Die FCM-Historie der Neunziger- Eine Tragödie in mehreren Akten - Akt 3 |
Lockruf des Geldes
- Die Jahre 1997 bis 2000 -
Spieljahr 1997/98:
Mit
dem Aufstieg in die Regionalliga war der erste Schritt gemacht. Der Club war
nun wieder im Konzert der großen (Ost) Mannschaften dabei. Die Euphorie und
Vorfreude auf die neue Saison fand ihren Höhepunkt im Freundschaftsspiel gegen
die Bayern im Juni '97.
"Das Spiel der Meister" - so war eine Schlagzeile der Medien. 25000 Zuschauer
sahen einen begeistert aufspielenden FCM, der gegen das Starensemble mit nur
1:2 verlor (Pressebericht).
Beim Club erstmals mit dabei: Mario Lau, die neue Stürmerhoffnung, wurde vom
Zweitligisten SV Meppen geholt.
Der Erfolg der letzten Saison machte aber auch die Aasgeier der Profivereine
aufmerksam. Arek Zarzhynski, Top-Torjäger im Aufstiegsjahr, war zum Probetraining
bei Eintracht Frankfurt, blieb letztendlich doch noch beim Club. Mittelfeldmotor
Igor Dennissjuk hingegen verließ den Club. Neue Leute werden mit dem Club in
Verbindung gebracht: Dienef Faye, senegalesicher Nationalspieler, den Trainer
Schmidt aus seiner Zeit in Saudi-Arabien kannte. Er sollte aber ebenso wenig
kommen wie der ägyptische Nationalspieler Dohmany. Dafür lauerten im Hintergrund
solche Talente wie Hähnge, Maik Hoffmann, Lenze und "Ronaldo" Mike Dreschler,
der später noch von sich reden machen sollte...
Der Saison-Auftakt:
Die Frage war, wo steht der Club? Gleich am ersten Spieltag kam es zur Neuauflage
des Klassikers gegen "Eisern" Union Berlin. Im Vorfeld rumorte es im Umfeld
beider Clubs. Bei Union waren Spielergehälter offen, der Gerichtsvollzieher
ging ein und aus.
Auch der Club hatte mit den Finanzen zu kämpfen. Am Spieltag tauchte sogar das
Finanzamt auf und pfändete die Zuschauereinnahmen (offene
Lohnsteuerforderungen.
Die Geldschwierigkeiten sollten den Club nicht mehr loslassen.
Zum Spiel: (Pressebericht)
Der FCM hatte einen imponierenden Einstand. Vor gut 6.500 Zuschauern hämmerte
Lieberam aus gut 22 Metern die Kugel zum 1:0 in die Maschen. Sandmann legte
zum 2:0 nach und Mark Mewes, der junge Torhüter hatte einen sensationellen Tag
und hielt was zu halten war. Union ohne Chance.
Dementsprechend gut gelaunt machte sich FCM-Fankarawane am zweiten Spieltag
auf nach Leipzig zum FC Sachsen. Aber hier wurde der Club brutal auf den Boden
der Realität zurückgeholt. Die Sachsen, damals mit Mike Lünsmann, Kujtum Shala
.. ,der erklärte Aufstiegsfavorit, führte den Club vor. 0:3 - im Angriffswirbel
der Chemiker hatte der Club keine Chance.
In den weiteren Spielen blieb der Club im Soll ( 4:1 H gegen Erfurt; 1:1 A beim
späteren Aufsteiger TeBe). Dann der 6. Spieltag. Auswärtssieg bei der kleinen
Hertha aus Zehlendorf. 4:3 nach 0:2 Rückstand. Dreifacher Torschütze war Mike
Drechsler, der wegen seiner "Haarpracht" den Spitznamen Ronaldo bekam.
Der Club auf dem 6. Tabellenplatz, alles im Lot. 9. Spieltag.
Endlich, das erste Duell gegen den alten Rivalen aus Stendal stand an und es
kam zum Wiedersehen mit alten Bekannten (Dirk Grempler). Der Club war auf schweren
Boden drückend überlegen, es war ein Spiel auf ein Tor. Dann jedoch die 56.
Min.: Rückpass von Thierau
(Pressebericht) aus gut 30 Metern, die Kugel kullert am herausgelaufenen
Mewes vorbei ins leere Tor der Westkurve. Verloren! Zeigt der Club nun weiter
Nerven?
In der Winterpause behielt der Club den 11.Platz, zu Hause nur 2 Siege und 4
Niederlagen. Trainer Schmidt beschrieb es:
Sportlich war der Verein durchaus noch im Rahmen, aber die heile Welt fing trotzdem
zu bröckeln an. Der Streit zwischen Trainer Schmidt und Kapitän Lieberam wird
immer offener.
Lieberam könnte sich vorstellen Trainer der Regionalligaelf zu werden und äußert
Kritik an Schmidt bzgl. Aufstellung und taktischer Fragen.
Schmidt und Meyer rügten Lieberam dann auch erstmals offen in der Presse.
In die Rückrunde startete der Club zu alledem noch katastrophal: Vier Niederlagen am Stück, bei 1:13 Toren (1:2 Union A; 0:4 FC Sachsen H; 0:5 Erfurt A; 0:2 TeBe H). War ein Bruch drin? Hoffentlich geriet er nicht noch in den Abstiegstrudel. Doch fing sich der Club glücklicherweise zügig wieder (4:0 H Hertha 03; 4:3 A Eisenhüttenstadt; 3:3 H Chemnitz) (Pressebericht).
Das Rückspiel in Stendal am 25. Spieltag brachte wieder spannenden Derby-Charakter.
Der Club war wiederum die spielerisch klar überlegene Elf. Angetrieben von Kretschmar,
Sandmann und Maltritz, bot der FCM traumhaften Offensivfußball. So war das 1:0
(Kretsche, 3. Min.) verdient. Doch was nützen die schönsten Spielzüge, wenn
die klarsten Chancen nicht genutzt werden. Am Ende gewann Stendal noch mit 2:1.
Es sollte aber der letzte Sieg der Altmärker gegen den Club gewesen sein, wie
wir heute wissen und genüsslich belegen können.
29. Spieltag - Spielerstreik:
Beim FCM brodelte es intern weiter . FCM-Kapitän Lieberam führte die Mannschaft
statt zum Training ins Kino. Grund: ausstehende Gehälter und die nicht gezahlte
Aufstiegsprämie aus dem Vorjahr. Meyer und Schmidt zeichnen daraufhin Lieberam
als Rädelsführer und suspendieren ihn. Der Bruch zwischen Schmidt und Lieberam
wird immer deutlicher und verhärtet. In den nächsten Tagen dann platzt die
Bombe (Pressebericht): Lieberam verabschiedet sich vom Club und wird Trainer in Aue. Dies war ein schwerer
Verlust gewesen.
Die erste Regionalligasaison beendet der Club auf den ungenügendem Platz 12
mit 10 S - 8 U - 13 N und 51:53 Toren. Erschreckend dabei die Heimbilanz mit
6 Niederlagen. Gravierendste Schwächen hatten sich in der Abwehr und auf der
Torhüterposition gezeigt. Die Saison sollte jedoch noch einen versöhnlichen
Abschluss finden. Im Landespokalfinale fegte der FCM die Stendaler Lok Elf mit
4:1, wie es sich gehört, aus dem Dessauer Paul-Greifzu-Stadion
(Pressebericht). Überragender
Mann damals: Sebastian Hähnge mit 3 Toren, - ja genau der Hähnge, der im späteren
Heimspielspiel (23.2.2001) auf Seiten der Dynamos die Rote Karte wegen Tätlichkeit
bekommen sollte...
Saison1998/99- Die 2. Bundesliga war so nah
Der FCM musste sich weiter verstärken. Neue Leute brauchte der Club!
Erster Neuzugang war der Ex-Profi Dirk Hannemann (u.a. Duisburg, Rostock, TeBe,
SV Ried, Österreich). (Pressebericht)
Die finanzielle Lage blieb angespannt. Den Club drückten Verbindlichkeiten in
Höhe von 440.000 DM. Es wurden fieberhaft neue Sponsoren gesucht, da die Gothaer
Versicherung ihren Ausstieg als Hauptsponsor signalisierte.
Im Sommer 1998 wurde Ecki Meyer für die nächsten 3 Jahre zum Präsidenten bestellt
und sollte den FCM erfolgreich in das neue Jahrtausend führen. Sein ehrgeiziges
Ziel: 2. Liga im Jahr 2000.
Ich erinnere mich an einen turbulenten Saisonbeginn: Die Spieler boykottierten
das Training (Pressebericht), Meyer lag mit Herzproblemen im Krankenhaus, Trainer Schmidt fordert
neue Spieler und droht mit Absprung ins Ausland.
Es traten erste "Verständigungsschwierigkeiten in der Vereinsspitze" zwischen
Meyer-Schmidt-Vondran (Verwaltungsratsvorsitzender) auf.
Krönung war ein über die Presse verbreitetes "Ultimatum" des Präsidiums gegenüber
Trainer Schmidt. Schmidt soll sich zum Club deutlicher bekennen oder Konsequenzen
ziehen.
FCM-Pressesprecher Jörg Meding tritt in dem Zusammenhang mit eigenmächtigen
Äußerungen in der Presse auf.
Später will dann seitens des Präsidiums niemand von diesem Ultimatum gewusst
haben. Für die Fans stellte sich die Frage: Wer hat beim Club eigentlich noch
das Sagen ?? (Pressebericht)
Auf Grund der finanziellen Lage können zunächst offensichtlich keine weiteren
Spieler verpflichtet werden, der Etat war nämlich um 300.000 DM geschrumpft
gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr lediglich 1,45 Mio. DM.
Überraschend werden dann kurz vor der Saison doch noch ein Torhüter, der spätere
Publikumsliebling Miroslav Dreszer, Abwehrrecke Waldemar Koc (beide aus Polen)
und Stürmer David Mydlo (Banik Ostrava) verpflichtet.
Woher das plötzliche Geld?
Der Club präsentierte einen neuen Hauptsponsor
(Pressebericht): "plan-bau JK GmbH", die sich
mit ca. 500.000 DM einbrachte. Daher also...
Im Hintergrund werden darüber hinaus neue Leute für den Verein aktiv. So Hermann
Brettschneider, Vorsitzender des Fördervereins und Fußballverrückter. Ihm werden
gute Kontakte zum Fußball-Guru Robert Schwan (Bayern, Hertha BSC) nachgesagt.
Brettschneider knüpfte u.a. Kontakte zur Ufa. Sein Ziel war es unumwunden: Der
Club in der 1. Liga (Pressebericht).
Toller sportlicher Auftakt des FCM im zweiten Jahr: Auswärtssieg bei Croatia
Berlin mit 2:0 (Tore Hähnge). Das gab Sicherheit. Dritter Spieltag: 1:1 beim
VfB Leipzig, der Club stand hier sogar kurz vor dem zweiten Auswärtssieg. Sechster
Spieltag: Heimsieg mit 4:2 gegen Stendal, der FCM auf Platz 2, Punktgleich mit
Chemnitz. So konnte es weitergehen und so ging es weiter!
Am achten Spieltag gibt es im Grube-Stadion ein Wiedersehen mit Lieberam, diesmal
aber als Trainer von Aue. Die Fans begrüßten zwar Lieberam, der seinerseits
zurückhaltend blieb, die Punkte blieben aber beim Club 1:0 - Regionalliga-Tabellenführer
(!!!), was für ein Gefühl, eine Super-Stimmung !!
Der Club spielte weiter an der Spitze mit
(Pressebericht). Am 11. Spieltag ein grandios herausgespielter
3:1 Auswärtssieg beim FC Sachsen Leipzig
(Pressebericht), der FCM nun wieder Spitzenreiter vor
Zwickau, die Erwartungen steigen. Erstmals wird das Wort Aufstieg
(Pressebericht) seitens
der Verantwortlichen öffentlich in den Mund genommen.
12. Spieltag:
Großkampftag gegen die Dynamos aus Dresden: 6.000 fanatische Zuschauer bejubelten
das 1:0 durch Eisenfuß Wojzik
(Pressebericht). Der FCM etablierte sich an der Spitze.
Der Erfolg machte aber auch die Spieler für die Bundesliga interessant. Marcel
"Malte" Maltritz, das große selbstbewusste Talent des FCM befand sich im Visier
der Talente-Jäger aus Hamburg, Wolfsburg u.a. Wechselgerüchte kursierten und
wurden immer konkreter.
Folgerichtig war dann auch bald sein Abschiedsspiel - der 17. Spieltag.
Die Fans bejubeln den 2:1 Heimsieg gegen Zwickau (mit einem Tor von Maltritz)
und sind doch wehmütig gestimmt. Maltritz verlässt den Club zur Winterpause
in Richtung VfL Wolfsburg (Pressebericht).
In der Winterpause werden gleich neue Leute für den Aufstiegskampf verpflichtet.
Die beiden Tschechen Roman Straska und Jindrich Dohnal sowie der bundesligaerfahrene
Bodo Schmidt. Schmidt (u.a. 170 Bundesligaspiele Spiele für Dortmund und Köln,
Meister mit dem BVB) sollte der neue Führungsspieler werden und bis heute diese
Rolle souverän meistern (Pressebericht).
Am 20. Spieltag sehen 3000 Zuschauer den Sturmlauf des FCM gegen den Mitkonkurrenten
VfB Leipzig. Hähnge (Pressebericht)
köpft das 1:0 Siegtor gegen den ebenfalls zeitweiligen Tabellenführer.
Der FCM nun nur noch ein Punkt hinter Chemnitz auf Platz 2.
Nun wurde es ernst. Präsident Meyer reicht beim DFB die Lizenzunterlagen für
die 2. Liga ein. Mit einem Etat von 8 Mio. DM will man die 2. Bundesliga
angehen (Pressebericht).
Wichtiger Wegstein dahin war der 1:0 Auswärtssieg am 23. Spieltag bei Lok Stendal
(Elfmeter Kretschmar). Der FCM war jetzt punktgleich mit dem VfB Leipzig an
der Tabellenspitze.
Die Ernüchterung kam jedoch, bzw. folgte auf dem Fuße. Am 25. Spieltag: 0:1
Heimpleite gegen Spandauer SV (Tabellenfünfzehnter!!!) Die Fans befanden sich
im Wechselbad der Gefühle. Was war los?
Mit der 0:1 Heimpleite am 30. Spieltag gegen den späteren Aufsteiger Chemnitzer
FC verspielte der FCM endgültig alle Aufstiegsträume. Und das bei der damaligen
Fernsehpremiere, live im MDR. "Im entscheidenden Moment für zu leicht bewogen",
das Fazit für den FCM. Die letzten Spiele ( 3:2 H Union; 2:1 A beim BFC; 4:2
H Jena; 0:0 A Zwickau ) bringen dem FCM letztendlich auf Tabellenplatz 3 mit
64 Pkt. und 54:34 Toren.
Nie wieder war der FCM dem Aufstieg in den Profifußball so Nahe gewesen!!!
Milleniumsaison 1999/2000: Der Millionendeal - Kampf um die neue
3. Liga
Saison der Entscheidung:
Für die neu eingeführte zweigleisige 3. Liga musste der FCM mindestens Platz
6, evtl. 7, in der Meisterschaft belegen. Der FCM war gefordert !
Auf Grund der in der vorigen knapp verpassten Bundesligaqualifikation und des
starken, souveränen Auftretens der Mannschaft, ist man sich seitens des Vereins
verständlicherweise ziemlich sicher, dieses Ziel zu erreichen.
Markige Sprüche fallen:
"Wir wollen um den Aufstieg mitspielen" ; "Die neue 3. Liga ist nur eine kurze
Zwischenstation". In und um Fußball-Magdeburg ist man sehr optimistisch und
hinsichtlich des Erreichens der Liga 3 geradezu gelassen
(Pressebericht).
Die jüngsten Erfolge machten die Spieler hungrig nach mehr. Dirk Hannemann will
nach Hannover 96, Hähnge ist bei Paderborn im Gespräch. Meyer damals: "Hähnge
kann gehen, wenn die Ablöse stimmt !". Beide werden bleiben. Dafür verlässt
Manolo Gomez, das spanische Stürmertalent den Club in Richtung Paderborn.
Trainer Schmidt und Präsi Meyer regierten mit eiserner und konsequenter Hand.
Nach dem Rauswurf von Lieberam und Egler (er ging dann zu den Sportfreunden
Siegen) wird Lau in die Reserve versetzt. Schmidt begründet das mit fehlender
Einstellung: "Solange ich Trainer bin, wird Lau nie wieder in der ersten Mannschaft
spielen", waren seine Worte.
Trotzdem waren die Voraussetzungen augenscheinlich sehr gut. Der Club schien
ohne Skandale über die Sommerpause zukommen und verfügte über ein top eingespieltes
Team.
Sommer 1998:
Die Bild Zeitung vermeldete aus heiterem Himmel, dass ein millionenschwerer
Sponsor beim Club einsteigen will.
(Pressebericht)
Die Gerüchteküche brodelte! Mal soll es die Göttinger Gruppe sein, mal die Ufa
oder die Kinowelt. Der Club entwickelte noch dazu ungeahnte Transfertätigkeiten.
Hieß es noch Wochen zuvor, dass man keine Verstärkungen bräuchte, das Team sei
stark genug, werden auf einmal doch viele neue Spieler wie auf einem Basar gehandelt.
Schmidt im Kaufrausch: Bis zum Saisonbeginn werden insgesamt plötzlich 9 !!!
neue Spieler verpflichtet: Bellomo (Toptorjäger der OL Nord und von einigen
BL-Clubs umworben), Stingl, Cessay, Ferraro, Lesch (vom BFC), Filipovic, Flavio,
und, - Maslej und Ofodile (Belgien, 2.Liga). Insgesamt hat der Club somit 32
Spieler unter Vertrag (Pressebericht).
Insbesondere vom brasilianischen Mittelfeldzauberer vom Zuckerhut, Flavio, und
von Bellomo, dem neue "Knipser", versprach sich Schmidt viel.
Er begründete den großen Kader mit mehr innerem Konkurrenzkampf und seinem Anspruch,
alle Positionen doppelt besetzen zu können. Skeptiker und Fachleute bemängeln
den viel zu großen Kader und damit einhergehend die fehlende Möglichkeit, eine
Stammelf zu bilden.
Woher aber kam das Geld für diese Neuverpflichtungen?
Meyer erklärte lapidar, dass es sich um Vorschüsse von Sponsoren handele, die
in Erwartung eines Großsponsors gewährt worden wären.
Und wieder ist es jetzt die Bild-Zeitung, die enthüllt:
Der KINOWELT - Konzern ist der neue Großsponsor beim FCM. Es wird über
ein traumhaftes Finanzvolumen von 5 Mio. DM spekuliert. Dem FCM scheinen sich
ungeahnte Möglichkeiten zu eröffnen
(Pressebericht).
Bei den anderen Vereinen spricht man bereits von der Kinoweltliga und befürchtet
zukünftige Wettbewerbsverzerrungen.
Präsident Meyer äußerte sich stolz:
"Die Zeit der Träumerei geht zu Ende. Wenn wir aufwachen kann die Bundesliga
Realität werden" (Pressebericht). Über die genaue Höhe und komplizierten Modalitäten des
Engagements der KINOWELT wird jedoch Stillschweigen bewahrt. Vorläufig!!
KINOWELT, bzw. die spätere Tochter "SPORTWELT", stiegen nicht nur bei bekannte
Westvereine, sondern auch im großen Stil bei den großen Traditionsvereinen des
Ostens ein:
Union Berlin, Dynamo Dresden, Carl Zeiss Jena, FC Sachsen Leipzig, Magdeburg,
indirekt auch Erfurt (später auch beim VfB Leipzig).
Die Plätze für die neue 3. Liga galten somit bereits im Vorfeld vergeben. Den
Club sah man ohnehin sicher im Spitzenfeld der Regionalliga-Tabelle.
Doch es sollte alles ganz anders kommen !
Der FCM ging also mit hohen Erwartungen diese Schicksalssaison an, natürlich
immer mit einem "Schielen" auf die 2. Bundesliga! Gleich zum Auftakt kam der
erste Dämpfer: Vor 4000 Zuschauern nur 1:1 im Heimspiel gegen den BFC. Nach
einem 1:1 beim Dresdner SC gibt es am dritten Spieltag eine 0:1 Heimpleite gegen
den VfB Leipzig.
Drei Spiele - erst zwei Punkte !!. Der erste Auswärtssieg wird
am fünften Spieltag in Babelsberg gelandet - 3:2. Die zwei Tore von Ofodile
und die Art und Weise des herausgespielten Siegs ließen hoffen.
Erst am achten Spieltag gelang der erste Heimsieg. Ohne Glanz gewinnt man 3:0
gegen die Hertha Bubis. Die Talfahrt hält daraufhin jedoch an. Eine unnötige
1:2 Heimpleite gegen Dynamo Dresden schließt sich an.
Die Nerven liegen blank. So hatte man sich das nicht vorgestellt. Es wurde nie
eine Stammformation gefunden, Schmidt wechselte ständig die Leute (in der Bundesliga
heißt das Rotation). Die neuen Spieler enttäuschten alle, bis auf Maslej und
Ofodile. Die Leistungsträger des Vorjahres hingegen sind verunsichert. Meyer
rügte Schmidt erstmals öffentlich in der Presse. Es ist das eingetreten, was
alle vermeiden wollten: Unruhe und die Angst, wieder zu versagen, die verpasste
Bundesliga Qualifikation von 1990 und vor allem das Lichterfelde-Trauma werden
wieder wach und geistern umher. Fanplakate wollen wachrütteln, erinnern an '90
und '94. (Pressebericht)
In dieser Situation wollte Trainer Schmidt seine Option ziehen
(Pressebericht) und verlängerte
seinerseits seinen Vertrag bis 2002. Vor dem Stendal-Spiel stellt dann Meyer
womöglich aufgrund des Drucks und des Umfeldes aber ein überhastetes Ultimatum:
6 Punkte aus den nächsten 2 Spielen oder der Trainer geht !
13. Spieltag, Auswärtsspiel in Stendal der letzte Arbeitstag von Schmidt
(Pressebericht) ? Die
Mannschaft kämpft und spielt für den Trainer. Nach einem überragenden Spiel
gewinnt der Club mit 4:1 in Stendal. Mydlo 2x, Hannemann und Ofodile retten
Schmidts Kopf. Im anschließenden Heimspiel gegen Aue legt der Club auch los
wie die Feuerwehr, geht auch 1:0 durch Ofodile in Führung aber bricht anschließend
jedoch völlig ein. War es Angst, fehlende Kraft ?? Nach der 1:2 Pleite wird
Trainer Hans-Dieter Schmidt gefeuert
(Pressebericht).
Wie geht's weiter?
Die Spitzenteams Dresdner SC, Sachsen Leipzig sind mittlerweile meilenweit entfernt.
Der Rückstand zum rettenden 6. Platz beträgt bereits vier Punkte.
Allerlei Namen kursierten in der Presse: Uwe Erkenbrecher, Rolf Schafstall und
andere werden nunmehr mit dem Club in Verbindung gebracht.
Nachfolger von Schmidt wird jedoch völlig überraschend Jürgen Görlitz, der bisherige
Co-Trainer. Er soll retten, was zu retten ist. Die Meinung der Fans ist geteilt.
Hat Görlitz überhaupt den nötigen Rückhalt innerhalb der Mannschaft ? Ist er
nicht für die bisherige Arbeit und den sportlichen Misserfolg mitverantwortlich
gewesen?
Hans Dieter Schmidt hingegen wehrt sich gegen seinen Rauswurf, pocht auf seinen
Vertrag und fordert 300.000 DM Abfindung. Ob sich der Club das leisten kann
? "Spätestens im Dezember bin ich wieder da", so prognostizierte Schmidt für
sich selbst. Die Sportwelt meldete sich auch unmissverständlich zu Wort: "Kein
Geld für die Trainerentlassung!" Der Club versinkt im Chaos. Und das kennen
wir ja schon...
Zur Winterpause liegt der FCM auf Platz 14. Lediglich 4 Siege, aber 7 Niederlagen
stehen zu Buche. Erst ein Heimsieg konnte eingefahren werden. Rückstand zu Spitzenreiter
Union: 20 Punkte, zum rettenden Platz 6 (Erfurt) sind es jetzt schon 7 Punkte.
Im Winter wird dann erst mal "ausgemistet": 8 Spieler sollen gehen. Alle neuen
Spieler, außer Maslej und Ofodile, sind darunter, dazu kommt noch Hähnge, den
es selbstbewusst nach Chemnitz in die 2. Bundesliga zieht. Ein großer Teil der
Spieler wird nach Stendal gehen (Lesch, Stingl, Cessay, Bellomo, Flavio).
Rückrunde: Aufholjagd oder Absturz - Quo Vadis FCM ?
Neue Spitzenspieler braucht das Land!
Getreu diesem Motto handelte Meyer. Als erster neuer Spieler wird Andreas Golombek
verpflichtet. Golombek war Profi u.a. bei St. Pauli und soll in Jena wohl beim
Probetraining durchgefallen sein. In den stürmischen Wintertagen tauchten dann
plötzlich in der Presse immer wieder die Namen des ehemaligen Bielefelder Gespanns
Lamm/Middendorp auf (Pressebericht). Ernst Middendorp wurde zweimal bei Spielen des FCM auf
der Tribüne gesichtet. Im Meyers Hotel Lindenweiler wollen mehrere Leute angeblich
Middendorp gesehen haben, ein schwarzer Mercedes mit dem Kennzeichen BO- EM
stand dort...
Meyer dementierte: Middendorp war nicht hier, im Moment ist er kein Thema.
Lamm/Middendorp
würden aber durchaus hierher passen. Dass Veränderungen anstehen würden, belegt
die Aussage von Vondran (Verwaltungsratsvorsitzender): "Es muss und es wird
etwas passieren. Wir wollen mit echten Profis zusammenarbeiten."
Noch vor Beginn der Rückrunde dreht sich das Spielerkarussell beim Club weiter.
Aufspringen, Geld spielt keine Rolle, - war die Devise.
Fünf neue Spieler, alles gestandene Exprofis werden geholt. Neben Golombek noch
Vlado Papic (Eintracht Trier, Düsseldorf, Gütersloh), Josef Ivanovic (Arminia
Bielefeld), Thomas Richter (1860 München), Andreas Winkler (RW Essen). Sie sollen
die berühmten Kastanien aus dem Feuer holen. Meyer macht auf Optimismus: "Mit
diesen Leuten ist Platz 6 zu schaffen, wir rollen das Feld von hinten auf. Die
ersten vier Spiele sind entscheidend".
Die Fans fragten sich: "Hat Lamm bei diesen Transfers etwa schon im Hintergrund
die Fäden gezogen ? Wer sind die neuen Heilsbringer ?"
An Lamm und Middendorp scheiden sich die Geister. Insbesondere Lamm hat in der
Fachwelt einen eher umstrittenen Ruf. Der Manager hatte Bochum fast in den Ruin
getrieben und soll sich unseriöser Geschäftspraktiken bedienen, sagt jedenfalls
Jürgen Mahnke, Sprecher der Kinowelt, Bekannter von Lamm aus Bielefeld...
Mahnke weiter: "Wir haben arge Bedenken gegen Lamm, würden sogar unsere Zusammenarbeit
mit dem FCM überdenken". In der Presse tauchten wilde Gerüchte auf: Lamm und
Middendorp sollen bereits Millionenverträge beim Club unterzeichnet haben. Mit
Dirk Schroer wird darüber hinaus plötzlich ein neuer Name in Spiel gebracht.
Laut Bild soll er der neue Marketingchef beim FCM werden. Schroer war Ex-Mitarbeiter
der Marketing Abteilung bei Arminia Bielefeld und arbeitete damals unter Lamm...
Will man seitens des Club so Lamm aus dem Rampenlicht nehmen und einen Schattenmann
präsentieren ?
Mahnke befürchtete: "...dass der Club über Umwege doch mit Lamm zusammenarbeiten
will."
Zum Auftakt der Rückrunde wird in Berlin beim BFC mit 2:0 gewonnen ( Ofodile,
Ivanovic ). Optimismus an allen Fronten: Wir schaffen es noch!!
Doch dann wieder der Rückschlag: 0:3 Heimpleite gegen den Dresdner SC. Dazu
noch Ofodiles Ausraster - Rot wegen Tätlichkeit mit 6 Spielen Sperre.
Die Nerven liegen blank: Hannemann wird nach dem Spiel wegen verbaler Entgleisung
gegenüber Meyer : "Halt die Fresse...",
(Pressebericht), suspendiert: Statt Aufholjagd nun noch
tiefer im Schlammassel ! (Pressebericht)
Vor dem Spiel gegen TeBe Amateure., am 27.02.00, schlagen die Wellen der Emotionen
auf der Mitgliederversammlung hoch, nachdem Einzelheiten der Verpflichtung von
Lamm (Manager) und Middendorp (Sportdirektor) bekannt gegeben werden. Offensichtlich
war sich niemand der anwesenden 116 Mitglieder so recht bewusst, was sich da
in der Führungsetage abgespielt hatte.
Meyer hatte tatsächlich im Alleingang mit dem Duo hochdotierte Millionenverträge
abgeschlossen. Einzig Verwaltungsratschef Vondran, der inzwischen zurückgetreten
war, soll eingeweiht gewesen sein. Kinowelt war strikt gegen diese Verträge
und forderte knallhart die unverzügliche Auflösung derselben. Auf Meyer und
den Club sollten dadurch Verpflichtungen von über 2 Mio. DM zukommen. Der Club
drohte, in der Schuldenlawine, die Meyer damit auslöste, unterzugehen
(Pressebericht).
Doch die spielerische Misere stand weitaus (noch) mehr im Mittelpunkt der Emotionen
bei der Mitgliederversammlung.
Altmeister Krügel damals unter stehenden Ovationen: "Wer für den Club spielt,
dessen Herz muss bluten". Ist das nur die Illusion eines alten Mannes ?
Stunden später setzte die Mannschaft ein Signal : 6:1 gegen TeBe Amateure (Ivanovic
4 Tore). Wer dachte, das 6:1 hätte die Mannschaft nun noch mal beflügelt, sah
sich getäuscht. Eine Woche später gab es eine 1:4 Heimdebakel gegen Babelsberg.
Görlitz schien als Trainer überfordert: "...aus einer Vielzahl guter Spieler
ein Team zu formen", meinte der Präsident, und Meyer weiter:
"Das war's wohl, die 3. Liga können wir uns abhaken."
Am 23. Spieltag schafft der Club noch ein 3:0 Sieg in Zwickau (Tabellenletzter).
(Pressebericht)
Nach dem 1:2 bei Herthas Amateuren beginnt sich erwartungsgemäß die Söldnertruppe
des FCM aufzulösen, die Profis ziehen weiter.
(Pressebericht)
Görlitz hat keinen Halt mehr in der Mannschaft. Ivanovic: "Der trainiert wie
zu Ost- Zeiten". Die letzten Siege ( 3:1 H Erfurt; 3:1 A Aue; 4:0 H Hütte )
sind nur noch ein Abgesang. Aber auch junge Spieler machen auf sich aufmerksam:
Schüßler, Prest, Scholze, Franz.
Diese Mannschaften schafften letztendlich den Sprung in die 3. Liga:
1. Union Berlin 77 Pkt 53.23 Tore
2. Dresdner SC 60 Pkt 65:30
3. Aue 60 Pkt. 59:40
4. Jena 58 Pkt. 53:35
5. Babelsberg 57 Pkt. 57:40
6. S. Leipzig 57 Pkt. 46:34
7. Erfurt 57 Pkt. 39:41
........................................................
10. 1. FCM 47 Pkt. 64:44
Weitere gedemütigte Verlierer: Dynamo Dresden, VfB Leipzig, Halle, Zwickau,
BFC Dynamo, Stendal.
Und wieder verliert somit der Club eine komplette Mannschaft:
Sandmann (HSV), Schüßler (Gladbach), Richter und Winkler (RW Essen), Flavio,
Lesch (Stendal), Röper, Lau, Wojcik, Ferraro, Kretschmar.
Der Club verliert noch dazu den Rechtsstreit mit Lamm (fordert 1,3 Mio. Abfindung).
Der Vertrag mit Middendorp wird im beiderseitigen Einvernehmen (man spricht
von ca. 40.000 DM) aufgelöst.
Makaber: Endlich steht der Club da wo er immer hinwollte: Im Rampenlicht
der Fußballöffentlichkeit. Aber nicht wegen sportlicher Erfolge.
Im Fachblatt "Kicker" wird der Fall Lamm groß aufgerollt.
Zum Saisonende endlich mal positive Akzente.
(Pressebericht)
Eberhard Vogel wird als neuer Trainer verpflichtet. Die Legende des Ost Fußballs
(74 Länderspiele, 440 Oberligaspiele - 188 Tore) unterschreibt für ein Jahr.
Seine Trainerstationen: DDR-Nachwuchs ('86 Europameister, '87 WM Dritter ),
Gladbach Amateure, Köln, Profis von Hannover 96, Jena, Nationaltrainer in Togo,
Hoyerswerda.
Vogel kündigt an: "Mit 32 Spielern werde ich nicht trainieren". Ich will "Offensivfußball
!"
Die 2. Mannschaft des Club besiegt im Landespokalfinale den VfL Halle mit
3:2 !
(Pressebericht)
Was damals keiner geahnt hatte: Damit wurde der Grundstein für die Weiterexistenz
des FCM gelegt. Denn in der nächsten Saison sollte der FCM am tiefsten Abgrund
taumeln, die Lebensuhr des Clubs eine Minute vor 12 stehen bleiben.
Bis... ja... bis im kommenden DFB Pokal der Pokalmythos 1. FC Magdeburg neugeboren
werden sollte.
Doch dies ist ein andere Geschichte...
Akt
4 der FCM SAGA "Legenden sterben nie"
Im Strudel des Lamm-Konflikts - Und die grandiose Auferstehung des Blau-Weißen
Riesen
- oder -
Wer Pokal sagt...
folgt.
Maxe