Die
FCM - Saga der Neuzeit
|
Die Saison 2000/2001
Rückblende-Erinnern wir
uns:
Wieder einmal hatte der FCM im entscheidenden Moment versagt und die sportliche
Qualifikation für die neue 3. Liga nicht geschafft. Dem Club scheint seit der
Nachwendezeit der Nimbus des Losers anzuhängen: Immer wenn es darauf ankam,
verspielte der Club den Aufstieg. So war es 1990/91 mit der
Bundesligaqualifikation, 1993/94 mit der Einführung der neuen Regionalliga und
schließlich 1999/00 mit der zweigleisigen 3. Liga. Aber der Club ging trotz
aller Befürchtungen nie unter, immer wieder kam der FCM auf die Füße, setzte
sich gegen aufstrebende Konkurrenz in der eigenen Stadt (Fortuna Magdeburg)
und nahm neuen Anlauf. Der FCM als ewiges Stehaufmännchen, dem nie die
Puste ausgeht?
Doch in dieser Saison
sollte es um das nackte Überleben des FCM gehen. Nie zuvor in den 35 Jahren
seines Bestehens stand der ruhmreiche Europapokalsieger von 1974 so nahe am
Abgrund.
Die Millionenverträge mit den Bielefelder Gespann Middendorp und Lamm und der
Streit mit Kinowelt hingen wie eine Zentnerlast am FCM und drohten ihn
hinabzuziehen in den schwarzen
Strudel der Auflösung. Der Fußballvulkan Magdeburg stand kurz vor der Eruption
und drohte alles unter der Millionengeldlawine zu begraben.
Wo war der Retter, der
Heilsbringer, der den Weg aus der Krise zeigte und den FCM ins gelobte Fußballland
führte??
´Und
der Herr ( Vogel ) sprach: „Ich bin euer Messias und führe
euch in die neue Fußballzukunft“ .
Und das Fußballvolk rief:
“Ja sei unser Retter und bringe uns die Erlösung!“´
Nun, es sollte sich zunächst
ein Ende der Krise um Middendorp und Lamm andeuten.
Der Vertrag mit Middendorp wurde aufgelöst.
Kinowelt beharrte jedoch
auch auf eine Trennung von Rüdiger Lamm, der seitens der Kinowelt als unseriöser
Geschäftsmann hingestellt wurde. Auf Drängen von Kinowelt, die in auch nicht
gerade seriöser Wildwestmanier mit Einstellung der Zahlungen und Kündigung der
Partnerschaft drohten, zog der FCM vor das Magdeburger Arbeitsgericht, um die
Verträge mit Lamm juristisch zu kippen. Und, wie so oft in jüngster
Vergangenheit, zog der Club nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch im
Gerichtssaal den kürzeren. Das
Gericht erklärte die Verträge mit Lamm für Rechtens. Lamm standen nunmehr ca.
1,5 Mio. DM an Abfindung zu.
( 03 )
(Wenn wir die
Geschichte heute noch mal Revue passieren lassen, vor allem unter dem
Hintergrund der aktuellen Kinoweltkrise stellt sich doch die Frage: Wie seriös
handelte eigentlich die Kinowelt, als sie den FCM im Herbst 2000 mit dem
einseitigen Aussetzen der Verträge fast in den Konkurs trieb und ein knappes
Jahr später bei der Vergabe der Regionalligalizenz plötzlich Sekunden vor
Ultimo den Verein beinahe um die Früchte des Erfolges brachte ?
P.S.
Ich wüsste zu gerne, was in den Lamm -Verträgen, speziell in den Anlagen a- x
(???), die es sicher gab, postuliert war. Es gab während der Lamm Krise auch
durchaus andere vernünftige Stimmen, die da meinten: „Gebt dem Mann doch mal
eine Chance!“ Ich persönlich
kann mir jedenfalls nicht vorstellen, das ein Ecki Meyer als Hotelboss und Geschäftsmann
sowie ein Andreas Vondran das kleine Einmaleins nicht beherrschen und sich so
abzocken lassen, wie es immer nach außen dargestellt wurde. Warum hätte es
denn nicht eine gedeihliches Miteinander zwischen Kinowelt und Lamm geben können?
Vielleicht hatte Lamm ja auch einen großen Fisch an der Angel, und hätte
Kinowelt rausgedrängt ??? Man wird
es wohl nie erfahren...
(
04 )
Die Abfindung für Lamm schien dem FCM das Genick zu brechen.
Sportweltpressesprecher Jürgen Mahnke machte
unmissverständlich klar, dass Sportwelt die Abfindung nicht zahlen würde. ( 05 ). Der Club hatte das Geld nicht, woher auch !?
In jenen Tagen überschlugen
sich die Medien in der Berichterstattung, diskutierten die Fans im neuen Medium
Internet, sollte sich die Homepage der FCM Fans zum zentralen Sprachrohr der
Fans entwickeln. Leute wie Olaf Hehling, den FCM Fans besser bekannt unter dem
Synonym „Der Lange“(und durch sie maßgeblich mit in den Vw.-Rat berufen),
und Webmaster „Rene“ machten sich darum verdient.
Und die Kinowelt stellte sich den Fans und erschien in der Höhle des Löwen ( 06 ).
Im wesentlichen gab es nur gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen der alten
Club-Führung und Sportwelt. Aber dann kamen doch so einige interessante Details
auf den Tisch. Auf Frage von Ex-Schatzmeister Heinecke, warum denn die Kinowelt
die Ablösen für Schüssler und Sandmann i.H.v. ca. 700.000 DM , die der FCM
angeblich freiwillig an Kinowelt zur Tilgung abgab (abgeben sollte, ...musste??)
nicht freigab, herrschte betretenes Schweigen bzw. Ausweichen seitens Sportwelt.
Und zum Geschäftsgebaren der Sportwelt nur noch eines: Angeblich sollen sie
freien Zugriff auf die FCM Konten gehabt haben... (immer noch
??!)
Gerüchte kursierten, dass Kinowelt eben mal schnell die Ablösegelder von Schüssler
und Sandmann für die Finanzierung des Kaufs von Eintracht Braunschweig
brauchte, der damals auch gerade vollzogen wurde.
( 07 )
Eine Lösung war nicht in
Sicht. Kinowelt spielte auf Zeit und wollte Lamms Forderungen herunterdrücken. Der
Plan ganz simpel: Der FCM hatte kein Geld und kann nicht zahlen. Kinowelt hat
Geld und will nicht zahlen.
Folge: Insolvenz und Lamm sieht keinen Pfennig mehr. Nur hatte keiner der noblen
Geschäftsleute dabei bedacht, dass dabei der FCM auf der Strecke bleibt. Es
drohte die Löschung des Vereins im Amtsgericht und damit verbunden ein
Neuanfang in der Kreisklasse. Doch was interessiert das die Geldhaie ?!
Die Uhr stand nicht mehr
nur 5 vor 12. Sollten die Glocken vom Magdeburger Dom mit einem Schlag 12 das
Todesurteil für unseren Club einläuten ... ?? (
08 )
Die Rechnung wurde jedoch
ohne die noch vor einem halben Jahr als willenlose, charakterschwach titulierte
Clubmannschaft gemacht !
Eberhard Vogel schaffte es aus dem leblosen Haufen
angeschwemmter Legionäre und Talenten eine Truppe mit Herz zu formen,
die ihr Schicksal in jenem Herbst des Jahres 2000 in die eigenen Hände nehmen
sollte:
( 09
)
Nach durchwachsenen Punktspielstart mit dem 1:2 in Bischofswerda (
10 ) steigerte sich der
Club in den nächsten Spielen. Mit den Siegen gegen Hoyerswerda ( 3:1) (11);
Chemnitz (4:0 A) wurde jener goldene Herbst des Jahres 2000 eingeläutet, der
dem FCM die Rettung bringen sollte und in ganz Deutschland zu neuem Ruhm und
Ehre führen sollte.
Die
magischen Worte DFB- Pokal
sollten für Magdeburg zu einem neuem Symbol werden.
1. FC Magdeburg- Legenden leben ewig !
Nachdem bekanntlich die 2.
Mannschaft des FCM im Sommer den Landespokal gewonnen hatte , war dem FCM für die erste Runde im DFB Pokal der Bundesligist
1.FC Köln zugelost worden.
Nun ja, eigentlich stand nur die Höhe des Sieges der Kölner zur Debatte,
vielleicht könnte sich der FCM ja auch mit Glück in die Verlängerung mauern,
so die Meinung der „Experten“.
Während einige sog. Geschäftsleute
schon fleißig am Insolvenz - Grab de FCM
schaufelten, erstand der Totgesagte wie Phönix aus der Asche auf. (
13a )
Was
keiner für möglich hielt, der Club schaffte die Sensation der 1. Pokalrunde:
Dem Kölner Geißbock wurde
in einem atemberaubenden Offensivspiel des FCM mit 5:2 die Hörner gestutzt.
(15; 16 )
Zani per Elfer, Hannemann, Papic 2x und Ofodile demonstrierten an jenem Tag die
Stärken des Club in dieser Saison: bedingungsloser Kampfgeist und
Offensivfussball vom Feinsten.
Vogels Fußballphilosophie: "Offensivgeist ist die Seele der Mannschaft",
wurde beispielhaft umgesetzt.
Dieses Spiel sollte
Signalwirkung haben, es schien, als ob mit diesem 5:2 innerhalb der Mannschaft
alle Hemmungen gefallen waren. In den folgenden Spielen in der Oberliga wurden
die Gegner regelrecht „torminiert“.
Die Torfabrik der Oberliga fegte in begeisternden Spielen die Gegner nur so vom
Platz : Sondershausen 8:0
( 17 ); VFC Plauen 5:0 ( 18
); HFC 7:0 (
19 ); Nordhausen 8:0 ( 20
).
Am 5. ST. ein weiterer
Meilenstein in Richtung Aufstieg: der Club gewann in einem grandiosen Spiel mit 3:0 bei Dynamo Dresden. David
Mydlo erschoss die Elbflorenzer im Alleingang. Der erste Sieg in Dresden seit
dem 1:0 Sieg am 03.03.1974 ( Tor damals übrigens Detlef Raugust )
( 21
)
Nach diesen großen Triumph
kommt wieder Licht ans Ende des Insolvenztunnels, alle wollen helfen, dass der
Club überlebt.
Alte Kämpen wie Achim Streich melden sich zu Wort
( 22
) !
Hans Georg „Molle“ Moldenhauer, DFB Vizepräsident, ruft eine Task Force zur
Rettung des FCM nach dem Vorbild der deutschen Nationalmannschaft ins Leben ( 23 ).
Und der FCM schien das Glück
gepachtet zu haben. Auslosung zur 2. Runde des DFB Pokals:
1.
FC
Magdeburg
- FC Bayern München.
Eberhard Vogel im ZDF
Sportstudio schien sein Glück kaum fassen zu können.
Die Bayern zum ersten
Pflichtspiel seit 1975 im Grube Stadion. Endlich nicht mehr nur
Freundschaftsspiele gegen die Giganten, nein der FCM mischt endlich wieder im
Konzert der Großen. Auch wenn es nur im DFB Pokal war.
Was sich in den folgenden Tagen und Wochen abspielte, werden die Fans in und um
Magdeburg so bald wohl nicht wieder
vergessen. Schon kurz nach der Auslosung flatterten die ersten
Kartenbestellungen beim FCM ein.
Jeder wollte dabei sein beim Spiel David gegen Goliath.
Bayernkarten !!
Dieses Wort stellte so manche gute Freundschaft auf die Probe. Die Telefone glühten,
die Insider ließen ihre Beziehungen spielen, der Mann auf der Straße witterte
manchmal Betrug bei der Kartenvergabe.
FCM Geschäftsführer Bernd Lindner: „Wir hätten 80.000 Karten verkaufen können“. ( 25
)
Der Schwarzmarkt florierte, bis zu 220 DM sollen für Karten bezahlt worden
sein.
Der FCM Schatzmeister
konnte sich die Hände reiben, die leeren Kassen füllten sich. Und Fortuna
hielt ihr Füllhorn weiter auf:
Das Spiel wird wegen bundesweitem Interesses in der ARD Live übertragen !!
Der
1. FCM bundesweit live zu erleben !
Der Rubel rollt:
Und da sind sie wieder, wie die Ratten kommen sie hervor, all jene, die den FCM vor wenigen Wochen noch haben sterben lassen wollen.
Hinter den Kulissen tobt der Machtkampf, die Präsidentschaftswahl
steht an, jeder will seinen Präsidenten.
( 27, 28
)
Kinowelt schlägt moderate Töne an, fährt zum Spiel eine extra Videowand
auf, die im Stadion an einem Kran hängt.
Durch Kinowelt wird auch ein extra Trikotsponsor
besorgt ( "Euro am Sonntag" - ein Börsenfachblatt ).
Auf einmal ist der FCM
wieder interessant für die Vermarkter !
Beim FCM ist alles nur noch
auf das Bayern Spiel fixiert, die
Oberliga scheint in jenen Tagen nur ein Spielball für den FCM Furioso ??.
Weit gefehlt ! Es kam wie es kommen mußte. War es Überheblichkeit, oder lag es
daran, dass sich nun alle gegen die Torfabrik der Liga mächtig ins Zeug legten
? Plötzlich fing der FCM Motor an zu stottern.
Bei den Cottbus/A reicht es nur zu einem 1:1, erstes Warnzeichen.
Wenige Tage vor dem Bayern Spiel passiert es dann: 0:1 bei den Freizeitkickern
des SV Grimma ! Vogel tobt, will sich die Versager zur Brust nehmen
( 29 ).
Nur Ausrutscher ?
In Anbetracht der fast unlösbaren Pokalaufgabe fordern Trainer und die
Realisten unter den Fans vollste Konzentration auf die Meisterschaft. Denn nur
ein Aufstieg kann den FCM finanziell retten. Noch ein Jahr Oberliga ist für die
teuerste Oberligatruppe
(Golombeck 18.000 DM, Ofodile 15.000 DM, Ivanovic, Papic je 12-15000 DM, Schmidt
10.000 DM und mehr, Trainer Vogel 20.000 DM) nicht zu finanzieren.
Bayern
!
Ein Wort – ein Name- ein
Synonym ! Kein anderer Verein in Deutschland elektrisiert die Massen so wie die
Bayern - Krösus der Liga. Haß und Liebe, Kult und Abneigung gehen fließend
ineinander über.
David gegen Goliath stehen sich gegenüber. Und, es gibt eine alte Rechnung
zu begleichen:
Das ausgefallene Supercupfinale von
1974. Der FCM als EC II Pokalsieger und die Bayern als EC I Pokalsieger hätten ein innerdeutsches Supercupfinale ausfechten müssen.
Hätten, ... die politische Eiszeit jener Jahre verhinderte einen möglichen
Triumph des Clubs. ( 30 )
Nun die Zeit der Revanche: Und die Bayern sollte ein heißer Tanz erwarten :
Und, - der FCM
schafft die Sensation !
Mit heißen Herzen werden die Bayern Stars entzaubert. An der Abwehr um Schmidt
und Roszgony ist kein Vorbeikommen. Der FCM befreit sich immer wieder aus der
Umklammerung der Bayern, gestaltet das Spiel offen. Die Stunde schlägt den
Siegern. Unser Nigeria-Bomber
Ofodile, jagt die Kugel aus 4 Metern in der 66. Minute in die Maschen. Das
Stadion steht Kopf. Die Bayern ziehen das Tempo an, wollen nicht als Deppen der
Nation dastehen. Andersons Kopfball kratzt Zani von der Linie ( war er nicht
doch schon dahinter ? ). Hitzfeld bringt Elber und Jeremis. Alles oder Nichts -
die Bayern kämpfen um die Ehre. Bei einem Viertligisten ausscheiden ? - Undenkbar !
Dann die 79. Min. Salihamidzic aus der Drehung zum 1:1. Verlängerung. Der FCM
hatte nichts mehr zu verlieren. Es gibt noch einige Chancen auf beiden Seiten.
Dann - das Elfmeterschießen !
Schicksal,
Fortuna- alles ist möglich.
Es sollte der Abend des
Miro Dreszer werden. Mit stoischer Ruhe hält er die Elfer von Jeremis und Elber
und macht das Unmögliche wahr. (
32
)
Mit
5:3 n.V./Elfm. wirft der Underdog aus Liga 4 die Weltauswahl
der Bayern aus dem Pokal !
Unfassbar.
Die FCM-Kicker in aller
Munde. Glückwünsche kommen aus aller Welt. Die Sensation des
FCM, zu sehen bis in Australien, USA. Interviews, Fernsehberichte , alle
reißen sich um die Pokalhelden. Die Truppe genießt es, im Mittelpunkt zu
stehen. Die Clubfans - stolz wie Bolle - schweben auf Wolke 7. (
33
)
Doch
der Alltag ist grausam !
12. ST.
Das Spiel Eins
nach der Sensation. Auswärtsspiel in Dessau.
Über 1000 Clubfans machen
auf nach Dessau, wollen den Club feiern und siegen sehen. Vogel sieht die Gefahr
des Abhebens und versucht, seine Kicker auf den Boden Tatsachen
herunterzuholen.
2:1 für Dessau
(
34 ).
Die Überflieger der Oberliga jäh abgestürzt. Die Konkurrenz, vor allem VFB
Leipzig Coach Achim Steffens, reibt sich Schadenfroh die Hände.
Am
13. ST.
das erste Gipfeltreffen der
Liga im Grube-Ground.
Die
Sachsen kommen !
Zu diesem Zeitpunkt
ist der VfB Tabellenführer, der Club liegt nicht zuletzt Dank des 1:2 in
Dessau auf Platz 2 mit 4 Punkten Rückstand.
Der FCM beginnt furios, VfB Keeper Grundmann unter Dauerbeschuss.
Dann die 7. Minute. Freistoß Leipzig, Kopfball Gunkel, 0:1 ! (
35
)
Der FCM antwortet mit stürmischen Attacken, Leipzig kommt kaum noch aus der
eigenen Hälfte. Die Clubkicker ballern aus allen Lagen.
Vergebens. Entweder stehen Keeper Grundmann
oder Latte und Pfosten im Wege. Insgesamt fünfmal rettet das Aluminium
den VfB. Fazit dieses Spiel: Der FCM drückend überlegen mit Chancen mit
Minutentakt - das Tor machen die Sachsen. Aber wie heißt es doch so schön: man
sieht sich immer zweimal im Leben - sprich im Rückspiel in Leipzig !
Nach dem Spiel folgt Ernüchterung
beim Club. Der VfB liegt nun mit 7 Punkten vorn. Die Aufstiegsambitionen des
Clubs haben einen mächtigen Dämpfer bekommen.
(
36
)
Und die Holperpartien gehen
weiter: 14. St. 1:1 bei Dresden Nord ( Ausgleich erst in der 87. Min). Der FCM
von der Rolle ?
( 37,
37a )
Wieder ist es der DFB
Pokal, der den FCM in die Erfolgsspur zurückführen sollte.
Achtelfinale
gegen den souveränen Tabellenführer der Regionalliga Süd.
Der traditionsreiche Karlsruher SC kreuzt mit dem FCM die Klingen.
Torfabrik gegen Defensivkünstler
lautet die Devise. (
38
)
Die 9000 Zuschauer sollten
ein denkwürdiges Spiel erleben. Der KSC ist zu Beginn die bessere Mannschaft
Doch der FCM bäumt sich auf. Von den Zuschauern frenetisch nach vorne
gepeitscht startet der Club einen Offensivlauf ohne gleichen. Maslej mit
spektakulären Fallrückzieher ( ARD-Tor
des Monats ) verkürzt.
Dann die 90. Minute. Freistoß Hannemann, halbrechte Position. Diese Szene werde
ich wohl so schnell nicht vergessen. Anlauf, gefühlvoller Heber über die
Mauer: TOOOOR. Wahnsinn. Verlängerung !
Offener Schlagabtausch auf
beiden Seiten. Der junge Ronny Scholze zum 3:2. Das Stadion steht Kopf und der
KSC spielt alles oder nichts. Dann ist es wieder Mydlo, der Mann für die
entscheidenden Tore, der im Konter auf Vorlage von Abi Quadri das 4:2 macht.
Der
FCM im DFB- Viertelfinale- Wer hätte das je geglaubt ? (
39,
40 )
Und der Wahnsinn
sollte noch kein Ende haben. Die Auslosung brachte das nächste Traumlos :
Schalke
- der Mythos, nach 23 Jahren wieder im Grube-Stadion !
Für Rudi Assauer (42), Schalkes graue Eminenz, war Magdeburg ein Wunschlos: "...entweder ein
Heimspiel gegen einen Bundesligisten oder auswärts gegen den FC Magdeburg."
DFB Pokal, - die Lizenz zum
Geldrucken für den FCM. Das Spiel
gegen Schalke wieder (!) live im Fernsehen.
Die Millionen rollen und die Fans singen Berlin Berlin, wir fahren nach
Berlin (41a)
Nun so weit sollte es nicht ganz kommen.
Bis zum Hit gegen Schalke fängt
sich der Club in der Oberliga und fegt auswärts Zwickau mit 4:1 von der ehemals
gefürchteten Halde. Zu Hause gegen Zittau tut der Club nur das nötigste 4:0. (43)
Magdeburg im Pokalfieber:
Das nächste Wunder, bitte
! (44)
Ich war damals 1977 dabei - bei jenem legendären 4:2 gegen die Knappen. Unvergessen: Sparwassers 3 Tore oder
Maxe Steinbachs ( 45 ) Kracher aus 35
Metern.
Zum Spiel:
Eiskalte minus 7
Grad im Grube-Ground.
Mit heißen Herzen wollten die Clubkicker den Wintermeister Schalke
aufs Glatteis legen.
Assauer
geht die Muffe: “Wenn wir hier vergeigen, sind wir die Lachnummer der
Nation“.
Der FCM beginnt nämlich kampfstark,
läßt Schalke nicht ins Spiel
kommen. Doch dann der erste Schock: Ivanovic verletzt, für ihn kommt ab der 22. Minute
Papic im Spiel. Doch der Held vom Köln Spiel
ist nach seiner Verletzung noch nicht wieder der Alte. Mehr schlecht als
recht quält sich Papic auf dem harten, gefrorenen Boden durchs Spiel. So kann
der FCM seine Trumpfkarte Offensive nicht ausspielen, da zudem
noch unsere schwarze Perle Ofodile nach seiner dummen roten Karte aus dem
Punktspiel in Dresden Nord gesperrt ist. So kommt es, wie es kommen musste. Schalke
tut nur das Nötigste, kommt einmal gefährlich vors Tor und schon gibt es
Elfmeter. Am Elfer kann man nicht deuteln, Bodo bringt van Kerckhofen im
Strafraum zu Fall.
Böhme knallt den Elfer
mitten ins Tor (34.Min.).
Aus der
Traum ? ( 47a )
Der Club müht sich. Die
Ausfälle von solchen Topleuten wie Ivanovic, Papic, Ofodile kann vielleicht ein
Bundesligaclub verkraften, unserem FCM Rumpftruppe fehlen an diesem Abend
einfach die spielerischen Mittel um den sehr destruktiv spielenden Schalkern das
Licht auszuknipsen. ( 47 )
So konnte also nur ein
Elfmeter den Siegeszug unseres Clubs stoppen. Die Pokalspiele sollten aber zur
Initialzündung für eine Mannschaft werden, die gezeigt hatte, dass mit dem FCM
wieder zu rechnen ist!
Fußball Magdeburg - Totgesagte leben länger ! ( 48 , 49 )
!
Zur Winterpause stellt sich
die Situation in der Liga wie folgt dar: Dynamo Dresden ( 33 Pkt.)
jagt die Spitzenclubs VfB Leipzig (37 Pkt.) und den FCM ( 35 Pkt.). Die
Meinung der Fachleuten und Annalisten geht in Richtung Zweikampf VfB - FCM. -
Dabei stoßen zwei unterschiedliche Trainerphilosophien aufeinander: Auf
der einen Seite Leipzigs Achim Steffens, ein Verfechter der Defensivstrategie:
„Spiele werden in der Abwehr gewonnen“. Nur 24 erzielte Tore in 17 Spielen
zeigen dies deutlich. Auf der anderen Seite Eberhard Vogel, der ehemalige
Weltklassestürmer, dem es immer noch in den Beinen kribbelt und der am liebsten
selber noch auf dem Platz auf Torejagd gehen würde. Vogels Devise: „Angriff
ist die beste Verteidigung“ ,wird von seinen Clubkickern eindrucksvoll
umgesetzt. Zügelloser Offensivgeist kaschiert so manche Nachlässigkeiten in
der Abwehr. 61 Tor in 17 Spiele sind das Ergebnis von hemmungslosen
Offensivfussball.
beim FCM Ruhe, Zeit zur Regeneration und Vorbereitung auf die alles entscheidende Spiele der Rückrunde ? - Weit gefehlt! Unruhe ist in der Mannschaft! Durch die guten Spiele im DFB Pokal sind unsere Kicker heiß begehrt, der Club als Selbstbedienungsladen der Bundesliga! Nach dem Verlust solcher Toptalente wie Maltritz, Sandmann, Schüßler im letzten Jahr, jagen nun die Manager der Bundesliga unsere Rohdiamanten Franz und Rozsgony. Angebote vom HSV, Wolfsburg, Schalke, Kaiserslautern bringen Unruhe. Es zeichnet sich ab, das beide nach Saisonende den Club in Richtung 1. Liga verlassen werden (49b).
Und, einige Spieler glauben
jetzt, mit dem Club Katz und Maus spielen zu können. Unserer schwarze Perle
Ofodile, dem Held vom Bayern Spiel, verdrehen dubiose Spielerberater völlig den
Kopf. Angebliche Millionenangebote rufen gleich mehrere Berater an den Tisch.
Jeder will etwas von dem großen Kuchen abbekommen, der Spieler bleibt dabei auf
der Strecke. Ofodile tingelt von Probetraining zu Probetraining,
Cottbus, 1860 München, Gladbach und Union Berlin, Hannover sind die
Stationen. Ofo macht überall einen guten Eindruck. Zu einem Vertrag kommt
es nicht, zu undurchsichtig sind die Beraterverträge zu viel Geld wird
verlangt. Der FCM will seinen vermeintlich besten Mann nicht umsonst ziehen
lassen.
So kehrt Ofodile erstmal
kleinlaut zum Club zurück und macht das Trainingslager in der Türkei mit.
Aber auch Erfolgscoach
Vogel sorgt für Unruhe: beim abstiegsbedrohten Zweitligisten
Chemnitzer FC ist er als neuer Trainer im Gespräch. (
50,
51
)
Das
erste Spiel nach der Winterpause gegen Bischofswerda.
Da war doch noch eine Rechnung offen!
Bekanntlich hatte der FCM zum
Saisonauftakt bei den Schiebockern
verloren.
Der Club hatte sich viel vorgenommen, doch dem Spiel machte General
„Winter“ einen Strich durch die Rechnung. Auch das zweite Spiel, in
Hoyerswerda fiel aus.
So mußte der Club im ersten Spiel zu Hause gegen Chemnitz
Farbe bekennen. Mit einem souveränen 5 : 1 wurden die Westsachsen in die
Schranken verwiesen ( 53 ).
Und der Club legte gleich
nach: 4:0 Auswärtssieg in Sondershausen.
Unser FCM ist bestens gerüstet
für das erste Big Point Spiel der Rückrunde:
FCM- Dynamo Dresden - Der alte Ostklassiker ruft.
(FCM und DD Embleme einfügen !)
Kann der FCM einen ersten
Meilenstein in Richtung Meisterschaft setzen
? Mit einem Sieg würde man Dresden auf Distanz halten. ( 55 )
Vor über 5.500 Zuschauern
unter Flutlicht musste jedoch kräftig gezittert werden, bis der 2:1 Sieg unter
Dach und Fach war. Auf Schneeboden hatten die Dynamos den besseren Start. 26.
Minute - Kopfball Dietrich, 1:0 für Dynamo. Dieses Tor muß Vogel wohl so
beeindruckt haben, dass er Dietrich dann im Sommer zum Club holte...
Und dann war es Hannemann,
der dem Spiel seinen Stempel aufdrücken sollte. Weiter Einwurf von Hanne, der Ball segelte gleich einer
Flanke in den Strafraum, energischer Einsatz von Papic und die Kugel zappelte im
Netz. Schiri Fleske erkannte zunächst auf Tor, nahm den Treffer aber nach
Beratung mit seinem Linienassi zurück. Begründung: Hanne habe zu weit (!)vor der
Seitenlinie den Einwurf ausgeführt.
Die Fans standen Kopf und kochten vor Wut!
Aufatmen im FCM Lager, als
Zani per Elfer in der 41. Min. für
den Ausgleich sorgte.
Nach der Pause entwickelte sich ein offener
Schlagabtausch, bis Hannemann erneut zuschlug. In der 74. Min . zog Hanne aus 25
Metern kurz und trocken ab - Torwart Kresic war überrascht, der FCM im Siegesrausch
. Der FCM nun erstmals wieder Tabellenführer, vor dem VfB .(56)
Erwähnenswert noch, dass
unser ehemaliger Clubstürmer Sebastian Hähnge, der nun ein Dynamo geworden
war, in der 89. Min nach Tätlichkeit Rot gezeigt bekam.
Der
FCM Expreß war
nun einfach nicht zu stoppen.
Diese Erfahrung mußten auch die tapferen „Plauener Spitzen“ machen. Auf
tiefen Schneeboden in Plauen legte
zunächst die Heimelf vor, der Club tat sich schwer. Mit der Einwechselung von
unserer schwarzen Perle Ofodile wurde nicht nur ein erfreulicher Kontrastpunkt
zum weißen Vogtlandstadion gesetzt, Ofo kippte das Spiel. Zani und Ivanovic
machten die Treffer zum 2 :1 Sieg in Plauen.
(
57 )
Heimspiel
gegen Cottbus/A. , endlich wieder auf
grünem Rasen.
Ein Mann drückte dem Spiel
seinen Stempel auf. Mit 4 Toren „erschoß“
Ivanovic die Lausitzer im Alleingang ( 58 ). Überhaupt sollte dieser Ivanovic,
der in der Hinrunde in 17 Spielen nur 3 mal das Tor traf, im Verlaufe der Rückrunde
noch von sich reden machen. Vom Mitläufer zum Goalgetter, 17 Tore in der Rückrunde werden sein Marktwert stetig steigen
lassen. Mit seiner Einsatzbereitschaft und
Drang zum Tor spielte sich Jooooseeef
endgültig in die Herzen der Clubfans.
Keiner konnte den FCM mehr
stoppen, die Torfabrik arbeitete auf Hochtouren.
Landesderby in Halle beim HFC. Im Kurt-Wabbel-Stadion wurde
zunächst der HFC mit 5 :1 deklassiert, und das Stadion hinterher von einigen Clubfans demontiert. Da machten einige ihrem Ruf als Krawallfans wieder mal alle
Ehre ( 59 ). Gott sei Dank will die
Masse der Clubfans damit nichts zu tun haben.
Siege
gegen Bischofswerda ( 2:0 H ), Sondershausen ( 2:0 A ), VfL Halle ( 2:1 A
) ließen den FCM auf 4 Punkte Vorsprung gegenüber dem VfB Leipzig davonziehen. (
59 a,b
)
Aber
es gab auch wieder mal schlechte Nachrichten, natürlich von der Kinowelt
/
Sportwelt.
Am 27.03.01 große
Schlagzeile in der Bild Zeitung:
Steigt Kölmel aus?- Dresden droht der Konkurs (
60, 61 )
Hintergrund ist der
Einbruch der Kinoweltaktie von 70 auf
7 Euro. Und so manches kommt auch noch ans Tageslicht. So packt Ecki Meyer am
29.03.01 in der Bild aus:
Ja ja Ecki, hättest Du mal damals lieber die Sportwelt
hinsichtlich der Verträge mit Lamm / Middenorp gefragt...
Die Mannschaft ließ sich
davon in ihrer Konzentration auf das Gipfeltreffen in Leipzig nicht ablenken.
Die Muldestädter aus Dessau konnten davon ein Liedchen singen. Neun
muntere Sachen schenkten die Clubkicker den Dessauern im Grube Stadion ein und
veranstalteten ein Scheibenschießen. Papic
4x, Ivanovic 2x, Franz. Schmidt und
Maslej sorgten mit dem 9:1 für den höchsten
Saisonsieg. Dem Kapitän Schmidt blieb es vorbehalten das 100. Tor für den
Club zu schießen. ( 63 )
Endspielstimmung
in Probstheida. (
64
)
Die letzte Chance für
den VfB Leipzig unseren Club noch zu stoppen.
Die Ausgangssituation: Der
FCM mit breiter Brust : 69 Pkt./ 103: 24 Tore. VfB Leipzig: 65 Pkt. / 46:17
Tore. Nur mit einem Sieg konnte
Sachsen noch hoffen.
8000 Zuschauer, darunter
rund 3000 Magdeburger wollten dabei sein: Ballersturm gegen Betonabwehr !
Und der FCM bot eine
Meisterleistung! (65)
Ein Spiel auf höchstem
Niveau, Dramatik pur, sieben schöne Tore - Fußballherz was willst Du mehr.
Der FCM - von Anfang an voll
auf Offensive. Den Leipzigern wurden im Mittelfeld die Bälle abgejagt und dann
ging es mit voller Kraft Richtung VfB Tor. Petr Maslej in der 7 .Min. sorgte für
die frühe Führung. Maik Franz
legte in der 17. Min. aus dem Mittelfeld ein Riesensolo hin und schob an
Grundmann vorbei zum 2:0 ein. Die Lok wurde aufs Abstellgleis geschoben. Ivanovic
mit zwei Toren machte zur Halbzeit den Sack zu.
4:0 zur Pause, so ein Spiel
hatte man noch nicht gesehen.
Mit Traumfußball wurde die beste Abwehr
demontiert. Was der FCM speziell in der 1. HZ bot, war Fußball auf allerhöchstem
Niveau, man knüpfte nahtlos an die tollen Spiele im DFB Pokal an.
Das Spiel schien gelaufen,
so dachten alle im Stadion. Doch die LOK gab sich noch nicht geschlagen.
Als zunächst Krzaric in der 48. Min und keine 180 Sekunden später Jülich
gegen eine zu sorglose FCM Abwehr trafen, erwachten auch die Leipziger Fans,
hatten noch mal Hoffnung.
Doch der FCM überstand auch die kurzzeitige Schwächephase
und machte in der 72. Min. durch Papic im Konter alles klar. Nun resignierten
die Leipziger und der Club hatte im Konter durch Ivanovic noch 3-4 glasklare
Gelegenheiten, man wollte die Sachsen jedoch nicht noch mehr demütigen. So fiel
an diesem Sonnabend in der Oberliga Staffel Süd eine Vorentscheidung, der FCM
kann mit 7 Punkten Vorsprung beruhigt die Relegationsspiele gegen den BFC Dynamo
angehen.
Nach dem 34. Spieltag,
einem 3:1 Auswärtssieg in Zittau, kann der FCM mit Stolz auf eine Saison der
Superlative zurückblicken
( 66,67
). Mit 120
erzielten Toren in 34 Spielen stellte unser FCM einen deutschen Rekord im
Amateurfußball auf, kein anderes Team hatte jemals so viele Tore erzielt, dazu
die grandiosen Spiele im DFB Pokal, der historische Sieg über die Bayern. Der
FCM bescherte seinen Anhängern unvergessene Stunden der Leidenschaft und
Dramatik.
Alles
umsonst gewesen ? Was zählen
Torerekord Pokalschlachten und
Staffelsieg, wenn man um den Lohn seiner Arbeit gebracht wird und nicht direkt
aufsteigen darf. Während alle anderen Oberligameister in ganz Deutschland
direkt aufsteigen, die kommende Saison planen können, müssen die beiden
Meister der Oberligen Nord und Süd des NOFV in zwei Entscheidungsspielen um
Alles oder Nichts kämpfen.
Ein ganzes Jahr voller
harter Arbeit steht auf dem Prüfstand:
BFC
Dynamo - 1. FC Magdeburg
Der BFC Dynamo, im Osten
gehaßt, früher von der Stasi geliebt und von Schiedsrichtern bevorteilt,
setzte sich in der etwas schwächer eingeschätzten Staffel Nord
souverän durch, war dort ohne Konkurrenz.
Der FCM ging durch das Stahlbad der Staffel Süd, setzte sich gegen härteste
Konkurrenz durch und wuchs in den Pokalschlachten über sich hinaus.
Fachleute sahen leichte
Vorteile beim FCM auf Grund seiner Offensivstärke, Jürgen Bogs, der Berliner
Trainer meinte Schwächen in der FCM Abwehr ausgemacht zu haben (68).
Die Berliner überzeugten
durch Ihre Spielstärke, vor allem dank
ihrer rumänischen Spitzenspieler und hatten
einen Top Torjäger der Extraklasse in ihren Reihen: der Russe Denis Koslov, mit
29 Toren absoluter Torjäger aller Oberligastaffeln
Im Vorfeld der Spiele kam
Unruhe bei den Berlinern auf. Gerüchte, das der BFC Pleite ist, machten die
Runde. Grund: Der Börsenkurs des Hauptsponsor Lipro AG, ein
Softwareunternehmen, sackte dramatisch ab, seit Januar wurden keine Gehälter
mehr gezahlt. Insolvenz bei Lipro drohte. Parallelen
zur jetzigen Situation beim FCM Geldgeber Kinowelt/ Sportwelt drängen sich auf.
(69).
Dazu wurde schon im Vorfeld
um Torjäger Koslov gebuhlt. Angeblich waren sich der FCM und der Russe bereits
einig, Vertragskonditionen untersetzt
(70). Nun was daraus geworden
ist wissen wir alle, Koslov spielt jetzt in Elbflorenz bei Dynamo in Liga vier.
02.06.2001 Teil 1 des Aufstiegsgipfels im Berliner
Sportforum. (71)
Rund 5000 Magdeburger
machten sich auf nach Berlin. Was uns im Sportforum erwartete, übertraf
selbst die kühnsten Erwartungen. Ein besserer Sportplatz, Schottersteine so groß
wie Hühnereier auf den Traversen, Container als Spielerkabinen und ein Eingang
für 5000 Fans. Was sich in und um den Stadion in Sachen Sicherheit abspielte,
war ein Skandal ersten Ranges. Und später waren nur wieder mal die Fans Schuld,
dass es fast zum Spielabruch gekommen war.
Der FCM begann mit Anpfiff
so wie wir ihn das ganze Jahr gesehen haben: Druckvoller Angriffsfußball,
Pressing schon im Mittelfeld, der BFC kam kaum über die Mittelinie. Die
Berliner völlig überrascht von der offensiven Grundeinstellung des Clubs
konnten nur reagieren, nicht selber agieren. Den Clubfans hüpfte das Herz vor
Freude, bis zur 18. Minute.
Roszgony bekommt Rot, wegen Nachtretens gegen Oprea. Nun beginnt das Spiel zu
kippen, der FCM nicht mehr so souverän, ein Riß im Spiel. Berlin kommt auf,
wird gleichwertig. Glück für den FCM in der 29. Min. Dreszer wehrt einen
Koslov Schuss ab, den Nachschuß setzt Oprea an den Pfosten. Dann der nächste Rückschlag,
keine zwei Minuten später muß Hannemann verletzt vom Platz, für ihn kommt Koc.
Die Stimmung auf den Rängen explosiv, Steine fliegen aus dem FCM Block aufs
Spielfeld, ein Balljunge und der Linienrichter werden angeblich getroffen.
Schiri Bley unterbricht das Spiel in der 32. Min. für 15 Minuten, Spielabruch
droht, die Fans wollen den Platz stürmen. Hier zeigen sich die mangelhaften
Sicherheitsvorkehrungen der Berliner, trotz fünf Hundertschaften
Bereitschaftspolizei und Reiterstaffel, das Sportforum ist in keinster Weise
regionalligatauglich und die Berliner nicht in der Lage ein solches Spiel über
die Bühne zu bringen.(
Der BFC weiter am Drücker,
35. Min Dreszer kratzt Koslovs Knaller aus dem linken Winkel. Nach der Pause
kommt Ofodile und hat fast das 1:0 auf dem Schlappen. Nach Opreas Platzverweis in der 72. Min ist wieder numerische
Parität hergestellt. Und der FCM übernimmt sofort wieder das Zepter des
Handelns. So muß sich der Berliner Keeper mehrfach auszeichnen, bei Zanis
tollen Seitfallzieher ( 82. ), dann bei Ofodiles Geschoß ( 87. ). So endet Teil
1 der Entscheidung mit einer Nullnummer.(73)
Die Meinung der Fans ist
gespalten, auswärts ein Unentschieden ist nicht schlecht. Aber auf Grund des
Europapokalmodus, Auswärtstore zählen doppelt, hat auch der BFC noch seine
Chancen.(73a)
Trainer Bogs tönt denn
auch: „ Jetzt muß Magdeburg kommen, wir können kontern. Machen wir ein Tor,
steigen wir auf“.
In den folgenden 7 Tagen
wurde geredet und diskutiert, gejammert und geflucht, ob dieser brutalen
Aufstiegsregelung. Einhellige Meinung: Weg mit diesen Entscheidungsspielen ! (73b)
09.06.2001-
Endspiel in Magdeburg. Die Wahrheit liegt auf dem Platz.
Über
20.000 Fans wollen an diesem historischem Tag dabei sein und ihren Club siegen sehen (75,76)
Die Sonne scheint, einige
Familien mit Kindern sitzen am Springbrunnen beim Szenetreff Alex. Zwei Kinder,
vielleicht 5 und 9 Jahre alt, schlecken ihr Eis mit mißmutigem Gesicht.
„Mama“ fragt der eine, „warum darf ich heute nicht zum Fußball, meine Kumpels sind doch auch alle
da“ ? Seid ruhig sagt die Mutter, es reicht wenn Euer Vater Woche für Woche
zum Fußball rennt.
Der Junge ist sauer,
schleckt aber tapfer sein Eis. Dann sagt er zu sich, „wenn ich groß bin, dann
brauche ich keinen mehr zu fragen !“.
15.46 Uhr, aus Richtung
Cracau schallt der tausendfache Ruf
TOOOOOR herüber, die Junge schreckt auf, Tränen in den Augen.
Ein paar Leute schlendern
vorüber, die Innenstadt ist wie ausgestorben.
Zur gleichen Zeit sind über
20.000 Magdeburger Fans keine 2 km
Luftlinie entfernt im Grube Stadion und peitschen ihren FC Magdeburg zum Sieg
gegen den BFC Dynamo. Südländische Atmosphäre im Grube Ground. Stimmung wie
in einem Bundesligaspiel. Tatsächlich jedoch stehen sich hier zwei
Teams der Oberliga Nordost, der 4. Spielklasse Deutschlands gegenüber.
Es geht um den Aufstieg in die 3. Liga, der Regionalliga.
Zurück zu den Wurzeln, für
viele war es eine Rückbesinnung in
die eigene Jugend. Und es sind nicht nur die älteren, die wiederkamen.
Der Virus FCM grassiert
auch unter den jüngeren , welche die glorreichen Zeiten selber nie miterlebten
und nur aus den Erzählungen ihrer Eltern oder Freunde kennen dürften.
In den DFB Pokalspielen und
nun beim Saisonfinale gegen den BFC ist es wieder da, dieses einmalige Fluidum
in und um Magdeburg, wenn der FCM spielt. Der FCM ist dabei verlorenen Kredit
bei den Fans zurückzuholen.
Die Spiele gegen Bayern und
Schalke zeigten allen deutlich, die Fans kamen um ihren Club zu sehen und nicht
um die Bundesligaprofis zu bejubeln.
Der FCM auf Kurs
Bundesligafußball ? Der Weg ist noch weit.
Den Weg zurück in die Herzen der Magdeburger hat er längst wieder
gefunden.
All jene, die dabei waren, erlebten ein Spiel voller Dramatik
und Höhepunkten. Der FCM begann
couragiert, wollte ein schnelles Tor vorlegen, in der 16. Minute ging die
Rechnung auf. Unser Tschechenbomber Petr Maslej per Kopf zum 1:0. Die Fans aus dem Häuschen. Doch die
Berliner schlugen in der 29. Minute eiskalt zurück und hatten ihr Ziel ein Auswärtstor
erreicht. Damit wäre der BFC aufgestiegen. Die Clubabwehr wackelte einige Male
bedenklich. Die Fans peitschten ihren Club nach vorne und wieder war es Goldköpfchen
Maslej, der in der 50. Min. für die erneute Führung sorgte. Wer da glaubte die
Berliner wären geschockt, irrte gewaltig. Ausgerechnet Koslov, der ja angeblich
zum FCM wollte, sorgte für den Gleichstand in der 57. Min. Wieder wäre der BFC
Dank des EC- Modus in Liga 3 aufgestiegen.
Der FCM am Scheideweg:
Entweder Siegen oder Sterben ! Sollte der Club erneut in der Stunde der
Entscheidung versagen ? Lichterfelde 1994 läßt grüßen !.
Doch die heutige Elf ist
aus anderem Holz geschnitzt. Der
Club forciert das Tempo, macht Druck aus allen Mannschaftsteilen. Dann ist es
Ivanovic, der aus 8 Metern die
Kugel in der73. Min. zur erneuten Führung ins Berliner Netz jagt. Die Fans
skandieren: Jooooooooooooooseeeeeeeeeeeeeeef.
Kann der BFC noch einmal
zurückschlagen ? Der Club will sich nicht mehr die Butter vom Brot nehmen
lassen. In der 84. Min. hat Trainer Vogel ein goldenes Händchen, wechselt David
Mydlo ein. Und dieser Mydlo, keine 9 Sekunden im Spiel
wuchtet den Ball aus spitzen Winkel
ins Tor. Das war die Entscheidung. Unser Spielmacher Zani legt nach,
macht in der 91. Min. das 5:2.
Die FCM Truppe legte das
Reifezeugnis für die Profiliga ab (77)
Die Emotionen entladen sich
wie ein Gewitter. Die Tore werden geöffnet, die Fans strömen auf den Rasen
„We are the Champions“
der Chor der zwanzigtausend feiert seine Helden. Der grüne rasen war mit
blauweißen Schals und Fahnen bedeckt Die Szenen die sich danach in und um dem
Stadion abspielten, sind wohl nur noch mit jenem legendärem Europapokalsieg von
1974 zu vergleichen
Die Würfel sind gefallen. Der FCM hat
den Aufstieg geschafft- so
meinten alle.
(78)
Was keiner ahnen konnte,
dieser grandiose Sieg sollte plötzlich nichts mehr Wert sein.
Es sollte ein 3. Entscheidungsspiel geben. Nicht mehr auf dem grünen
Rasen, nein in den Glaspalästen der Banken und der DFB Schaltzentrale in
Frankfurt/Main sollte die Entscheidung fallen.(79)
Die Kinowelt hat über
Nacht allen von ihr gesponsorten Vereinen den Geldhahn zugedreht, fest
zugesicherte Bürgschaften für die Lizenzen platzen lassen. In Braunschweig,
Essen, Düsseldorf stand der Fußball über Nacht
vor dem Aus. Den SSV Ulm, Göttingen und den FC Sachsen sollte es ganz
hart treffen (80a)
Und in 4 Tagen müssen
die Lizenzunterlagen beim DFB eingereicht werden.
Während die Mannschaft und
die Fans noch im Stadion feierten, arbeitete die Führungscrew des FCM um Lutz
Trümper fieberhaft an der Rettung. In 4 Tagen 4 Mio DM- woher Nehmen im Osten ?
Viele erfuhren erst am
Abend aus dem Nachrichten von der sich anbahnenden Tragödie. Resignation machte
sich breit. Sollten die Menschen im Osten Deutschlands und damit auch der Fußball
mal wieder der Verlierer sein. Da ist es Trümper, der sich vor den Karren
spannt und in jenem legendären Fernsehansprache am Sonntagabend die Bevölkerung
in und um Magdeburg aufruft den FCM zu retten. (81)
WIR
SIND DER CLUB , dieser legendäre
Schlachtruf der Magdeburger Anhänger, aktuell wie vor 30 Jahren, ist an diesem
denkwürdigen 09.06.2001 und den Tagen danach zu neuem Leben erwachen.
In der Stunde der größten
Not, als nicht nur die Regionalligalizenz sondern die Existenz des ganzen Clubs
auf dem Spiel steht, ist wieder da. Dieses WIR- Gefühl, die Verbundenheit der
Magdeburger mit Ihrem Club, zeigt sich in diesen Tagen
deutlicher den je. Spontane Rettungsaktionen laufen an. In Betrieben und
öffentlichen Einrichtungen werden Spendenaktionen ins Leben gerufen. Die
regionalen Radiosender veröffentlichen Spendenkontonummern. Die Future- Card
Aktion wird ins Leben gerufen. Was
sich in Magdeburg und Umgebung abspielte war wohl einmalig in ganz Deutschland.
Ganze Schulklassen marschierten zum Grubestadion und opferten ihre Sparschweine.
Über die Rettungsaktion wird bundesweit im Fernsehen berichtet.
Die Bevölkerung bringt
innerhalb von 3 Tagen 1,2 Mio DM auf. Zwei Banken, die Sparkasse und die DKB
Bank bürgen für die Gesamtsumme i.H.v. 5 Mio. DM. (82)
Eine Stadt, eine ganze
Region rettet ihren FCM, und damit auch einen Teil ihrer Liebe und Träume. (84, 85,
86,)
Über diese einmalige
Rettungsaktion ist genügend berichtet wurden, ich möchte nur Danke sagen an
alle, die dieses Wunder möglich machten. Die Tage im Juni 2001 werden in der
Clubgeschichte einen historischen Platz einnehmen. Ich wünsche mir, dass später
einmal zu lesen sein wird, das in
jenen Tagen der Grundstein für
eine neue glorreiche FCM Zukunft gelegt wurde .