zurück zur Startseite

Die FCM - Saga der Neunziger

 - Tragödien und Freuden in mehreren Akten -

 

1.FC Magdeburg
Zum Akt 1  

 - Akt 2 -

"Licht am Ende des Tunnels - Aufbruch zu neuen Ufern?"

  Die Jahre 1994 bis 1997-

 

Nach der verpassten Regionalliga-Qualifikation 1993/94 brachen für den Club zwei schlimme Jahre an.
Finanziell und sportlich mussten kleinere Brötchen gebacken werden. Nachdem 11 Spieler den Club aus den unterschiedlichsten Gründen verließen, musste aus jungen Nachwuchsspielern ein schlagkräftiges Team aufgebaut werden, um nicht in der Oberliga-Nord in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Es war kein Geld da, um große Sprünge zu machen. Der Club hatte viel von seinem Glanz und seiner Anziehungskraft verloren. Zu den Spielen verliefen sich im Schnitt nur noch 500 Zuschauer im Stadion.

Junge unbekannte Spieler, Jan Mehlfeld (später MSV Börde), Danny Richter (Wanzleben), Mirko Stieler (Schönebeck), Jan Köhler (Burger BC), Rajko Schmuck, Alex Albrecht, Lars Philipp, Peter Pohlmann, prägten für die nächsten beiden Spielzeiten das Gesicht des Clubs. Dazu kamen gestandene Leute wie Frank Cebulla, Axel Domine (früher zusammen mit Heiko Bonan in der Juniorenmannschaft des Clubs), Dennis Fuchs (von Göttingen 05 zurückgeholt), Jan Daniec und Dirk Baumann.

Es waren schwere Jahre. Der Club wurschtelte sich so durch die Spielzeiten! 1994/95 entrann er knapp dem Abstieg - Platz 12 (unter 16 Mannschaften ), 1995/96 - landete er lediglich auf Platz 9.
Die Gegner von damals hießen u.a. 1. FC Schwedt, Greifswald, Schwarz-Rot Neustadt, Post Neubrandenburg...

Wann würde es wieder aufwärts gehen?

1996: Die Alleinherrschaft des FCM in der Magdeburger Fußballwelt stand vor einer Zerreißprobe. Der SV Fortuna Magdeburg betrat die hiesige Fußballbühne.

Unter der Regie der ehemaligen Clubspieler „Pulle“ Hempel (in den glorreichen 70‘er Jahren eine große Nachwuchshoffnung im Sturm) und „Diego“ Rolf Döbbelin (die alte Kämpferseele) begann man bei Fortuna Magdeburg unter “ tatkräftiger Hilfe“ von Rother, Siersleben, Lange, Heitzmann, Müller, Reinke, Potyka, Landrath , Westendorf (alles ehemalige Clubspieler mit der Erfahrung von über 1000 Spielen für den FCM) ... still und leise dem FCM das Fußballwasser abzugraben. 
Hempels Vision - als "Fortuna 2000" zur neuen Nummer Eins in Magdeburg und Umgebung aufzusteigen...bis in die 2. Bundesliga! 
Ein Stich in die Herzen aller FCM Fans war jedoch die Tatsache, dass Achim Streich, das Idol schlechthin, die Fronten gewechselt hatte und Präsident bei Fortuna wurde.

Ein Aufschrei ging durch die Fanlandschaft!
Nein, niemals darf es dazu kommen, dass Fortuna den FCM überflügelt. Wir sind und bleiben die Nummer Eins!!!
Nun, was aus den hochtrabenden Plänen Fortunas geworden ist, wissen wir alle. 
Fortuna spielt mittlerweile in der Landesklasse - doch damals war es noch nicht so weit !

Dann das Spieljahr 1996/97
Unter der Ära Meyer/ Schmidt sollte es wieder mit dem Club voran gehen! Es brachen die erfolgreichsten Jahre der Nachwendezeit des Clubs und damit des Magdeburger Fußballs an.
Ecki Meyer als neuer Präsident ging mit viel Elan und persönlichem finanziellen Engagement an die Arbeit (Pressebericht). Es gab nur ein Ziel, den Aufstieg - zurück in den Spitzenfußball (Pressebericht).

Zu Ecki Meyer muß gesagt werden, nur solch ein Fußballverrückter (im Positiven), der mit völliger Hingabe für den Club da war, konnte den FCM wieder voranbringen. Unter den Fans kursierten sogar Gerüchte (???), dass Meyer Hypotheken auf sein Hotel aufgenommen habe, um Gelder für den Club locker zu machen.

Von diesem Engagement und Auftreten in der Öffentlichkeit können sich so manche Präsidiumsmitglieder auch heute noch eine Scheibe abschneiden!
Dass ein Ecki Meyer nicht frei von Fehlern war, ist eine andere Geschichte! (folgt im Akt 3 der Fußballsaga "Lockruf des Go(e)ldes") 

Endlich hielt professionelle Arbeit beim Club Einzug - verantwortlich dafür zeichneten der neue Manager und der spätere Clubtrainer („Fußballgott“) Hans-Dieter Schmidt. Meyer und Schmidt waren ein vom Fußballwahn besessenes Gespann, das zunächst große Erfolge feiern konnte. 

Sportlich vollzog der Club einen Schnitt:

Alte Clubspieler wie:

Junge Clubtalente (Pressebericht) wie:

Neue Einkäufe wie:

sollten sich zusammen mit Dennis Fuchs, Maik „Zentis“ Zentrich (Merseburg 99), Dirk Baumann maßgeblich für den Aufschwung verantwortlich zeigen.
Es gibt aber auch personelle Flops: der Aussi John Weatherby - nie gespielt, die nigerianische "Torjäger-Perle" Yahaya Gaku - nie angekommen im Grube Ground (Pressebericht)

Dank Meyers Bemühungen wird der Club nun in die sportlich lukrativere Südstaffel eingruppiert. 
Statt Greifswald und Schwarz-Rot Neustadt hießen die Gegner jetzt Vfl Halle, Dresdner SC, Bischofswerda und natürlich Fortuna Magdeburg. Unvergessen die tollen Lokalderbys gegen Fortuna (2:1 und 1:1 vor 10.000 bzw. 8000 Zuschauern im Grube Stadion).

In der Südstaffel gab es von Anfang an ein Kopf an Kopf Rennen zwischen dem FCM, dem Dresdener SC und Fortuna Magdeburg.
Nach einem durchwachsenen Start (Pressebericht), der Club hat nur 9 Punkte eingefahren (Pressebericht), wird der Trainer Karl Herdle nach dem 6. Spieltag gefeuert (Pressebericht). Der Weltenbummler Herdle (u.a. Malaysia, Australien, Brasilien) schaffte es nicht, das große Potential dieser neuen Mannschaft abzurufen.
In der Regenbogenpresse werden schon Namen wie Uwe Erkenbrecher und Horst Ehrmanntraut gehandelt (Pressebericht)
Nachfolger wird jedoch der Manager Hans-Dieter Schmidt, der damit neben Meyer beim Club zum Fußballguru und Alleinherscher aufsteigt. 

Unter Schmidt legt der Club los!!!
Am 10. Spieltag gibt es die letzte Niederlage (1:3 Heimpleite gegen den VfB Chemnitz), danach folgen 14 Siege und 6 Unentschieden. 
Unaufhaltsam stürmt nun der Club in der Tabelle vorwärts und erobert zur Winterpause die Tabellenspitze mit 33 Punkten vor dem DSC und Fortuna mit je 30.


Im Spätherbst wird dann noch ein alter Stratege und guter Bekannter Lieberams aus Dresdner Zeiten verpflichtet: Jörg Kretschmar - 1992 DFB Pokalsieger mit Hannover 96 (Pressebericht).
Zu den Höhepunkten zählen neben den bereits erwähnten Lokalderbies (Pressebericht) das 5:0 gegen Vfl Halle (H) (Pressebericht), das 2:1 gegen den Dresdner SC (H) (Pressebericht), die Schützenfeste gegen Suhl (5:0 H), 

 

Zeulenroda (7:0 H), Weimar (7:2 H)  (Pressebericht) und natürlich die Freundschaftspiele gegen die Bundesligisten Hansa Rostock (2:1 H) und Werder Bremen (1:3 H).


Der Aufschwung schlägt sich auch in den Zuschauerzahlen nieder: Bremen (10.000), DSC (6.000), Weimar (4.500), Fortuna (10.000 und 8.500), Hoyerswerda (10.000),...

Der Club bleibt bis zum letzten Spieltag an der Tabellenspitze. Der Aufstieg ist greifbar nahe.

Die Situation vor dem letzten Spieltag:
Der Club ist Spitzenreiter mit 60 Pkt. vor dem DSC mit 59 Pkt. und Fortuna mit 58 Punkten. 
Mit einem Sieg gegen Hoyerswerda wäre der Club am Ziel seiner Träume - Aufstieg!!!


Zum Spiel:


Es war der blanke Wahnsinn. Über 10.000 Zuschauer waren in den altehrwürdigen Grube Ground gepilgert, um den Club zum Sieg zu peitschen. „Goldköpfchen“ Marcel Maltritz macht in der 31. Min. das 1:0. Alles läuft nach Plan. Doch ungeahnte Nervosität ergreift die Clubspieler. Großchance um Großchance verstreichen, das erlösende zweite Tor will nicht gelingen.
Plötzlich geht nichts mehr. Nur kein Tor kassieren, denn Dresden und auch Fortuna könnten uns mit einem Sieg noch abfangen. Doch Lieberam hält mit gewohnter Souveränität die Abwehr zusammen. 
Die 10.000 skandieren : Abpfeifen, Abpfeifen..... Die 90. Minute - Schluß und Aufstieg!!!  (Pressebericht)

Es beginnt die wohl größte Fußballparty, die Magdeburg seit jenen historischen Maitagen von 1974 gesehen hatte. Die Clubspieler um Hans-Dieter Schmidt, Ecki Meyer und die 10.000 sind im Überschwang der Gefühle. Die Stadiontore werden geöffnet und ein blau weißes Meer strömt auf den heiligen Rasen des Stadions. Immer wieder werden die Namen der Helden und der Macher skandiert. 
Ein blau-weißer Freudentaumel erfasst das Stadion. Wildfremde Leute liegen sich in den Armen.

Ich werde nie das Bild  vergessen, wie ein alter Fußballfan, ca. 70-80 Jahre alt, mit Zigarre im Mund (manche werden ihn vielleicht vom Sehen her kennen - saß früher immer auf der Tribüne) auf dem Rasen niederkniete und andächtig verharrte. Was mag er wohl gedacht haben...? 
Falls der alte Herr noch lebt, ich grüße Ihn und ziehe meinen Hut vor ihm.

Wer damals nicht dabei war, hat etwas in seinem Leben verpasst!!!

Akt 3 der Fußballsaga " Lockruf des Go(e)ldes" folgt...

Maxe