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Die FCM - Saga der Neuzeit
- Tragödien und Freuden in mehreren Akten -

1.FC Magdeburg

Zum Akt 3                                                                                                                                                                                   

- Akt 4 -

"Legenden leben länger - Auferstehung des Blauweißen Riesen“ 

Die Saison 2000/2001

Rückblende-Erinnern wir uns:

Wieder einmal hatte der FCM im entscheidenden Moment versagt und die sportliche Qualifikation für die neue 3. Liga nicht geschafft. Dem Club scheint seit der Nachwendezeit der Nimbus des Losers anzuhängen: Immer wenn es darauf ankam, verspielte der Club den Aufstieg. So war es 1990/91 mit der Bundesligaqualifikation, 1993/94 mit der Einführung der neuen Regionalliga und schließlich 1999/00 mit der zweigleisigen 3. Liga. Aber der Club ging trotz aller Befürchtungen nie unter, immer wieder kam der FCM auf die Füße, setzte sich gegen aufstrebende Konkurrenz in der eigenen Stadt (Fortuna Magdeburg)  und nahm neuen Anlauf. Der FCM als ewiges Stehaufmännchen, dem nie die Puste ausgeht?

Doch in dieser Saison sollte es um das nackte Überleben des FCM gehen. Nie zuvor in den 35 Jahren seines Bestehens stand der ruhmreiche Europapokalsieger von 1974 so nahe am Abgrund.
Die Millionenverträge mit den Bielefelder Gespann Middendorp und Lamm und der Streit mit Kinowelt hingen wie eine Zentnerlast am FCM und drohten ihn hinabzuziehen in den  schwarzen Strudel der Auflösung. Der Fußballvulkan Magdeburg stand kurz vor der Eruption und drohte alles unter der Millionengeldlawine zu begraben.

Wo war der Retter, der Heilsbringer, der den Weg aus der Krise zeigte und den FCM ins gelobte Fußballland führte??

´Und der Herr ( Vogel ) sprach: „Ich bin euer Messias und führe
euch in die neue Fußballzukunft“ . Und das Fußballvolk rief:
“Ja sei unser Retter und bringe uns die Erlösung!“´

 

Nun, es sollte sich zunächst ein Ende der Krise um Middendorp und Lamm andeuten.
Der Vertrag mit Middendorp wurde aufgelöst.

Kinowelt beharrte jedoch auch auf eine Trennung von Rüdiger Lamm, der seitens der Kinowelt als unseriöser Geschäftsmann hingestellt wurde. Auf Drängen von Kinowelt, die in auch nicht gerade seriöser Wildwestmanier mit Einstellung der Zahlungen und Kündigung der Partnerschaft drohten, zog der FCM vor das Magdeburger Arbeitsgericht, um die Verträge mit Lamm juristisch zu kippen. Und, wie so oft in jüngster Vergangenheit, zog der Club nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch im Gerichtssaal den kürzeren.  Das Gericht erklärte die Verträge mit Lamm für Rechtens. Lamm standen nunmehr ca. 1,5 Mio. DM an Abfindung zu.
( 03 )

 

(Wenn wir die Geschichte heute noch mal Revue passieren lassen, vor allem unter dem Hintergrund der aktuellen Kinoweltkrise stellt sich doch die Frage: Wie seriös handelte eigentlich die Kinowelt, als sie den FCM im Herbst 2000 mit dem einseitigen Aussetzen der Verträge fast in den Konkurs trieb und ein knappes Jahr später bei der Vergabe der Regionalligalizenz plötzlich Sekunden vor Ultimo den Verein beinahe um die Früchte des Erfolges brachte ? !)

 P.S.
Ich wüsste zu gerne, was in den Lamm -Verträgen, speziell in den Anlagen a- x (???), die es sicher gab, postuliert war. Es gab während der Lamm Krise auch durchaus andere vernünftige Stimmen, die da meinten: „Gebt dem Mann doch mal eine Chance!“  Ich persönlich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, das ein Ecki Meyer als Hotelboss und Geschäftsmann sowie ein Andreas Vondran das kleine Einmaleins nicht beherrschen und sich so abzocken lassen, wie es immer nach außen dargestellt wurde. Warum hätte es denn nicht eine gedeihliches Miteinander zwischen Kinowelt und Lamm geben können? Vielleicht hatte Lamm ja auch einen großen Fisch an der Angel, und hätte Kinowelt rausgedrängt ???  Man wird es wohl nie erfahren...  ( 04 )
Die Abfindung für Lamm schien dem FCM das Genick zu brechen. Sportweltpressesprecher Jürgen Mahnke  machte unmissverständlich klar, dass Sportwelt die Abfindung nicht zahlen würde. ( 05 ). Der Club hatte das Geld nicht, woher auch !?

In jenen Tagen überschlugen sich die Medien in der Berichterstattung, diskutierten die Fans im neuen Medium Internet, sollte sich die Homepage der FCM Fans zum zentralen Sprachrohr der Fans entwickeln. Leute wie Olaf Hehling, den FCM Fans besser bekannt unter dem Synonym „Der Lange“(und durch sie maßgeblich mit in den Vw.-Rat berufen), und Webmaster „Rene“ machten sich darum verdient.
Dann jener geschichtsträchtige Abend im Gemeinderaum der Magdeburger St. Marienkirche im August 2000, als die FCM Fans  die Kinowelt/Sportwelt Verantwortlichen zu einem öffentlichen Gespräch nach Magdeburg einluden, um endlich Klarheit zu bekommen. Wieder waren es die Clubfans, die offen Flagge für ihren Club zeigten und die Initiative ergriffen.
Und die Kinowelt stellte sich den Fans und erschien in der Höhle des Löwen  ( 06 ).
Im wesentlichen gab es nur gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen der alten Club-Führung und Sportwelt. Aber dann kamen doch so einige interessante Details auf den Tisch. Auf Frage von Ex-Schatzmeister Heinecke, warum denn die Kinowelt die Ablösen für Schüssler und Sandmann i.H.v. ca. 700.000 DM , die der FCM angeblich freiwillig an Kinowelt zur Tilgung abgab (abgeben sollte, ...musste??) nicht freigab, herrschte betretenes Schweigen bzw. Ausweichen seitens Sportwelt. Und zum Geschäftsgebaren der Sportwelt nur noch eines: Angeblich sollen sie freien Zugriff auf die FCM Konten gehabt haben... (immer noch  ??!)
Gerüchte kursierten, dass Kinowelt eben mal schnell die Ablösegelder von Schüssler und Sandmann für die Finanzierung des Kaufs von Eintracht Braunschweig brauchte, der damals auch gerade vollzogen wurde. ( 07 )

Eine Lösung war nicht in Sicht. Kinowelt spielte auf Zeit und wollte Lamms Forderungen herunterdrücken. Der Plan ganz simpel: Der FCM hatte kein Geld und kann nicht zahlen. Kinowelt hat Geld und will nicht zahlen.
Folge: Insolvenz und Lamm sieht keinen Pfennig mehr. Nur hatte keiner der noblen Geschäftsleute dabei bedacht, dass dabei der FCM auf der Strecke bleibt. Es drohte die Löschung des Vereins im Amtsgericht und damit verbunden ein Neuanfang in der Kreisklasse. Doch was interessiert das die Geldhaie ?!

Der FCM das wehrlose Opfer im Piranhabecken ??

Die Uhr stand nicht mehr nur 5 vor 12. Sollten die Glocken vom Magdeburger Dom mit einem Schlag 12 das Todesurteil für unseren Club einläuten ... ?? ( 08 ) 

Die Rechnung wurde jedoch ohne die noch vor einem halben Jahr als willenlose, charakterschwach titulierte Clubmannschaft  gemacht !
Eberhard Vogel schaffte es aus dem leblosen Haufen  angeschwemmter Legionäre und Talenten eine Truppe mit Herz zu formen, die ihr Schicksal in jenem Herbst des Jahres 2000 in die eigenen Hände nehmen sollte: ( 09 )
Nach durchwachsenen Punktspielstart mit dem 1:2 in Bischofswerda ( 10 ) steigerte sich der Club in den nächsten Spielen. Mit den Siegen gegen Hoyerswerda ( 3:1) (11); Chemnitz (4:0 A) wurde jener goldene Herbst des Jahres 2000 eingeläutet, der dem FCM die Rettung bringen sollte und in ganz Deutschland zu neuem Ruhm und Ehre führen sollte.

 Die magischen Worte DFB- Pokal sollten für Magdeburg zu einem neuem Symbol werden.

1. FC Magdeburg- Legenden leben ewig !


Nachdem bekanntlich die 2. Mannschaft des FCM im Sommer den Landespokal gewonnen hatte , war dem FCM für die erste Runde im DFB Pokal der Bundesligist 1.FC Köln zugelost worden.
Nun ja, eigentlich stand nur die Höhe des Sieges der Kölner zur Debatte, vielleicht könnte sich der FCM ja auch mit Glück in die Verlängerung mauern, so die Meinung der „Experten“.
Während  einige sog. Geschäftsleute schon fleißig am Insolvenz - Grab de FCM schaufelten, erstand der Totgesagte wie Phönix aus der Asche auf. ( 13a )

 

Was keiner für möglich hielt, der Club schaffte die Sensation der 1. Pokalrunde:

                                                            (  13 ) 

Dem Kölner Geißbock wurde in einem atemberaubenden Offensivspiel des FCM mit 5:2 die Hörner gestutzt. (15; 16 )
Zani per Elfer, Hannemann, Papic 2x und Ofodile demonstrierten an jenem Tag die Stärken des Club in dieser Saison: bedingungsloser Kampfgeist und Offensivfussball vom Feinsten.
Vogels Fußballphilosophie: "Offensivgeist ist die Seele der Mannschaft",  wurde beispielhaft umgesetzt.

Dieses Spiel sollte Signalwirkung haben, es schien, als ob mit diesem 5:2 innerhalb der Mannschaft alle Hemmungen gefallen waren. In den folgenden Spielen in der Oberliga wurden die Gegner regelrecht „torminiert“.
Die Torfabrik der Oberliga fegte in begeisternden Spielen die Gegner nur so vom Platz : Sondershausen 8:0 ( 17 ); VFC Plauen 5:0 ( 18 ); HFC 7:0 ( 19 ); Nordhausen 8:0 ( 20 ).  

Am 5. ST. ein weiterer Meilenstein in Richtung Aufstieg: der Club gewann  in einem grandiosen Spiel mit 3:0 bei Dynamo Dresden. David Mydlo erschoss die Elbflorenzer im Alleingang. Der erste Sieg in Dresden seit dem 1:0 Sieg am 03.03.1974 ( Tor damals übrigens Detlef Raugust )  ( 21 )

Nach diesen großen Triumph kommt wieder Licht ans Ende des Insolvenztunnels, alle wollen helfen, dass der Club überlebt.
Alte Kämpen wie Achim Streich  melden sich zu Wort ( 22 ) !
Hans Georg „Molle“ Moldenhauer, DFB Vizepräsident, ruft eine Task Force zur Rettung des FCM nach dem Vorbild der deutschen Nationalmannschaft ins Leben ( 23 ).

Und der FCM schien das Glück gepachtet zu haben. Auslosung zur 2. Runde des DFB Pokals:

 

1.       FC Magdeburg  -  FC Bayern München.    
 

Eberhard Vogel im ZDF Sportstudio schien sein Glück kaum fassen zu können. 

Die Bayern zum ersten Pflichtspiel seit 1975 im Grube Stadion. Endlich nicht mehr nur Freundschaftsspiele gegen die Giganten, nein der FCM mischt endlich wieder im Konzert der Großen. Auch wenn es nur im DFB Pokal war.
Was sich in den folgenden Tagen und Wochen abspielte, werden die Fans in und um Magdeburg  so bald wohl nicht wieder vergessen. Schon kurz nach der Auslosung flatterten die ersten Kartenbestellungen  beim FCM ein. Jeder wollte dabei sein beim Spiel David gegen Goliath.

Bayernkarten
!!
Dieses Wort stellte so manche gute Freundschaft auf die Probe. Die Telefone glühten, die Insider ließen ihre Beziehungen spielen, der Mann auf der Straße witterte manchmal Betrug bei der Kartenvergabe.
FCM Geschäftsführer Bernd Lindner: „Wir hätten 80.000 Karten verkaufen können“.  ( 25 )
Der Schwarzmarkt florierte, bis zu 220 DM sollen für Karten bezahlt worden sein.  

Der FCM Schatzmeister konnte sich die Hände reiben, die leeren Kassen füllten sich. Und Fortuna hielt ihr Füllhorn weiter auf:
Das Spiel wird wegen bundesweitem Interesses in der ARD Live übertragen !!

Der 1. FCM bundesweit live zu erleben !    Der Rubel rollt:  

 


 

 

Und da sind sie wieder, wie die Ratten kommen sie hervor, all jene, die den FCM vor wenigen Wochen noch haben sterben lassen wollen.

Hinter den Kulissen tobt der Machtkampf, die Präsidentschaftswahl steht an, jeder will seinen Präsidenten. ( 27, 28 )
Kinowelt schlägt moderate Töne an, fährt zum Spiel eine extra Videowand auf, die im Stadion  an einem Kran hängt. Durch Kinowelt wird auch ein extra Trikotsponsor  besorgt ( "Euro am Sonntag"  - ein Börsenfachblatt ).

Auf einmal ist der FCM wieder interessant für die Vermarkter !   

Beim FCM ist alles nur noch auf das Bayern  Spiel fixiert, die Oberliga scheint in jenen Tagen nur ein Spielball für den FCM Furioso ??.
Weit gefehlt ! Es kam wie es kommen mußte. War es Überheblichkeit, oder lag es daran, dass sich nun alle gegen die Torfabrik der Liga mächtig ins Zeug legten ? Plötzlich fing der FCM Motor an zu stottern.
Bei den Cottbus/A reicht es nur zu einem 1:1, erstes Warnzeichen.
Wenige Tage vor dem Bayern Spiel passiert es dann: 0:1 bei den Freizeitkickern des SV Grimma !  Vogel tobt, will sich die Versager zur Brust nehmen   ( 29 ).
Nur Ausrutscher ?
In Anbetracht der fast unlösbaren Pokalaufgabe fordern Trainer und die Realisten unter den Fans vollste Konzentration auf die Meisterschaft. Denn nur ein Aufstieg kann den FCM finanziell retten. Noch ein Jahr Oberliga ist für die teuerste Oberligatruppe
(Golombeck 18.000 DM, Ofodile 15.000 DM, Ivanovic, Papic je 12-15000 DM, Schmidt 10.000 DM und mehr, Trainer Vogel 20.000 DM) nicht zu finanzieren.

Bayern !

Ein Wort – ein Name- ein Synonym ! Kein anderer Verein in Deutschland elektrisiert die Massen so wie die Bayern - Krösus der Liga. Haß und Liebe, Kult und Abneigung gehen fließend ineinander über.
David gegen Goliath stehen sich gegenüber. Und, es gibt eine alte Rechnung  zu begleichen: 
Das ausgefallene Supercupfinale  von 1974. Der FCM als EC II Pokalsieger und die Bayern als EC I Pokalsieger  hätten ein innerdeutsches Supercupfinale ausfechten müssen. Hätten, ... die politische Eiszeit jener Jahre verhinderte einen möglichen Triumph des Clubs. ( 30 ) Nun die Zeit der Revanche: Und die Bayern sollte ein heißer Tanz erwarten :

WILLKOMMEN IN DER HÖLLE - AUF GEHT´S  ( 31 )

Und, -  der FCM schafft die Sensation !

Mit heißen Herzen werden die Bayern Stars entzaubert. An der Abwehr um Schmidt und Roszgony ist kein Vorbeikommen. Der FCM befreit sich immer wieder aus der Umklammerung der Bayern, gestaltet das Spiel offen. Die Stunde schlägt den Siegern.  Unser Nigeria-Bomber Ofodile, jagt die Kugel aus 4 Metern in der 66. Minute in die Maschen. Das Stadion steht Kopf. Die Bayern ziehen das Tempo an, wollen nicht als Deppen der Nation dastehen. Andersons Kopfball kratzt Zani von der Linie ( war er nicht doch schon dahinter ? ). Hitzfeld bringt Elber und Jeremis. Alles oder Nichts - die Bayern kämpfen um die Ehre. Bei einem Viertligisten ausscheiden ? - Undenkbar !
Dann die 79. Min. Salihamidzic aus der Drehung zum 1:1. Verlängerung. Der FCM hatte nichts mehr zu verlieren. Es gibt noch einige Chancen auf beiden Seiten. Dann - das Elfmeterschießen !

 Schicksal, Fortuna- alles ist möglich. 

Es sollte der Abend des Miro Dreszer werden. Mit stoischer Ruhe hält er die Elfer von Jeremis und Elber und macht das Unmögliche wahr. ( 32 )

Mit 5:3 n.V./Elfm. wirft der Underdog aus Liga 4 die Weltauswahl der Bayern aus dem Pokal !

 Unfassbar.

Die FCM-Kicker in aller Munde. Glückwünsche kommen aus aller Welt. Die Sensation des  FCM, zu sehen bis in Australien, USA. Interviews, Fernsehberichte , alle reißen sich um die Pokalhelden. Die Truppe genießt es, im Mittelpunkt zu stehen. Die Clubfans - stolz wie Bolle - schweben auf Wolke 7. ( 33 )

Doch der Alltag ist grausam !
1
2. ST.  Das Spiel Eins nach der Sensation. Auswärtsspiel in Dessau.

Über 1000 Clubfans machen auf nach Dessau, wollen den Club feiern und siegen sehen. Vogel sieht die Gefahr des Abhebens und versucht, seine Kicker auf den Boden Tatsachen  herunterzuholen.  Doch das sollten die Dessauer Jungs tun !  
2:1 für Dessau  ( 34 ).
Die Überflieger der Oberliga jäh abgestürzt. Die Konkurrenz, vor allem VFB Leipzig Coach Achim Steffens, reibt sich Schadenfroh die Hände.

Am 13. ST. das erste Gipfeltreffen  der Liga im Grube-Ground.     Die Sachsen kommen !

Zu diesem Zeitpunkt  ist der VfB Tabellenführer, der Club liegt nicht zuletzt Dank des 1:2 in Dessau auf Platz 2 mit 4 Punkten Rückstand.

Der FCM beginnt furios, VfB Keeper Grundmann unter Dauerbeschuss.  Dann die 7. Minute. Freistoß Leipzig, Kopfball Gunkel, 0:1 ! ( 35 )
Der FCM antwortet mit stürmischen Attacken, Leipzig kommt kaum noch aus der eigenen Hälfte. Die Clubkicker ballern aus allen Lagen.
Vergebens. Entweder stehen Keeper Grundmann  oder Latte und Pfosten im Wege. Insgesamt fünfmal rettet das Aluminium den VfB. Fazit dieses Spiel: Der FCM drückend überlegen mit Chancen mit Minutentakt - das Tor machen die Sachsen. Aber wie heißt es doch so schön: man sieht sich immer zweimal im Leben - sprich im Rückspiel in Leipzig !

Nach dem Spiel folgt Ernüchterung beim Club. Der VfB liegt nun mit 7 Punkten vorn. Die Aufstiegsambitionen des Clubs haben einen mächtigen Dämpfer  bekommen. ( 36 )

Und die Holperpartien gehen weiter: 14. St. 1:1 bei Dresden Nord ( Ausgleich erst in der 87. Min). Der FCM von der Rolle ?
(
37, 37a )

Wieder ist es der DFB Pokal, der den FCM in die Erfolgsspur zurückführen sollte.

Achtelfinale gegen den souveränen Tabellenführer der Regionalliga Süd.
Der traditionsreiche Karlsruher SC kreuzt mit dem FCM die Klingen
.

Torfabrik gegen Defensivkünstler lautet die Devise. ( 38 )

Die 9000 Zuschauer sollten ein denkwürdiges Spiel erleben. Der KSC ist zu Beginn die bessere Mannschaft .
Doch der FCM bäumt sich auf. Von den Zuschauern frenetisch nach vorne gepeitscht startet der Club einen Offensivlauf ohne gleichen. Maslej mit spektakulären Fallrückzieher ( ARD-Tor des Monats ) verkürzt.
Dann die 90. Minute. Freistoß Hannemann, halbrechte Position. Diese Szene werde ich wohl so schnell nicht vergessen. Anlauf, gefühlvoller Heber über die Mauer: TOOOOR. Wahnsinn. Verlängerung !

Offener Schlagabtausch auf beiden Seiten. Der junge Ronny Scholze zum 3:2. Das Stadion steht Kopf und der KSC spielt alles oder nichts. Dann ist es wieder Mydlo, der Mann für die entscheidenden Tore, der im Konter auf Vorlage von Abi Quadri das 4:2 macht

Der FCM im DFB- Viertelfinale- Wer hätte das je geglaubt ?  (
39, 40 )
 

Und der Wahnsinn sollte noch kein Ende haben. Die Auslosung brachte das nächste Traumlos :   

Schalke - der Mythos, nach 23 Jahren wieder im Grube-Stadion !  

Für Rudi Assauer (42), Schalkes graue Eminenz, war Magdeburg ein Wunschlos: "...entweder ein Heimspiel gegen einen Bundesligisten oder auswärts gegen den FC Magdeburg."
DFB Pokal, - die Lizenz zum Geldrucken für den FCM.  Das Spiel gegen Schalke wieder (!) live im Fernsehen.

 

Die Millionen rollen und die Fans singen Berlin Berlin, wir fahren nach Berlin (41a)
Nun so weit sollte es nicht ganz kommen.

Bis zum Hit gegen Schalke fängt sich der Club in der Oberliga und fegt auswärts Zwickau mit 4:1 von der ehemals gefürchteten Halde. Zu Hause gegen Zittau tut der Club nur das nötigste 4:0. (43) 

20.12.2000- Schalke Tag

Magdeburg im Pokalfieber:                 Das nächste Wunder, bitte ! (44)

Schalke- Für viele von uns die zweite Liebe neben unserem Club.  


Ich war damals 1977 dabei - bei jenem legendären 4:2 gegen die Knappen. Unvergessen: Sparwassers 3 Tore oder Maxe Steinbachs ( 45 ) Kracher aus 35 Metern.  Der damalige Clubtrainer  war übrigens „Banne“ Urbanczyk ( 46 ). 

Zum Spiel: 
Eiskalte minus 7 Grad  im Grube-Ground.  Mit heißen Herzen wollten die Clubkicker den Wintermeister Schalke  aufs Glatteis legen.
Assauer geht die Muffe: “Wenn wir hier vergeigen, sind wir die Lachnummer der Nation“.
Der FCM beginnt nämlich kampfstark, läßt Schalke nicht ins  Spiel kommen. Doch dann der erste Schock: Ivanovic verletzt, für ihn kommt ab der 22. Minute Papic im Spiel. Doch der Held vom Köln Spiel  ist nach seiner Verletzung noch nicht wieder der Alte. Mehr schlecht als recht quält sich Papic auf dem harten, gefrorenen Boden durchs Spiel. So kann der FCM seine Trumpfkarte Offensive nicht ausspielen, da zudem  noch unsere schwarze Perle Ofodile nach seiner dummen roten Karte aus dem Punktspiel in Dresden Nord gesperrt ist. So kommt es, wie es kommen musste. Schalke tut nur das Nötigste, kommt einmal gefährlich vors Tor und schon gibt es Elfmeter. Am Elfer kann man nicht deuteln, Bodo bringt van Kerckhofen im Strafraum zu Fall.
Böhme knallt den Elfer mitten ins Tor (34.Min.).  
Aus der Traum ? ( 47a )
Der Club müht sich. Die Ausfälle von solchen Topleuten wie Ivanovic, Papic, Ofodile kann vielleicht ein Bundesligaclub verkraften, unserem FCM Rumpftruppe fehlen an diesem Abend einfach die spielerischen Mittel um den sehr destruktiv spielenden Schalkern das Licht auszuknipsen. ( 47 )

So konnte also nur ein Elfmeter den Siegeszug unseres Clubs stoppen. Die Pokalspiele sollten aber zur Initialzündung für eine Mannschaft werden, die gezeigt hatte, dass mit dem FCM wieder zu rechnen ist! In jenem goldenen Herbst 2000 haben die Spieler und die vielen Zuschauer und Fans des FCM  bundesweit für Furore gesorgt und allen gezeigt :

                              Fußball Magdeburg - Totgesagte leben länger ! ( 48 , 49 ) ! 

Zur Winterpause stellt sich die Situation in der Liga wie folgt dar: Dynamo Dresden ( 33 Pkt.)  jagt die Spitzenclubs VfB Leipzig (37 Pkt.) und den FCM ( 35 Pkt.). Die Meinung der Fachleuten und Annalisten geht in Richtung Zweikampf VfB - FCM. - Dabei stoßen zwei unterschiedliche Trainerphilosophien aufeinander: Auf der einen Seite Leipzigs Achim Steffens, ein Verfechter der Defensivstrategie: „Spiele werden in der Abwehr gewonnen“. Nur 24 erzielte Tore in 17 Spielen zeigen dies deutlich. Auf der anderen Seite Eberhard Vogel, der ehemalige Weltklassestürmer, dem es immer noch in den Beinen kribbelt und der am liebsten selber noch auf dem Platz auf Torejagd gehen würde. Vogels Devise: „Angriff ist die beste Verteidigung“ ,wird von seinen Clubkickern eindrucksvoll umgesetzt. Zügelloser Offensivgeist kaschiert so manche Nachlässigkeiten in der Abwehr. 61 Tor in 17 Spiele sind das Ergebnis von hemmungslosen Offensivfussball.  

Winterpause -

beim FCM Ruhe, Zeit zur Regeneration und Vorbereitung auf die alles entscheidende Spiele der Rückrunde ?  -  Weit gefehlt! Unruhe ist in der Mannschaft! Durch die guten Spiele im DFB Pokal  sind unsere Kicker heiß begehrt, der Club als Selbstbedienungsladen der Bundesliga! Nach dem Verlust solcher Toptalente wie Maltritz, Sandmann, Schüßler im letzten Jahr, jagen nun die Manager der Bundesliga unsere Rohdiamanten Franz und Rozsgony. Angebote vom HSV, Wolfsburg, Schalke, Kaiserslautern bringen Unruhe. Es zeichnet sich ab, das beide nach Saisonende den Club in Richtung 1. Liga verlassen werden (49b)

Und, einige Spieler glauben jetzt, mit dem Club Katz und Maus spielen zu können. Unserer schwarze Perle Ofodile, dem Held vom Bayern Spiel, verdrehen dubiose Spielerberater völlig den Kopf. Angebliche Millionenangebote rufen gleich mehrere Berater an den Tisch. Jeder will etwas von dem großen Kuchen abbekommen, der Spieler bleibt dabei auf der Strecke. Ofodile tingelt von Probetraining zu Probetraining,  Cottbus, 1860 München, Gladbach und Union Berlin, Hannover sind die Stationen. Ofo macht überall einen guten Eindruck. Zu einem Vertrag kommt es nicht, zu undurchsichtig sind die Beraterverträge zu viel Geld wird verlangt. Der FCM will seinen vermeintlich besten Mann nicht umsonst ziehen lassen. Ablösesummen von 600.000 DM ( Bochum) bis 1 Mio DM sind im Gespräch. 
So kehrt Ofodile erstmal kleinlaut zum Club zurück und macht das Trainingslager in der Türkei mit.

Aber auch Erfolgscoach Vogel sorgt für Unruhe: beim abstiegsbedrohten Zweitligisten  Chemnitzer FC ist er als neuer Trainer im Gespräch. ( 50, 51 )  

Das erste Spiel nach der Winterpause gegen Bischofswerda.  

Da war doch noch eine Rechnung offen! 
Bekanntlich hatte der FCM zum Saisonauftakt  bei den Schiebockern verloren. 
Der Club hatte sich viel vorgenommen, doch dem Spiel machte General „Winter“ einen Strich durch die Rechnung. Auch das zweite Spiel, in Hoyerswerda fiel aus. 
So mußte der Club im ersten Spiel zu Hause gegen Chemnitz  Farbe bekennen. Mit einem souveränen 5 : 1 wurden die Westsachsen in die Schranken verwiesen ( 53 )
Und der Club legte  gleich nach: 4:0 Auswärtssieg in Sondershausen. 

Unser FCM ist bestens gerüstet für das erste Big Point Spiel der Rückrunde: 

FCM- Dynamo Dresden - Der alte Ostklassiker ruft.                (FCM und DD Embleme einfügen !)  Kann der FCM einen ersten Meilenstein in Richtung Meisterschaft  setzen ? Mit einem Sieg würde man Dresden auf Distanz halten. ( 55 )

Vor über 5.500 Zuschauern unter Flutlicht musste jedoch kräftig gezittert werden, bis der 2:1 Sieg unter Dach und Fach war. Auf Schneeboden hatten die Dynamos den besseren Start. 26. Minute - Kopfball Dietrich, 1:0 für Dynamo. Dieses Tor muß Vogel wohl so beeindruckt haben, dass er Dietrich dann im Sommer zum Club holte...
Und dann war es Hannemann, der dem Spiel seinen Stempel aufdrücken sollte.  Weiter Einwurf von Hanne, der Ball segelte gleich einer Flanke in den Strafraum, energischer Einsatz von Papic und die Kugel zappelte im Netz. Schiri Fleske erkannte zunächst auf Tor, nahm den Treffer aber nach Beratung mit seinem Linienassi zurück. Begründung: Hanne habe zu weit (!)vor der Seitenlinie  den Einwurf ausgeführt. Die Fans standen Kopf und kochten vor Wut! 
Aufatmen im FCM Lager, als  Zani per Elfer in der 41. Min.  für den Ausgleich sorgte. 
Nach der Pause entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, bis Hannemann erneut zuschlug. In der 74. Min . zog Hanne aus 25 Metern kurz und trocken ab - Torwart Kresic war überrascht, der FCM im Siegesrausch . Der FCM nun erstmals wieder Tabellenführer, vor dem VfB .(56)
Erwähnenswert noch, dass unser ehemaliger Clubstürmer Sebastian Hähnge, der nun ein Dynamo geworden war, in der 89. Min nach Tätlichkeit Rot gezeigt bekam.  

Der FCM Expreß war nun einfach nicht zu stoppen

Diese Erfahrung mußten auch die tapferen „Plauener Spitzen“ machen. Auf tiefen Schneeboden  in Plauen legte zunächst die Heimelf vor, der Club tat sich schwer. Mit der Einwechselung von unserer schwarzen Perle Ofodile wurde nicht nur ein erfreulicher Kontrastpunkt zum weißen Vogtlandstadion gesetzt, Ofo kippte das Spiel.  Zani und  Ivanovic machten die Treffer zum 2 :1 Sieg in Plauen. ( 57 )  

Heimspiel gegen Cottbus/A. , endlich wieder auf grünem Rasen.
Ein Mann drückte dem Spiel seinen Stempel auf. Mit 4 Toren „erschoß“ Ivanovic die Lausitzer im Alleingang ( 58 ). Überhaupt sollte dieser Ivanovic, der in der Hinrunde in 17 Spielen nur 3 mal das Tor traf, im Verlaufe der Rückrunde  noch von sich reden machen. Vom Mitläufer zum Goalgetter, 17 Tore in der Rückrunde werden sein Marktwert stetig steigen lassen. Mit seiner Einsatzbereitschaft und  Drang zum Tor spielte sich Jooooseeef endgültig in die Herzen der Clubfans.

Keiner konnte den FCM mehr stoppen, die Torfabrik arbeitete auf Hochtouren.  

Landesderby in Halle beim HFC. Im Kurt-Wabbel-Stadion wurde zunächst der HFC mit 5 :1 deklassiert, und das Stadion hinterher von einigen Clubfans demontiert. Da machten einige ihrem Ruf als Krawallfans wieder mal alle Ehre ( 59 ). Gott sei Dank will die Masse der Clubfans damit nichts zu tun haben.

Siege  gegen Bischofswerda ( 2:0 H ), Sondershausen ( 2:0 A ), VfL Halle ( 2:1 A ) ließen den FCM auf 4 Punkte Vorsprung gegenüber dem VfB Leipzig davonziehen. ( 59 a,b ) 

Aber es gab auch wieder mal schlechte Nachrichten, natürlich von der Kinowelt / Sportwelt. 

Am 27.03.01 große Schlagzeile in der Bild Zeitung:   

                                                          Steigt Kölmel aus?- Dresden droht der Konkurs ( 60, 61 )

Hintergrund ist der Einbruch der Kinoweltaktie von 70  auf 7 Euro. Und so manches kommt auch noch ans Tageslicht. So packt Ecki Meyer am  29.03.01 in der Bild aus: Sportwelt „borgte“ sich vom FCM mal so auf die rasche 400.000 DM, indem Sportwelt einfach mal die Konten des FCM plünderte, „ohne zu fragen“ so Ecki Meyer. ( 62 )  

 Ja ja Ecki, hättest Du mal damals lieber die Sportwelt  hinsichtlich der Verträge mit Lamm / Middenorp gefragt... 

Die Mannschaft ließ sich davon in ihrer Konzentration auf das Gipfeltreffen in Leipzig nicht ablenken. 
Die Muldestädter aus Dessau konnten davon ein Liedchen singen. Neun muntere Sachen schenkten die Clubkicker den Dessauern im Grube Stadion ein und veranstalteten ein Scheibenschießen.
Papic 4x, Ivanovic 2x, Franz. Schmidt und Maslej sorgten mit dem 9:1 für den höchsten Saisonsieg. Dem Kapitän Schmidt blieb es vorbehalten das 100. Tor für den Club zu schießen. ( 63 )

Endspielstimmung in Probstheida. ( 64 )

Die letzte Chance für den VfB Leipzig unseren Club noch zu stoppen.  
Die Ausgangssituation: Der FCM mit breiter Brust : 69 Pkt./ 103: 24 Tore. VfB Leipzig: 65 Pkt. / 46:17 Tore.  Nur mit einem Sieg konnte Sachsen noch hoffen.

8000 Zuschauer, darunter rund 3000 Magdeburger wollten dabei sein: Ballersturm gegen Betonabwehr !

Und der FCM bot eine Meisterleistung! (65)  
Ein Spiel auf höchstem Niveau, Dramatik pur, sieben schöne Tore - Fußballherz was willst Du mehr.

Der FCM - von Anfang an voll auf Offensive. Den Leipzigern wurden im Mittelfeld die Bälle abgejagt und dann ging es mit voller Kraft Richtung VfB Tor. Petr Maslej in der 7 .Min. sorgte für die frühe Führung.  Maik Franz legte in der 17. Min. aus dem Mittelfeld ein Riesensolo hin und schob an Grundmann vorbei zum 2:0 ein. Die Lok wurde aufs Abstellgleis geschoben. Ivanovic mit zwei Toren machte zur Halbzeit den Sack zu. 
4:0 zur Pause, so ein Spiel hatte man noch nicht gesehen. 
Mit Traumfußball wurde die beste Abwehr demontiert. Was der FCM speziell in der 1. HZ bot, war Fußball auf allerhöchstem Niveau, man knüpfte nahtlos an die tollen Spiele im DFB Pokal an.  
Das Spiel schien gelaufen, so dachten alle im Stadion. Doch die LOK gab sich noch nicht geschlagen.  Als zunächst Krzaric in der 48. Min und keine 180 Sekunden später Jülich gegen eine zu sorglose FCM Abwehr trafen, erwachten auch die Leipziger Fans, hatten noch mal Hoffnung. 
Doch der FCM überstand auch die kurzzeitige Schwächephase und machte in der 72. Min. durch Papic im Konter alles klar. Nun resignierten die Leipziger und der Club hatte im Konter durch Ivanovic noch 3-4 glasklare Gelegenheiten, man wollte die Sachsen jedoch nicht noch mehr demütigen. So fiel an diesem Sonnabend in der Oberliga Staffel Süd eine Vorentscheidung, der FCM kann mit 7 Punkten Vorsprung beruhigt die Relegationsspiele gegen den BFC Dynamo angehen.

Nach dem 34. Spieltag, einem 3:1 Auswärtssieg in Zittau, kann der FCM mit Stolz auf eine Saison der Superlative  zurückblicken 
(
66,67 ).  Mit  120 erzielten Toren in 34 Spielen stellte unser FCM einen deutschen Rekord im Amateurfußball auf, kein anderes Team hatte jemals so viele Tore erzielt, dazu die grandiosen Spiele im DFB Pokal, der historische Sieg über die Bayern. Der FCM bescherte seinen Anhängern unvergessene Stunden der Leidenschaft und Dramatik.

 

Alles umsonst gewesen ? Was zählen Torerekord  Pokalschlachten und Staffelsieg, wenn man um den Lohn seiner Arbeit gebracht wird und nicht direkt aufsteigen darf. Während alle anderen Oberligameister in ganz Deutschland direkt aufsteigen, die kommende Saison planen können, müssen die beiden Meister der Oberligen Nord und Süd des NOFV in zwei Entscheidungsspielen um Alles oder Nichts kämpfen.

Ein ganzes Jahr voller harter Arbeit steht auf dem Prüfstand:

  Vorhang auf zum Aufstiegsshowdown:  
 
BFC Dynamo - 1. FC Magdeburg

Der BFC Dynamo, im Osten gehaßt, früher von der Stasi geliebt und von Schiedsrichtern bevorteilt, setzte sich  in  der etwas schwächer eingeschätzten Staffel Nord  souverän durch, war dort ohne Konkurrenz.  Der FCM ging durch das Stahlbad der Staffel Süd, setzte sich gegen härteste Konkurrenz durch und wuchs in den Pokalschlachten über sich hinaus.

Fachleute sahen leichte Vorteile beim FCM auf Grund seiner Offensivstärke, Jürgen Bogs, der Berliner Trainer meinte Schwächen in der FCM Abwehr ausgemacht zu haben (68).

Die Berliner überzeugten durch Ihre Spielstärke, vor allem  dank ihrer rumänischen Spitzenspieler und  hatten einen Top Torjäger der Extraklasse in ihren Reihen: der Russe Denis Koslov, mit 29 Toren absoluter Torjäger aller Oberligastaffeln

Im Vorfeld der Spiele kam Unruhe bei den Berlinern auf. Gerüchte, das der BFC Pleite ist, machten die Runde. Grund: Der Börsenkurs des Hauptsponsor Lipro AG, ein Softwareunternehmen, sackte dramatisch ab, seit Januar wurden keine Gehälter mehr gezahlt. Insolvenz bei Lipro drohte.  Parallelen zur jetzigen Situation beim FCM Geldgeber Kinowelt/ Sportwelt drängen sich auf. (69).

Dazu wurde schon im Vorfeld um Torjäger Koslov gebuhlt. Angeblich waren sich der FCM und der Russe bereits einig, Vertragskonditionen untersetzt (70).  Nun was daraus geworden ist wissen wir alle, Koslov spielt jetzt in Elbflorenz bei Dynamo in Liga vier.

 

02.06.2001 Teil 1 des Aufstiegsgipfels im Berliner Sportforum. (71)

 

Rund 5000 Magdeburger  machten sich auf nach Berlin. Was uns im Sportforum erwartete, übertraf selbst die kühnsten Erwartungen. Ein besserer Sportplatz, Schottersteine so groß wie Hühnereier auf den Traversen, Container als Spielerkabinen und ein Eingang für 5000 Fans. Was sich in und um den Stadion in Sachen Sicherheit abspielte, war ein Skandal ersten Ranges. Und später waren nur wieder mal die Fans Schuld, dass es fast zum Spielabruch gekommen war.

Der FCM begann mit Anpfiff so wie wir ihn das ganze Jahr gesehen haben: Druckvoller Angriffsfußball, Pressing schon im Mittelfeld, der BFC kam kaum über die Mittelinie. Die Berliner völlig überrascht von der offensiven Grundeinstellung des Clubs konnten nur reagieren, nicht selber agieren. Den Clubfans hüpfte das Herz vor Freude, bis zur  18. Minute. Roszgony bekommt Rot, wegen Nachtretens gegen Oprea. Nun beginnt das Spiel zu kippen, der FCM nicht mehr so souverän, ein Riß im Spiel. Berlin kommt auf, wird gleichwertig. Glück für den FCM in der 29. Min. Dreszer wehrt einen Koslov Schuss ab, den Nachschuß setzt Oprea an den Pfosten. Dann der nächste Rückschlag, keine zwei Minuten später muß Hannemann verletzt vom Platz, für ihn kommt Koc. Die Stimmung auf den Rängen explosiv, Steine fliegen aus dem FCM Block aufs Spielfeld, ein Balljunge und der Linienrichter werden angeblich getroffen. Schiri Bley unterbricht das Spiel in der 32. Min. für 15 Minuten, Spielabruch droht, die Fans wollen den Platz stürmen. Hier zeigen sich die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen der Berliner, trotz fünf Hundertschaften Bereitschaftspolizei und Reiterstaffel, das Sportforum ist in keinster Weise regionalligatauglich und die Berliner nicht in der Lage ein solches Spiel über die Bühne zu bringen.(72) 

Der BFC weiter am Drücker, 35. Min Dreszer kratzt Koslovs Knaller aus dem linken Winkel. Nach der Pause kommt Ofodile und hat fast das 1:0 auf dem Schlappen.  Nach Opreas Platzverweis in der 72. Min ist wieder numerische Parität hergestellt. Und der FCM übernimmt sofort wieder das Zepter des Handelns. So muß sich der Berliner Keeper mehrfach auszeichnen, bei Zanis tollen Seitfallzieher ( 82. ), dann bei Ofodiles Geschoß ( 87. ). So endet Teil 1 der Entscheidung mit einer Nullnummer.(73)

Die Meinung der Fans ist gespalten, auswärts ein Unentschieden ist nicht schlecht. Aber auf Grund des Europapokalmodus, Auswärtstore zählen doppelt, hat auch der BFC noch seine Chancen.(73a)

Trainer Bogs tönt denn auch: „ Jetzt muß Magdeburg kommen, wir können kontern. Machen wir ein Tor, steigen wir auf“.

In den folgenden 7 Tagen wurde geredet und diskutiert, gejammert und geflucht, ob dieser brutalen Aufstiegsregelung. Einhellige Meinung: Weg mit diesen Entscheidungsspielen ! (73b)

 

 09.06.2001- Endspiel in Magdeburg. Die Wahrheit liegt auf dem Platz.

FCM- BFC :„Wer verliert hat fertig.....“  

 

 

Über 20.000 Fans wollen an diesem historischem Tag dabei sein und ihren Club siegen sehen (75,76)

  Sonnabend, 9.Juni 2001, 15.30 Uhr in der Magdeburger Innenstadt.

Die Sonne scheint, einige Familien mit Kindern sitzen am Springbrunnen beim Szenetreff Alex. Zwei Kinder, vielleicht 5 und 9 Jahre alt, schlecken ihr Eis mit mißmutigem Gesicht.

 „Mama“ fragt der eine, „warum darf ich  heute nicht zum Fußball, meine Kumpels sind doch auch alle da“ ? Seid ruhig sagt die Mutter, es reicht wenn Euer Vater Woche für Woche zum Fußball rennt.

Der Junge ist sauer, schleckt aber tapfer sein Eis. Dann sagt er zu sich, „wenn ich groß bin, dann brauche ich keinen mehr zu fragen !“.

15.46 Uhr, aus Richtung Cracau schallt der  tausendfache Ruf  TOOOOOR herüber, die Junge schreckt auf, Tränen in den Augen.

Ein paar Leute schlendern vorüber, die Innenstadt ist wie ausgestorben.

 

Zur gleichen Zeit sind über 20.000 Magdeburger Fans  keine 2 km Luftlinie entfernt im Grube Stadion und peitschen ihren FC Magdeburg zum Sieg gegen den BFC Dynamo. Südländische Atmosphäre im Grube Ground. Stimmung wie in einem Bundesligaspiel. Tatsächlich jedoch stehen sich hier zwei  Teams der Oberliga Nordost, der 4. Spielklasse Deutschlands gegenüber. Es geht um den Aufstieg in die 3. Liga, der Regionalliga.

  Was geht hier vor, weshalb kommen so viele Leute zu einem  Viertliga Spiel ?

  Der FCM war und ist für viele Magdeburger ein Teil ihres Lebens gewesen. Er hatte sie begleitet wie eine treue Freundin- eine Liebe, die nie vergeht. In ihrem Herzen sind sie alle Clubfans geblieben- bis heute.

  Unser FCM hatte in dieser Saison für bundesweite Furore gesorgt, unvergessen die Pokalschlachten gegen Köln, Bayern, KSC und Schalke. Und da waren sie wieder, die Fans aus Magdeburg und Umgebung, die an diesem Sonnabend wie in den alten Tagen ins Stadion strömten um ihren FCM siegen zu sehen.

Zurück zu den Wurzeln, für viele war es eine Rückbesinnung  in die eigene Jugend. Und es sind nicht nur die älteren, die wiederkamen.

Der Virus FCM grassiert auch unter den jüngeren , welche die glorreichen Zeiten selber nie miterlebten und nur aus den Erzählungen ihrer Eltern oder Freunde kennen dürften.

In den DFB Pokalspielen und nun beim Saisonfinale gegen den BFC ist es wieder da, dieses einmalige Fluidum in und um Magdeburg, wenn der FCM spielt. Der FCM ist dabei verlorenen Kredit bei den Fans zurückzuholen.

Die Spiele gegen Bayern und Schalke zeigten allen deutlich, die Fans kamen um ihren Club zu sehen und nicht um die Bundesligaprofis zu bejubeln. 

Der FCM auf Kurs  Bundesligafußball ? Der Weg ist noch weit.  Den Weg zurück in die Herzen der Magdeburger hat er längst wieder gefunden.

  Zum Spiel:

 All jene, die dabei waren, erlebten ein Spiel voller Dramatik und  Höhepunkten. Der FCM begann couragiert, wollte ein schnelles Tor vorlegen, in der 16. Minute ging die Rechnung auf. Unser Tschechenbomber Petr Maslej  per Kopf zum 1:0. Die Fans aus dem Häuschen. Doch die Berliner schlugen in der 29. Minute eiskalt zurück und hatten ihr Ziel ein Auswärtstor erreicht. Damit wäre der BFC aufgestiegen. Die Clubabwehr wackelte einige Male bedenklich. Die Fans peitschten ihren Club nach vorne und wieder war es Goldköpfchen Maslej, der in der 50. Min. für die erneute Führung sorgte. Wer da glaubte die Berliner wären geschockt, irrte gewaltig. Ausgerechnet Koslov, der ja angeblich zum FCM wollte, sorgte für den Gleichstand in der 57. Min. Wieder wäre der BFC Dank des EC- Modus in Liga 3 aufgestiegen.

Der FCM am Scheideweg: Entweder Siegen oder Sterben ! Sollte der Club erneut in der Stunde der Entscheidung versagen ? Lichterfelde 1994 läßt grüßen !.

Doch die heutige Elf ist aus anderem Holz geschnitzt.  Der Club forciert das Tempo, macht Druck aus allen Mannschaftsteilen. Dann ist es Ivanovic, der  aus 8 Metern die Kugel in der73. Min. zur erneuten Führung ins Berliner Netz jagt. Die Fans skandieren: Jooooooooooooooseeeeeeeeeeeeeeef.

Kann der BFC noch einmal zurückschlagen ? Der Club will sich nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lassen. In der 84. Min. hat Trainer Vogel ein goldenes Händchen, wechselt David Mydlo ein. Und dieser Mydlo, keine 9 Sekunden im Spiel  wuchtet den Ball aus spitzen Winkel  ins Tor. Das war die Entscheidung. Unser Spielmacher Zani legt nach, macht in der 91. Min. das 5:2.

Die FCM Truppe legte das Reifezeugnis für die Profiliga ab (77)

 

Die Emotionen entladen sich wie ein Gewitter. Die Tore werden geöffnet, die Fans strömen auf den Rasen

„We are the Champions“ der Chor der zwanzigtausend feiert seine Helden. Der grüne rasen war mit blauweißen Schals und Fahnen bedeckt Die Szenen die sich danach in und um dem Stadion abspielten, sind wohl nur noch mit jenem legendärem Europapokalsieg von 1974 zu vergleichen

 

Die Würfel sind gefallen. Der FCM hat den Aufstieg geschafft- so meinten alle. (78)

 

Was keiner ahnen konnte, dieser grandiose Sieg sollte plötzlich nichts mehr Wert sein.                                         
Es sollte ein 3. Entscheidungsspiel geben. Nicht mehr auf dem grünen Rasen, nein in den Glaspalästen der Banken und der DFB Schaltzentrale in Frankfurt/Main sollte die Entscheidung fallen.(79)

  Unmittelbar nach Spielende ließ FCM Präsident Trümper die Bombe platzen:

  Der FCM braucht sofort 4 Mio DM ! (80)       

Die Kinowelt hat über Nacht allen von ihr gesponsorten Vereinen den Geldhahn zugedreht, fest zugesicherte Bürgschaften für die Lizenzen platzen lassen. In Braunschweig, Essen, Düsseldorf stand der Fußball über Nacht  vor dem Aus. Den SSV Ulm, Göttingen und den FC Sachsen sollte es ganz hart treffen (80a) 

Und in 4 Tagen müssen die Lizenzunterlagen beim DFB eingereicht werden.

Während die Mannschaft und die Fans noch im Stadion feierten, arbeitete die Führungscrew des FCM um Lutz Trümper fieberhaft an der Rettung. In 4 Tagen 4 Mio DM- woher Nehmen im Osten ?

Viele erfuhren erst am Abend aus dem Nachrichten von der sich anbahnenden Tragödie. Resignation machte sich breit. Sollten die Menschen im Osten Deutschlands und damit auch der Fußball mal wieder der Verlierer sein. Da ist es Trümper, der sich vor den Karren spannt und in jenem legendären Fernsehansprache am Sonntagabend die Bevölkerung in und um Magdeburg aufruft den FCM zu retten. (81)

 

WIR SIND DER CLUB , dieser legendäre Schlachtruf der Magdeburger Anhänger, aktuell wie vor 30 Jahren, ist an diesem denkwürdigen 09.06.2001 und den Tagen danach zu neuem Leben erwachen.

In der Stunde der größten Not, als nicht nur die Regionalligalizenz sondern die Existenz des ganzen Clubs auf dem Spiel steht, ist wieder da. Dieses WIR- Gefühl, die Verbundenheit der Magdeburger mit Ihrem Club, zeigt sich in diesen Tagen  deutlicher den je. Spontane Rettungsaktionen laufen an. In Betrieben und öffentlichen Einrichtungen werden Spendenaktionen ins Leben gerufen. Die regionalen Radiosender veröffentlichen Spendenkontonummern. Die Future- Card Aktion wird ins Leben gerufen.  Was sich in Magdeburg und Umgebung abspielte war wohl einmalig in ganz Deutschland. Ganze Schulklassen marschierten zum Grubestadion und opferten ihre Sparschweine. Über die Rettungsaktion wird bundesweit im Fernsehen berichtet.

Die Bevölkerung bringt innerhalb von 3 Tagen 1,2 Mio DM auf. Zwei Banken, die Sparkasse und die DKB Bank bürgen für die Gesamtsumme i.H.v. 5 Mio. DM. (82)

 

Eine Stadt, eine ganze Region rettet ihren FCM, und damit auch einen Teil ihrer Liebe und Träume. (84, 85, 86,)  

 

 

Über diese einmalige Rettungsaktion ist genügend berichtet wurden, ich möchte nur Danke sagen an alle, die dieses Wunder möglich machten. Die Tage im Juni 2001 werden in der Clubgeschichte einen historischen Platz einnehmen. Ich wünsche mir, dass später einmal zu lesen sein wird,  das in jenen Tagen  der Grundstein für eine neue glorreiche FCM Zukunft gelegt wurde .

 

Der 1.FC Magdeburg wird niemals untergehn