oberligen an. Die beiden Ostoberliga-Staffeln werden über kurz oder lang vereint werden. Wer da nicht auf den Zug aufspringt, wird wohl endgültig in der Versenkung verschwinden.

"Der Fußballosten rüstet wohl zur letzten entscheidenden Schlacht"

so kann man wohl umschreiben, was sich derzeit zwischen Elbe, Saale und Pleiße abspielt.


In Leipzig steht und fällt alles mit dem neuen Zentralstadion. Nachdem unserem Freund Kölmel das Kleingeld ausgegangen ist, scheinen sich wohl Schweizer Finanzmagnaten für den WM-Standort zu interessieren. Wenn man die Zeichen aus Leipzig richtig deutet, wollen oder haben die Schweizer wohl Beteiligungen am Zentralstadion von Kölmel erwe(o)rben. Da man ja auch einen Nutzer für die Zeit nach der WM braucht, wollen die Männer aus dem Alpenland dem krisengeschüttelten VfB Leipzig mal schnell mit 350.000 € aus der Verlegenheit helfen. Man munkelt in Probstheida schon von Millionen, die in den nächsten Jahren fließen und den Weg in Richtung Bundesliga ebnen sollen. Also, ein zweites Erlebnis a'la Kinowelt ??? Man wird sehen ob es sich auszahlt...

In Halle an der Saale scheint man auch mächtig Appetit bekommen zu haben. Vor einem Jahr fast Pleite, scheint man in der HFC-Geschäftsstelle wohl den sagenumwobenen Schatz der Wettiner gefunden zu haben. Zu Saisonbeginn haben die Hallenser jedenfalls kräftig investiert und für Oberligaverhältnisse eine namhafte Truppe zusammengekauft, gleich 11 Neue kamen, darunter auch der Bayern-Schreck Ofodile. Nicht zuletzt spekuliert man auch in Halle mit einem Stadionneubau und damit verbunden neue Sponsoren. Auch hier steht das eindeutige Ziel - Aufstieg! Und dem wird alles untergeordnet!

Kommen wir zu unserem 1. FC Magdeburg.
Nach überstandener Insolvenz und sportlichen Neuanfang mit Nachwuchsspielern wähnen nicht viele Fans zwischen Harz und Elbe unseren Club auf dem richtigen Weg. Man kann eigentlich zufrieden sein. Die junge Truppe spielt im oberen Drittel mit, der Etat ist überschaubar und hat nicht so viele Nullen vor dem Komma, als dass man sich bei den Einnahmen und Ausgaben verrechnen könnte.
Alles O.K.? Nun, neue "Großsponsoren" konnten gewonnen werden, so bezahlen mittlerweile Fanclubs schon einen Teil der Spieler ;-) 
Bravo- nun hält uns nichts mehr auf.
Bundesliga, wir kommen! Nur, wollen wir da wirklich hin? Wenn man sich so einige Stimmen aus dem Umfeld anhört, so scheint die neue Bescheidenheit dort gut anzukommen. Oberliga - ist ja auch etwas, vor allem wenn man da so richtig schön nett im Kleinen mauscheln kann.

Macht sich da etwa eine neue "Gemütlichkeit" breit?! Die neue FCM- Familie, Leute die man kennt - Leute wie Du und Ich?! Fakt ist: Alleine mit Bescheidenheit und dem eigenen Nachwuchs verlässt man die Niederungen des Fußballs nicht. Die Konkurrenz schläft nicht und junge, gute Spieler wecken Begehrlichkeiten bei anderen Clubs. Halle und Leipzig winken mit den Scheinchen und möglichen Perspektiven. Nicht zu vergessen, unser Ex-Trainerfuchs Steffens, der es sich in seinem "Jenaer Paradies" so richtig gemütlich gemacht hat und mit komfortablen Vorsprung von der Tabellenspitze aus Ausschau nach Talenten hält. Und die Wolfsburger Wölfe haben ja schon Erfahrung beim "Wildern" im FCM-Talenteschuppen."

Perspektiven?
Am 8. Januar 2004 werden die Weichen gestellt!

Abstellgleis oder Ausfahrt Richtung Bundesliga? Wenn im Januar beim Stadionprojekt hoffentlich Nägel mit Köpfen gemacht werden, wird beim Club wohl eine Zeitrechnung eingeläutet. Durch die Variante, dass der Baukonzessionär gleichzeitig Betreiber der neuen Arena sein wird, ergeben sich neue Perspektiven für unseren Club.
Da der Betreiber Gewinne erwirtschaften will, bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als unseren Club als Hauptnutzer des Stadions auf den Weg in den bezahlten Fußball zu unterstützen. Wie das dann konkret aussehen wird - warten wir es ab. Und diese Unterstützung ist bitter notwendig. Das Potential der regionalen Sponsoren ist mehr oder weniger ausgereizt. Überregionale Großsponsoren werden sich nicht in der 4. Liga engagieren, ohne dass man ihnen klare Perspektiven zum Geldverdienen aufzeigt.
Das alte Stadion...

...oder das neue?

Natürlich wird wohl das Geschrei einiger Leute groß sein, wenn der FCM dann vielleicht seine gerade erst erworbene "Gemütlichkeit" aufgeben muss. Ja, wir werden uns wahrscheinlich in Abhängigkeiten begeben müssen! Denkbar wäre zum Beispiel, dass der Baukonzessionär und potentielle Betreiber "seine Leute" beim FCM ´installieren´ wird - als neuer Manager oder gar Präsident? Der VfB Leipzig und die Schweizer lassen grüßen! 
Das ist aber ein ganz normaler Vorgang - "Wes Brot ich ess - dessen Lied ich sing!" Ein renommiertes Unternehmen wie Bilfinger & Berger ist aber ein anderer Partner als es das wacklige Kölmel-Imperium es war. Das neue Stadion stellt ein Investobjekt für die Wirtschaft dar, mit dem man Geld verdienen kann. Dass dieses Projekt allen Rückschlägen zum Trotz realisiert werden soll, ist nicht zuletzt auch ein Verdienst der Herren Trümper, Koch, Hönel und Co., - dafür verdienen Sie unser aller Respekt.

Der 8. Januar 2004 wird in die 
Geschichte des Magdeburger Fußballs eingehen!

Nur, hätte man allerdings vor 2 Jahren die Regionalliga gehalten, wäre das neue Stadion wohl schon fast fertig.

Auf eine strahlend blau weiße Zukunft!


Clubmaxe/ M-FT

Nachtrag:

Wie sich aktuell abzeichnet, muss der Ex-Bundesligist VfB Leipzig den Weg der Insolvenz gehen, um sich zu entschulden. Die Schweizer Luftnummer? Das jedenfalls zöge den Zwangsabstieg der Mannschaft aus der Olympiabewerberstadt nach sich. Hat der Club aus Magdeburg nächste Saison damit einen Konkurrenten um den Aufstieg weniger? Bleibt zu hoffen, dass man Scout Martin Hoffmann unbedingt mal über Dessau (Opara) nach Leipzig schickt, um dem einen oder anderen Spieler eine neue Perspektive anzubieten...